Donnerstag, März 31, 2005

Tag der Verluste - Kettcar fahren

Erlebnisreicher Tag. Kettcar im Holsterhausener Jugendzentrum gleich neben der Essener Jugendpsychatrie. Okay, ich hatte also keinen langen Heimweg.

Eigentlich dachte ich nicht, dass ich über diese grandiose Band noch weihevolle Worte verlieren müßte. Gestern nachmittag fragte mich aber eine Freundin: "Kettcar? Damit sind doch früher meine Kinder gefahren." Ich auch. Aber dieses kleine rote Gefährt, mit dem ich im Alter von fünf mit bereits stattlichen zwei Stundenkilometern durch die heimischen Felder gerast bin, ist nicht gemeint.

Kettcar ist die neue Hamburger Perle des Indie-Pops. Waren sogar auf dem Visions-Cover und in diversen Fernsehshows, was sicherlich kein Qualitätsmerkmal ist. Durch die Gnade der späten Geburts blieben mir solch zweifelhafte musikalische Vorbilder wie die Beatles (ist doch ein Auto, oder?) oder Abba (warum nennen sich Schweden nach einer Ruhrgebietskonjunktion?) erspart. Mein musikalischer Einstieg als Teen begann mit der NDW. Leider gab es dann fast zwanzig Jahre lang keine hörenswerte deutschsprachige Musik mehr.

Wenn Tocotronic für dich studentisches Selbstfindungswichse aus der Veganer-WG und Blumfeld dir zu kryptische verquast ist, dann greife zu Kettcar! Neben wunderschönen Melodien geht es hier um die kleinen Hindernisse und Problemchen, mit denen jeder normale Mensch zu kämpfen hat. Unaufdringlich und sympathisch.



Apropos kleine Hindernisse und Problemchen. Der helle gestrige Tag wurde von kleineren Zerstörungen und Verlusten überschattet.

1. Als mich Denise zum Abschied umarmte, übersah ich das Sektglas in ihrer Hand und feuerte es mit brachialer kinetischer Energie gen Boden. Trotz des hervorragenden Feng-Shuis des Ortes. Manche Dinge werden ich nie begreifen.

2. Seit der Euroeinführung erwarb ich zum ersten Mal ein Band-T-Shirt. 15 € - das ist ja geschenkt, dachte ich nur die Bordellpreise von Slayer und Co. gewohnt. Tut mir leid, aber 30 - 40 € für ein einfaches Shirt mit Bandlogo ist völlig unverhältnismäßig und Abzocke der Fans.

Ich hätte mich einfach nur freuen und keinerlei Bad Vibes mit dem Gedanken an unseriöse Merchandiser verschwenden sollen. Da die Temperaturen im JZ die einer finnischen Sauna überstiegen, und wir uns langsam in den gasförmigen Aggregatszustand verwandelten, stopfte ich meine Neuerwerbung in eine Jackentasche. Eine Viertelstunde später war das T-Shirt weg, dematerialisiert, heimtückisch gestohlen, ich weiß es nicht. Wir suchten das ganze Gebäude erfolglos ab. Ich hielt mich mühsam zurück, eine neues Shirt zu erwerben. Dann hätte ich doch 30 € ausgegeben. Ist vielleicht eine andere Taktik: Ich verkaufe zu einem vernünftigen Preis und klaue den Artikel, so dass der Kunde zweimal zahlt. Nee, ist nur Quatsch. Durch ein Wunder erhielt ich doch noch ein Shirt, ohne es zu kaufen. Wie ich das gemacht habe? Nun, das ist eine andere Geschichte.

3. Und auch das Tabakpäckchen, was ich mittags an der Tanke erwarb, war verschwunden. Habe heute morgen ein neues erworben und bin dabei den letzten gewaschenen Geldschein losgeworden. Gewaschen? Nein, nicht so wie ihr denkt. Habe einfach zum zweiten Mal in diesem Jahr mein Portmonnaie in der Hose gelassen, als ich diese der Waschmaschine überantwortete. Verwaschenes Geld sorgt immer für Aufmerksamkeit, wenn ihr euch fragt, wie ich komme ich mit Kassiererinnen ins Gespräch. Kleiner Tip zum Schluss. .-)

wollt ich leben oder sterben wie ein toastbrot im regen?


wie ein betrunkener hund im zorn ohne grund?


die erinnerungssplitter liegen herum


ich tret rein.


und verblutend am elbstrand, die getränke sind alle


noch ein letztes mal winken auf dem weg zur leichenhalle


immer zu wenig oder zu viel in mir


als man ankam wollte man werden, die geschichte schreiben,


die doofen sollten sterben, der plan als man damals nach hamburg kam



hasta la vista und einen sonnigen Donnerstag Michael

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das glaubst du ja selbst nicht

Anonym hat gesagt…

Seh ich auch so

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