Samstag, März 12, 2005

Ich lerne wieder Fremdsprachen

Ihr werdet euch sicher fragen: Was hat er jetzt schon wieder angefangen?

Ich war gestern im Astra, Essen, und durfte die Verfilmung von "Silentium" von Wolf Haas bewundern. Vorher fragte ich mich, ob Wolf Haas' Skurilität und teilweise schon surrealistischer Humor auf Zelluloid zu bannen. Ja, es geht. Sehr gut sogar.

Josef Hader als abgewrackter Ex-Bulle Brenner ist die Idealbesetzung, und auch Joachim Krol als Bösewicht weiß zu glänzen. Mir wurde seit zwei Jahren die DVD von "Komm süßer Tod" versprochen; angeblich nicht zu erhalten. Jetzt habe ich sie mir selber bestellt und bin guten Mutes, sie innerhalb der nächsten Wochen zu erhalten. Es lohnt sich.

Anbei die Beschreibung des Filmes von den Essener Filmkunsttheatern:

Mit einem Selbstmord, der keiner ist, eröffnet diese zweite Zusammenarbeit von Regisseur Wolfgang Murnberger mit Krimiautor Wolf Haas und Schauspieler Josef Hader nach „Komm, süßer Tod“. Wieder spielt der auch als Kabarettist bekannte Hader den abgebrannten Privatdetektiv Simon Brenner. Der gerät bei seinen Nachforschungen im Milieu von katholischer Kirche und Salzburger Festspielen selbst unter Mordverdacht und entrinnt nur um Haaresbreite einem wenig genehmen Tod. Der skandalträchtige Blick hinter scheinbar wohlgeordnete Kulissen erfolgt dabei mit einer saftigen Portion tiefschwarzer Ironie, bösem Sarkasmus und thrillerhafter Spannung.

Es ist die Witwe (Maria Köstlinger) des angeblich freiwillig in den Tod gegangenen Schwiegersohns des Festspielpräsidenten (Udo Samel), die Brenner den Auftrag erteilt, nach den wahren Umständen des Ablebens ihres Mannes zu forschen. Der nämlich hatte kurz zuvor noch behauptet, während seiner Jugend im Knabenkonvikt von seinem damaligen Erzieher, dem jetzigen Erzbischof von Salzburg, missbraucht worden zu sein. Der Kreuzzug gegen die katholische Kirche scheint jedoch schneller vorbei zu sein als er begonnen hat. Vom Festspielpräsidenten wird später zu hören sein, man müsse „nach so vielen Jahren doch auch mal verzeihen können.“

Spätestens da beschleicht einen der Verdacht, auch der zur Spitze der honorigen Salzburger Gesellschaft zählende Kulturmacher könne nicht ganz so legale Geheimnisse haben. Vermutungen in dieser Hinsicht hat auch Brenner im Laufe seiner Nachforschungen. Welche Rolle dabei der Sportpräfekt Pater Fitz (Joachim Krol) und die im Konvikt für Hausarbeiten zuständigen philippinischen Mädchen spielen, darauf müssen sich auch Brenner und sein Freund Berti (Simon Schwarz) erst einen Reim machen. Dass sie in ein Wespennest voller Intrigen und Gefahren gestochen haben, darüber sind sich beide schon bald klar. Als ein Freund Brenners gelyncht aufgefunden wird, gerät letzterer in der Boulevardpresse unter der Schlagzeile „Ritualmord im rechten Milieu“ ins Visier der Fahndung. Brenner hat die Wahl zwischen Fegefeuer und Hölle.

Für einen Antihelden wie ihn ist es da letztlich wurscht, welchen Weg er geht. Hauptsache, er leidet. Genau dies tut Josef Hader in mitleidsvoller Manier, immer aber mit einem trockenen Spruch auf den Lippen. Abgebrannt bis auf den letzten Heller, gedemütigt von seiner Auftraggeberin (wegen der er kurz zuvor seinen Job als Kaufhausdetektiv verliert) sucht er sein Schicksal mit Joint und Kopfschmerztabletten zu lindern. Immerhin verliert er ob der persönlichen Misere seine Schlagfertigkeit und seinen schwarzen, sarkastischen Humor nicht. Hader beweist einmal mehr, dass er ein großartiger Charakterdarsteller ist.

Doch auch das restliche Personal in „Silentium“ weiß zu überzeugen. Jürgen Tarrach zum Beispiel. Als Opernsänger ist auch er in die obskuren Machenschaften des Festspielbetriebs involviert, seine Methode zur Ölung seines Gesangsorgans mag als selten skurriler Einfall in die Geschichte der Stimmbildung eingehen. Joachim Krol wiederum überzeugt als doppelgesichtiges Unschuldslamm, Anne Bennent hat kurze Auftritte als Brenners personifizierte Kopfschmerztablette. Zum Querdenkertum des wohl überlegten Krimiplots passt schließlich auch ein Gastauftritt des auch im wirklichen Leben in ähnlicher Funktion in Bayreuth engagierten Christoph Schlingensiefs als exzentrischem Festspielregisseur.

Wie schon bei „Komm, süßer Tod“ (der in deutschen Kinos zu Unrecht wenig Beachtung fand) überzeugt „Silentium“ durch seine für österreichische Filme unter der Beteiligung von Josef Hader zu einer Art Markenzeichen gewordenen Mischung aus morbider Bitterkeit, lakonischem Wortwitz und zynischem Verhalten. Dass auch surreale Szenen wie jene von Brenners (Alp)Traum, eine Tischfußballfigur zu sein, Platz in dieser Thrillerkomödie haben, spricht für den künstlerischen Mut des österreichischen Trios Murnberger/Hader/Haas. Nichts dagegen, auch noch die restlichen Romanabenteuer des Privatdetektivs Simon Brenner im Kino erleben zu dürfen.

Thomas Volkmann

Ach, was es mit der Fremdsprache auf sich hat? Da der Film im Original, d.h. im Ösi-Dialekt, gezeigt wurde, blieben einige Passagen für mich unverständlich. Ich finde aber, es lohnt sich, die Feinheiten des Sprachgebrauchs unserer Nachbarn zu ergründen. Ansonsten muß man auf die DVD warten und sich die englische Übersetzung anhören.

In diesem Sinne liebe Grüße von der Sonnenseite des Lebens Michael

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