Donnerstag, März 10, 2005

Macht Fernsehen dumm? Pilot

Generell beanwortet: Nein. Lediglich die Beschränkung auf gewisse Formate wie die Gewaltorgie Tagesschau oder das Bekloppten-TV à la Richter Barbara Holt. Es hat aber auch schon eine gewisse Komik, wenn Fälle quasi erst im Gerichtssaal ermittelt werden und Leute nur wegen eines Motivs ein halbes Jahr in Untersuchungshaft gesteckt werden. Aber diese seltsamen Shows formen das Bild der meisten Bürger von unserer Jurisdiktion. Wie wäre es mal mit Abiturprüfungen mit Laienschauspielern? Mathematiklehrerin Dr. Gibbler-Fahrenbeck-Petersen. Die ultimative Horror-Reality-Show. Sechstklässerler werden überraschend abiturgeprüft. Lehrer anderer Schulen stürmen während des Examens den Raum und stellen abstruse Fragen aus anderen Fachgebieten. Die Familien sind anwesend und brechen in Tränen aus. Stoff für große Emotionen.

Allerdings kenne ich auch Leute, die keinen Fernseher besitzen, und nicht gerade als intelligent zu bezeichnen sind. Die selbstgewählte Fernsehlosigkeit scheint eine spätpubtertäre Rebellion gegen das nicht näher definierte Konstrukt Gesellschaft zu sein. Wer's im Alter von 40-50 noch braucht. :-)

Dabei hat das Medium diverse entzückende Kleinode herausgebracht.



Die Serie war und ist saucool. Der junge Johnny Depp und Kollegen ermittelt als Undercovercop an Schulen. Wie oft habe ich mir damals gewünscht, meinem Biolehrer die Polizeimarke mit den Worten unter die Nase zu halten: "Ich bin kein Schüler. Dr. R., ich verhafte sie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit."

Nur die Frisuren erinnern manchmal an die Grausamkeit der 80er-Jahre Mode. Es ist wirklich seltsam, dass z.B. Kylie Minogue heute mit Mitte 30 wesentlich sexier aussieht als in ihrer Jugend. Was ein Styling doch alles ausmacht.



Die erste Mysteryserie überhaupt. Interessierte es eigentlich überhaupt jemanden, wer Laura Palma wirklich umgebracht hat? Die Figuren waren an Skurilität nicht zu überbieten, die Drehbücher wirkten teilweise wie LSD-Visionen und die Darstellerinnen sahen zum Anbeissen aus. Ich verliebte mich natürlich in die Böse Audrey Horn. Leider unerwidert. Obwohl ich fast alle Lynch-Filme mag, war Twin Peaks immer mein Favourite. Das war Erlebnisfernsehen. Leider schob Lynch noch den unsäglichen Streifen "Twin Peaks - Der Film" nach, der sicherlich seine schlechteste Arbeit ist. Ich hoffe, dass auch noch die nächste Staffel auf DVD erscheint.



Als der Sender Vox gegründet wurde, hatten sie noch den Anspruch "anderes" Fernsehen zu machen. Taten sie auch. Ausgerechnet Alaska war ein weiteres Highlight meiner Fernsehbiographie. Die Figuren dieses TV-Mikrokosmos' waren exzellent designt. Joel, der arrogante New Yorker, der in alaskanischer Einöde sein Stipendium unter abenteuerlichen Bedingungen arbeiten mußte. Maurice, ehemaliger Astronaut und Patriot, der für alles steht, was uns Europäern an den USA befremdlich vorkommt. Holing Vincour, sechzigjähriger Kneipier liiert mit der zwanzigjährigen Dorfschönheit Shelly. Ed Chigliac, Indianer mit Vorliebe für großes Kino. Oder Adam, Vietnamveteran und Meisterkoch. Daraus ergab sich Stoff für witzige Unterhaltung und große Gefühle.

Wie sehr die Serie bewegte und bewegt, sieht man daran, dass es noch heute Bürgerrechtsbewegungen gibt, die eine Wiederholung der Serie fordern:

Dr. Fleishman soll wieder Erythrozyten zählen

Zu recht!!!



Eine weiteres Highlight der Fernsehgeschichte. Haha, nein, die Serie lief oft vor RAN, da man ohne Verlust auf den Videotext mit den aktuellen Bundesligaergebnissen schalten konnte.

Das Setting war die High Society von Beverly Hills. Leider versäumte es Produzent Spelling gute Figuren, gute Plots, gute Schauspieler oder wenigstens gut aussehende Schauspielerinnen ins Konzept zu integrieren. Jason Priestlys Mimik ließ vermuten, dass seine schauspielerischen Vorbilder in Actiongrößen wie van Dame, Schwarzenegger oder Seagull lagen. Nun, die konnten wenigstens kämpfen. Diese Serie wurde vollkommen zu recht bisher nicht wiederaufgelegt. Auch kam keiner der Akteure mit anderen Rollen später groß raus. Manchmal gibt es doch noch Gerechtigkeit.

Mehr die Tage. LG aus Houston /Texas Michael

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