Sonntag, Februar 17, 2008

Weihnachtliche Nebenverdienste

Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt, drittens hasse ich alte Binsenweisheiten. Was soll das denn heißen? Vor Allem mit diesen idiotischen Zahlen dazwischen? Nun ja, ich hatte zuerst auch nur Karin zum kleinen gemütlichen Umtrunk bei mir mit viel Weihnachtspunsch und Rute Geschenken eingeladen.

Ich mischte gerade meine berühmt berüchtigte Whisky-Vodka-Himbeerbowle. Frische Himbeeren im Saft werden über Nacht in Vodka angesetzt und das ganze am nächsten Tag mit Whisky aufgefüllt. Noch ein wenig Vanille und Zimt dazu ... wunderbar. (Je nach Jahreszeit variierte der Geschmack recht stark). Aber ich schweife ab. Ich teste jedenfalls das wunderbar vanillige Gesöff, als mein Telefon klingelte - ja, auch ich bin inzwischen in der Zivilisation angekommen. Ich erwartete die üblichen Weihnachtswünsche begeisterter ehemaliger Klienten und beabsichtige sie mit dem Hinweis abzubügeln, ich nehme Dank am liebsten schriftlich unter folgender Kontonummer entgegen. Ihr erinnert euch an den mehr oder minder intelligenten Anfangssatz?

ich: Bulderner Weihnachtsmannservice: ob Bart oder Rute, wir erfüllen ihnen jeden Wunsch.
Anrufer: Ähm. Hallo?
ich: Für das unartige Weihnachtsluder drücken sie bitte die 1

Wenn der Weihnachtsmann sie vor seinen Schlitten spannen soll, drücken sie bitte die 2

für den Weihnachtsdomino bitte die 3

den zauberhaft zungenfertigen, aber ausgesprochen grünen Weihnachtself wählen sie die 4

Sollten sie ein detektivisches Anliegen haben wählen sie bitte 26636- N-A-N-N-E-N

Anrufer: Das ist nicht witzig
ich: Sie möchten also von Knecht Ruprecht durch den Schnee gejagt werden ... dieser Service kostet sie 4,99 die Minute
Anrufer: hektische Wahltöne Susanne, das muss so eine amerikanische Nummer sein, wo kriege ich denn die Buchstaben her?
Gebrummel
Anrufer: Schnell, die verlangen ein Vermögen.

Ich beschloss, den Armen zu erlösen. Immerhin verdiente bisher an diesem Anruf nur die Telekom.

ich: Detektei Nannen - Dieter Nannen am Apparat, was kann ich für sie tun?
Anrufer: Herr Nannen? Gott sei Dank. Irgendwie bin ich in die Warteschleife von so einer Sexnummer gekommen...
ich: Ja, die Telekom hat hier im Münsterland ein paar Nummern doppelt vergeben. Aber ich habe Glück gehabt, diese netten Damen schalten ihren Service nur an Weihnachten und Ostern.
Anrufer: Ostern?
ich: Die Eierversteckende Hoppelhäsin ist der Renner. Mir tat langsam selbst das Ohr weh bei so vielen Kalauern. Zum Glück beschloss er das Thema nicht mehr weiter zu verfolgen.
Anrufer: Ich brauche ihre Hilfe. Ich fürchte um mein Leben.
Ich wurde schlagartig ernst: Jetzt mal langsam. Wer sind sie? Warum denken sie, dass sie um ihr Leben fürchten müssen? Und von wem droht ihnen Gefahr?
Anrufer: Mein Name ist Karsten Sandholz. Ich bin im Controlling einem sehr erfolgreichen kleinen Familienbetrieb tätig.
Oh mein Gott, das klang ja wie diese Werbung - gehörte Herr Sandholz etwa zur seltenen Gattung der Hausmänner? Hoffentlich verdiente seine Frau gut.
Sandholz: Oerte, Sandholz und Partner - wir sind eine der größten Floristenfachgeschäfte im Münsterland.
Na da war ja mein Scheck gesichert.
Sandholz: Es geht um meine drei Söhne: Karten jun., Detlev und Yannik. Wir waren nie die Bilderbuchfamilie. Aber seit ich mit Susanne zusammen wohne ... Nun ja. Sie kennen das vielleicht.
Ich gab ein paar mitfühlende Grunzlaute von mir. Er schien zufrieden.
Sandholz: Jedenfalls bin ich mir sicher, dass sie etwas aushecken. Diese ständigen Andeutungen, wenn ich Susanne heiraten würde, nun dann wüssten sie schon, was sie davon zu halten hätten.
ich: Und, sie haben?
Sandholz: Natürlich. Ich lasse mich doch nicht erpressen. Ich habe ihnen die Einladungen gestern per Einschreiben zu kommen lassen. Und auf einmal haben sich alle Herren zur gemütlichen Weihnachtsfeier angemeldet. Sie wissen genau, dass dann ihr Pflichtteil bedeutend kleiner ausfällt.
ich: Nun, ob die gemütlich wird, sei mal dahin gestellt ... aber was ist meine Aufgabe dabei?
Sandholz: Sie werden inkognito zu uns stoßen und die ganzen Schmarotzer beobachten.
ich: Das gibt aber einen Feiertagsspesenzuschlag, das ist ihnen klar, oder?
Sandholz: Naja, solange sie nicht über die Telekom abrechnen. Ich erwarte sie dann gegen 18.00 und grüßen sie das Weihnachtsluder von mir.

Während der Punsch wieder in den Kühlschrank wanderte und ich Karin texte, dass es später werden könnte überlegte ich, ob ich nicht meinen Beruf verfehlt hatte. Vielleicht sollte ich die wöchentliche Anzeige doch mal ein wenig verändern?

Mehr übers Nannensche Weihnachtsfest lest ihr demnächst hier an gleicher Stelle.

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