Sonntag, Februar 17, 2008

Das siebte Werk der Barmherzigkeit

Ein schauerliches und für mich dennoch anziehendes Thema, mit dem ich ja von Berufswegen immer wieder zu tun habe: der Tod. Tote zu bestatten gehört im Christentum zu den sieben Werken der Barmherzigkeit ebenso wie Hungernde zu speisen, Fremde zu beherbergen, Kranke zu pflegen, Gefangene zu besuchen, Nackte zu kleiden oder Armen zu helfen. Der Wert der Barmherzigkeit liegt darin, Notleidenden zu helfen, ohne dabei an den Lohn zu denken.
Heute haben wir den Tod ausgeschlossen. Gerade hat mir ein Kumpel einen Auszug aus dem Handbuch des Aberglaubens zum Thema „Tod und wie wir früher damit umgegangen sind“ mitgebracht. Find ich sehr interessant:

„Kurz nachdem der Tod eingetreten ist, wird ein Fenster geöffnet, damit die Seele hinausfliegen kann. Danach werden die Augen und der Mund geschlossen und das Gesicht bedeckt, damit der Tote Ruhe findet und niemanden nachholt. Die Leiche wird aufgebahrt, gewaschen, gekleidet, geschmückt und bewacht. Die Totenwache ist vermutlich durch den Glauben entstanden, in einem Sterbehaus nicht schlafen zu dürfen, weil man sonst nachstirbt, oder aus dem Gefühl heraus, den Toten vor drohenden Gefahren wie Dämonen und Teufeln "bewachen" zu müssen. Geweihte Kerzen werden neben dem Leichnam aufgestellt, die nicht verlöschen dürfen, solange der Tote im Haus ist.
Alle Spiegel sollen verhängt oder umgedreht werden. Wenn eine Leiche sich spiegelt, folgt ein weiterer Todesfall, wird gesagt, oder der Tote erscheint als Geist. Alle Uhren werden angehalten, weil der Tote das Zeitliche verlassen hat. Er soll seine Ruhe finden. Alle im Haus müssen geweckt werden, auch die Tiere. Die Blumenstöcke werden aus dem Sterbezimmer entfernt und die Möbel gerückt. Dies wurde früher mit Todansagen verbunden. So wurden nicht nur die Nachbarn von dem Todesfall in Kenntnis gesetzt, sondern auch das Vieh, die Pflanzen und die Gegenstände.
Alles Wasser soll ausgegossen werden, weil die Seele durch das Wasser geht. Und auch das Feuer soll gelöscht werden. Alle notwendigen Arbeiten sollen unterlassen werden. Niemand soll waschen, spinnen oder Brot backen.
Das nötige Essen bringen die Nachbarn ins Trauerhaus. Nach dem Hinaustragen der Leiche werden alle Möbel umgestürzt, die Türen und Fenster wieder verschlossen und das Haus gereinigt.
Am Abend vor der Beerdigung wird das Totenhemd genäht. Jeder aus der Familie soll einen Stich machen. Ehe der Sarg geschlossen wird, treten alle zu dem Toten, geben ihm die Hand und bitten ihn um Verzeihung. Die jüngsten Verwandten fangen mit dem Abschiednehmen an. Die Trauerzeit, in der schwarze Kleidung und kein Schmuck getragen wird, beträgt gewöhnlich ein Jahr für die nächsten Angehörigen.
Es heißt, man stört die Toten, wenn man zuviel von ihnen spricht oder zuviel an sie denkt. Redet man von ihnen, sollte man ein "Gott hab ihn selig" aussprechen. Redet man Böses über sie, könnten sie sich rächen. Alt und weit verbreitet ist das Verbot, den Toten zu sehr zu beklagen und zu beweinen. Ein Zuviel sei schädlich. Man könnte den Toten zurückrufen oder festhalten. Besonders einem toten Kind sollten die Eltern nicht nachweinen. Es findet keine Ruhe und muss die Tränen im Jenseits trinken. Darauf beruht das Sagenmotiv vom nassen Totenhemdchen oder dem Tränenkrug.“
(Auszug aus: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens von Hanns Bächthold-Stäubli)

Hier noch ein wenig Lesestoff zum Thema:

Markus Loos
Ein Bestatter packt aus

Philippe Aries
Geschichte des Todes

Der Bestatterblog

Lustig fand ich auch ein paar originelle Bestattungswünsche, die ich im Netz gefunden habe:
Nichts in dieser Welt ist unmöglich. Bunte Särge und Fußball-Urnen genau so wenig wie die Aufbewahrung der DNA in einem vergoldeten Tiegel.
Eine Kundin möchte nach ihrem Tod ein künstliches Riff werden. Nichts leichter als das. Ihre Asche wird nach Orlando geflogen, mit Zement vermischt und vor der Küste Floridas mit anderen Betonpfeilern im Meer versenkt. Ein anderer Kunde will nach dem Ableben als Sternschnuppe enden. Auch kein Problem. Für ca. 5000 Euro bringt ein Shuttle die Aluminiumhülle in die Erdumlaufbahn. Nach ein paar Millionen Flugkilometern verglüht die Kapsel in der Atmosphäre.
Ein Dortmunder Bestatter bietet Beerdigungen in Fußball-Vereinsfarben an. Blau-weiße Fußball-Enthusiasten können sich in den Vereinsfarben bestatten lassen. Sie haben die Wahl zwischen der Fußball-Urne und dem königsblauen Kirschbaumsarg. Für die Fans des BVB gibt es das gleiche Angebot - freilich in Schwarz-Gelb.
Und hier das Neueste, was der Bestattungsmarkt zu bieten hat: Ein Berliner Bestatter stellt eine DNA-Schatulle vor, als Aufbewahrung von Gen-Molekülen zum Andenken. Erfunden hat es der 35-jährige ungarische Informatiker Norbert Dudás. Ab sofort können Kunden die DNA verstorbener Angehöriger mit nach Hause nehmen. In einem Plastikröllchen wird das Erbgut in einem vergoldeten Tiegel eingeschraubt. Der Tiegel kommt in einer schwarzen Mahagoni-Schatulle zur letzten Ruhe. Kosten: 690 Euro. Versprochen wird eine Haltbarkeit von 20 Jahren.
Journalisten-Rabatt – mal wieder was für meine schreibwütigen Freunde: Ein Bestatter aus Berlin bietet bei Vorlage eines Presseausweises fünf Prozent Rabatt bei einer normalen Beerdigung. Zehn Prozent gibt es auf Seebestattungen - aber nur vor Mallorca! Der Presseausweis berechtigt übrigens auch Familienmitglieder!

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