Darum geht es ja meistens in den Freitagsabends-Krimis. Jeder gute Krimi braucht mindestens eine Leiche zu Dessert. Ich glaube wohl, die meisten Menschen assoziieren mit dem Job eines Detektivs, dass er irgendwelche Morde aufklärt. Denkste. Weit gefehlt. Der meiste Schotter springt rüber, wenn Unternehmen oder Versicherungen mich beauftragen. Manchmal auch buchstäblich nicht von schlechten Eltern: Ermittlungen zum Thema Unterhalt.
Mal ein paar erheiternde Beispiele: Michael Liepe, seines Zeichens Leitender Angestellter bei einer namhaften Essener Bank, fehlte überdurchschnittlich oft wegen seiner Rückenprobleme. Dumm nur, dass ich ihn nicht nur einmal dabei ablichtete, wie er sich ziemlich durchtrainiert mit einer hübschen Blondine, die übrigens nicht seine Frau war (seine werte Gattin wusste von seinem krankheitsbedingten Fortbleiben vom Arbeitsplatz überhaupt nichts), bettsportlich betätigte. Oder Gesine Warnecke: Reichte öfters mal nen gelben Schein wegen grippaler Infekte, Angina oder Nebenhöhlenentzündungen. Leider passte es dann nicht so ganz, dass ich sie frohvergnügt mit ihren Kiddies im Badeparadies planschen sah. Oder: Herta Hoffmeister, Verkäuferin beim Schlecker. Sah immer aus, als wär sie in nen Schminktopf gefallen. Zu jedem Dress ein anderes Make up und anderer Lippenstift. Ungeschickt, dass sie für die Farbtöpfe nicht selbst löhnte, sondern sich selbst regelmäßig und üppig nach Ladenschluß bediente.
Auch mit Versicherungen kooperiere ich gern. Immerhin verlieren sie rund 4 Milliarden Euro jährlich durch Versicherungsbetrug. Da macht sich das Honorar für nen Schnüffler schnell wieder wett, wenn so ein Verdacht besteht. Nur ist der Nachweis manchmal schwierig, wenn es darum geht, herauszukriegen, ob sich jemand vorsätzlich verstümmelt hat (die häufigste Art von Versicherungsbetrug, in Fachkreisen „Die Masche mit dem Messer“ genannt).
Leichter ist es da manchmal bei fingierten Autounfällen. Da hatte ich neulich nen ganz fetten Fall, den 35-jährigen Kfz-Meister, K. R. Er ließ es immer wieder kräftig krachen, um damit das teure Hobby des Motorrad-Rennfahrens zu finanzieren.
Mit inszenierten Unfällen hat er Versicherungen über Jahre hinweg geschädigt - um insgesamt vermutlich weit über 100.000 Euro. Horchen wir mal rein in die Gerichtsverhandlng: Im Plauderton erzählte der 35-Jährige dem Gericht von Unfällen, von Autokäufen und -verkäufen, von Gutachtern und Versicherungen. Und dabei findet der Mann, der bereits seit fast zwei Jahren wegen des Verkaufes gestohlener Autos und Fahrzeugteile in Haft sitzt, augenscheinlich wenig Schlimmes an seinem Treiben.
Versicherungen bezeichnet er als "großen, dicken Beutel", aus dem er sich dann jahrelang reichlich bedient hat; 20 Anklagepunkte listet die Staatsanwaltschaft auf, immer gingen teure Autos zu Bruch, zahlten die Versicherungen zehntausende Euros. Der Kfz-Mechaniker kaufte billige Unfallfahrzeuge, setzte sie wieder in Stand und fuhr sie dann wieder kaputt.
So inszenierte er beispielsweise mit einem ein Jahr alten Taxi einen Wildunfall. "Ich bin rechts an der Leitplanke lang, habe links einen Baum gestreift und dann in die Böschung", erzählt der 35-Jährige in lockerem Ton. Bei einem Jäger erstand er ein Stück Wild und sorgte damit dafür, dass der Gutachter die entsprechenden Borsten am Unfallwrack finden konnte. Von der Versicherung bekam er dafür 22.700 Mark. Das Taxi wurde repariert, umlackiert und dann direkt noch mal zu Schrott gefahren.
Auch Bekannte des Angeklagten profitierten von dessen Aktivitäten. Als ein Bekannter fragte, ob man seinen Wagen mit einem Unfall nicht günstig entsorgen könne, "haben wir das eben durchgezogen". Mittäter zu finden, war anscheinend kein Problem: "In den Rennsportkreisen gibt es viele Leute, die nicht so viel Geld haben."
Auf Seiten der Sachverständigen konnte der Angeklagte Partner ausmachen, "die ein bisschen Versicherungsnehmer freundlich sind. Schließlich gibt es auch da einen Wettbewerb". Seiner Einschätzung, dass sowohl Gutachter als auch Rechtsanwälte besser bezahlt werden, wenn die Schadenssumme steigt, wollte das Gericht allerdings auch nicht widersprechen.
Böse Stimmen bezeichnen ihn als Mischung aus Mario Barth und Mr. Bean. Mit Recht. Homepage:www.rockdasdorf.de
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