Dienstag, Mai 31, 2005

Neue Domain

Unter Rock das Dorf! werden in nicht allzuferner Zukunft abenteurliche Dinge von statten gehen. Hat mich gewundert, dass der Name noch nicht vergeben ist. Wir haben jetzt übrigens eine Managerin. Und die bewirkt wirklich was. Es fasziniert mich, wie Dinge auf einmal ins Laufen kommen.

Ich war früher selber Manager der allseits bekannten Band
Daniels Mode. Das war allerdings ein reiner Ernennposten. Hast du Lust das zu machen? - Warum nicht. - Bitte. Problem: Der Sänger hatte weder Lust noch Zeit fuer Auftritte. Und ich hielt es nicht fuer sinnvoll, Gigs klarzumachen, wenn die wahrscheinlich von der Band sowieso abgesagt wuerden. Kurze Zeit spaeter hat sich die Truppe sowieso aufgeloest. Eigentlich schade, waren echt gut.

Dies passiert Martin und mir natuerlich nicht, keine Sorge. Und mit Annette haben wir einen richtigen Profi im Veranstaltungsmanagement mit einem gigantischen Ideenreichtum an Land gezogen.

Apropos Veranstaltungen: Wenn ihr eine größere Feier habt und euren Gaesten etwas ganz besonderes bieten wollt, kann ich euch die Comedytruppe meines Kumpels Stephan ans Herz legen. Die rocken nicht nur das Dorf, sondern die ganze Stadt. Einfach auf
Die Ruhrbuletten klicken und Stefan kontaktieren. Ist doch mal ne gute Idee, was.

Ich wuensche euch allen einen tollen Dienstag Michael

Montag, Mai 30, 2005

Viel Arbeit...

hatten wir am Wochenende, bzw. steht uns bevor. Annette hat ein cooles Lesungskonzept für die anstehenden Nannenveranstaltungen ausgetüftelt.

Und so haben wir am Samstag bis 3 Uhr morgens; mir fielen fast die Augen zu; die entsprechenden Textpassagen eingelesen. Für den ersten Versuch lief es auch sehr gut. Um die ganzen stimmungsfördernen Gimmicks wie Digital Extasty und Binary Emotion Explosions hinzuzufügen, quäle ich mich nun mit dem Music Maker, einem Medienbearbeitungsprogramm, rum.

Eine Sisyphosarbeit, aber die Mühe lohnt sich, wenn ich die Massen an begeisterten Zuhörern vor mir sehe und weiss: Das werden tolle Abende.

Rock the Dorf! Michael

Freitag, Mai 27, 2005

Thank you

Vielen Dank fuer die diversen Glueckwuensche und Geschenke, die ich zum gestrigen Geburtstag erhalten habe. Obwohl ich immer sage: Man kann was schenken, muss aber nicht; habt ihr dies richtig interpretiert, und euren und meinen Glueckszustand erhoeht. Ihr wisst, schenken sollte (zumindest in meiner Welt) dem Schenkenden groesstes Vergnuegen bereiten. Aber ihr hattet das ja. Ich habe mich wirklich gewundert, wie kreativ viele Menschen sind, von denen ich es eigentlich gar nicht erwartet habe.
Nochmals vielen Dank. Ich werde mich die Tage aber bei jedem persoenlich bedanken.

Thank you very much for congratulations and presents for my birthday. Though knowing you can but must not donate you interpreted my words in the correct kind. So you have increased my and your state of bliss. I war astonished how creative people could be. Thany again. I will contact everyone personally to state my deepest feelings of gratitude.

Sonniges Wochenende / sunny weekend Michael

Mittwoch, Mai 25, 2005

Hackenstramm...

war ich nach dem Grand Prix Finale. Das Zittern mit Gracia, ob sie noch dem bitteren letzten Platz entkommen konnte, hatte seine Spuren hinterlassen. Anscheinend. Denn das war der Eindruck der Polizisten, die mich auf dem Nachhauseweg morgens um halb zwei anhielten. "Harte Nacht, was? Sind sie mit einem Alkoholtest einverstanden." Okay, ich hatte zweimal an Angelas Waldmeisterbowle genippt und über drei Stunden eine Flasche Hansapils gestreckt. Welch durchschlagende Wirkung. "Bien sur, monsieur", lallte ich.

Im Vorgefühl des Triumphes ließ mich Polizist 1 in sein Gerät blasen; schmiss es dann mit dem Ausdruck vollkommener Enttäuschung ins Handschuhfach und wies mich an, in seine Taschenlampe zu blinzeln. "Wasch soll das?", fragte ich verwirrt.

"Ähm, gute Weiterfahrt und einen schönen Abend", war die Antwort. "Wasch ischt denn mein Ergebnisch, Bruder", fragte ich. Wenn ich mich schon einer Prüfung unterziehe, möchte ich zumindest mein Resultat erfahren.

"Ja, nix", erwiderte Polizist 2 leicht aggressiv. "Ich könnte schwören, dass sie voll wie eine Wanne sind; aber das Gerät zeigt nichts an. Drogenkonsum können wir auch nicht feststellen."

Jetzt frag ich mich, was in der Waldmeisterbowle drin gewesen ist. Ich fürchte, die Wahrheit werde ich nie erfahren. C'est la vie.

Einen schönen Mittwoch wünscht euch Michael

Joey Ramone: "Sex! Sweat!! Teens!!! erhitzt selbst die Hölle. Aber kauft euch selber diese grandiose CD."

Dienstag, Mai 24, 2005

Mein Konto

Die Commerzbank bat mich, meine Kontodaten zu kontrollieren. Der Text der Mail wurde lt. Aussage der Filialleitung von einem Azubi verfasst, der einen Schnitt von 1,0 auf einem Elitegymnasium erreichte. Hier die Mail, an der ich nichts verändert habe:

IhrKonto wurde von der Datensicherheitsdienst zufälligerweise zur Kontrolle gewählt. Um Ihre Kontoinformation durchzunehmen, bitten wir, damit Sie uns mit allen Angaben versorgen, die wir brauchen.Sonst können wir Sie identifizieren nicht und sollen Ihr Konto für seine Verteidigung blockieren. Füllen Sie bitte das Formular aus, um alle Details Ihres Kontos zu prüfen.

Danken schön.


Gut, dass ich bei dem Laden kein Konto habe. Ich hätte mir ernsthafte Sorgen gemacht.

Mehr Sonne wünscht euch Michael

Montag, Mai 23, 2005

Sweat Sixteen Vol. 2

Zurück in die Sümpfe Louisianas. Nach der Schlachtung der sechzehn Hühner bekamen wir ziemliches Muffensausen. Insbesondere, als Johnny Winston uns zum Altar winkte.

Mein Magen zog sich zusammen, mein Herz raste, und der Geschmack von Säure in meinem Mund war alles andere als angenehm. Uns allen war völlig unklar, welche Bedeutung diese Zeremonie hatte.

Instinktiv ging ich einen Schritt rückwärts. Und auf einmal merkte ich: Wenn ich rückwärts ging und die Szenerie sich entfernte, ging es mir besser. Ich zog die einzige praktikabele Konsequenz aus dieser Erkenntnis und trat den Rückzug an. Johnny winkte uns, aber je mehr wir uns entfernten, desto undeutlicher wurde das Bild. Wir rannten in den nächsten Ort, der ungefähr eine Meile entfernt war, nahmen uns ein Taxi und kehrten nach Baton Rouge zurück.

Monate später las ich als Randnotiz in einer Musikzeitschrift, dass Johnny Winston an einer einsamen Kreuzung in der Nähe von New Orleans erstochen worden sei. Irgendwie wunderte mich das nicht.

Mehr Infos in den Lyrics auf Sex! Sweat!! Teens!!!.

Mögen die Götter der Loa mit euch sein. Eine sonnige Woche Michael

Freitag, Mai 20, 2005

Catch my fall

Las Vegas ist pure Gigantonomie. Sowas kennen wir Europärer nicht. Die Stadt selber hat ca. 600.000 EInwohner, also etwas mehr als Essen. Allerdings werden jedes Jahr um die 30 Mio. Besucher durch die Kasinos und Hotels dieses von Gangsterboss Bugsy Siegel in der Wüste gegründeten Vergnügungsparadies.

Wir gönnten uns den Luxus von ca. 200 $ pro Nacht, um im ägyptischen Luxurhotel zu nächtigen. Auf der einen Seiten waren wir vom Gigantismus beeindruckt, auf der anderen Seite kann es in keinster Weise mit dem "realen" Ägypten mithalten, wie ich später feststellen durfte. Aber in der Pyramide zu nächtigen, habe ich nur in Vegas geschafft.

Wir hatten dort einen Auftritt in einer Bar namens Seven Eleven, die auf 50er getrimmt war. Ein Miniatur-Cadillac in schrillem Pink im Eingang und Poster von Elvis, Berry und Haley im Guestroom. Natürlich erwartete Besitzer Sam von uns, puren Rock'n'Roll zu spielen, bei dem die Pettycoats nur so flogen. Anscheinend hatte er keine unserer CDs gehört. Was tun? Mir kam die Idee, einige Songs zu spielen, die wir bereits bei der Eckelshausener Frank-Sinatra-Gala zum Besten gegeben hatten. Passte zwar nicht ganz, aber Sam war zufrieden. Und so intonierten wir 99 Luftballons, Mussolini und La Cuccaracca und vieles mehr im Big Band Sound. Vor einer Gruppe Koreaner, die vollkommen extatisch uns crazy German Boys abfeierte. So oft, wie nach diesem Auftritt, bin ich noch nie im Leben fotografiert worden. Wahrscheinlich ziert mittlerweile jede zweite Reisschale zwischen Seoul und Hamgyongbuk-do.

Anschließend ließen wir uns noch durch einerseits faszinierenden, andererseits durch seine pure Konsumorientierung beängstigenden Ort treiben. Aufgrund unseres knappen Budgets mieden wir die Zockerpaläste. Bis wir zum Eiffelturm kamen. Beim Hotel Paris steht eine naturgetreue Kopie des französischen Pendants. Und in einer Seitenstraße fanden uns die dazugehörigen Hütchenspieler.

Der Trick ist so alt wie die Menschheit. Der Wetter muss aus drei Karten erraten, wo die Pik Dame versteckt ist. Eine reelle 33% Chance. Ein Aufreißer steht im Publikum und zeigt dem Opfer, wie er den Kartengeber überlisten kann. Der knickt nämlich immer eine Ecke der Pik-Dame hoch. Natürlich stehen einige Leute, die zur Bande gehören, vor dem Kartengeber und gewinnen am laufenden Band.

Ich war auf diesen Trick bereits mit fünfzehn im richtigen Paris reingefallen.
Lennart ist allerdings ein sogenannter Gegenbeispielsortierer in Reinkultur. D.h. er behauptet immer stringent das Gegenteil von dem, was der Kommunikationspartner sagt.
Wenn ihm jemand erzählt, dass Erdbeeren lecker sind, behauptet er sofort, dass Erdbeeren ekelerregend schmecken. Verbunden mit einer Sucht nach negativem Feedback gespickt mit diversen Misserfolgsstrategien und renitenter Unfähigkeit zur Selbstreflektion, macht ihn dies zu einer schwer erträglichen Person. Dies findet er natürlich cool, da es ihn in seinen Augen zum unverstandenen Genie emporhebt. Jeder lebt in seiner eigenen Realität, wie bereits Harald Juhnke wusste.

Jedenfalls sagte ich ihm "Du kannst da nicht gewinnen. Die zocken dich gnadenlos ab." Ihr könnt euch die vorprogrammierte Antwort denken. "Vielleicht dich! Mich bestimmt nicht." Das erste Mal gewann er auch 10$. Triumphierend schaute er uns an. "Seht ihr!" Zehn Minuten später waren die Einsätze und seine Verluste gestiegen. 200 Dollar Miese waren eine ganze Menge Geld für eine Lernerfahrung, sollte man meinen. Er wollte allerdings partout nicht aufhöhren, da er natürlich mir gegenüber Recht behalten musste. Glücklicherweise für ihn näherte sich bei 250 Miesen Security-Leute vom Hotel und der Hütchenspuk war beendet. So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie die gesamte Bande in den Menschenmengen verschwunden war.

Lennarts Lernerfahrung: "Noch zehn Minuten länger und ich hätte gewonnen." Das nach dem ersten Mal seltsamerweise immer die falschen Karten hochgeklappt waren, ignorierete er geflissentlich. "Du lernst es nie, Junge", schoss mir nur durch den Kopf. Aioli und Dr. Groove nickten auch nur wissend grinsend.

Um Lennarts verlorenem Geld wenigstens etwas Gutes abzugewinnen, schrieben wir den grandiosen Song Catch my fall, der natürlich auch auf dem fantastischen Album
Sex! Sweat!! Teens!!! enthalten ist. Natürlich passend im Vegas-Style.

Nächste Woche mehr zur Voodoozeremonie in Louisiana und vieles andere.

Tolles Wochenende Michael

Donnerstag, Mai 19, 2005

Sweet sixteen

Wo ich die Entstehungsgeschichte der Micky Idol Songs erkläre, wäre chronologisch die Story von unserem Auftritt im Love and Passion Casino in Vegas an der Reihe. Erbaut von einem Sohn der Gangsterlegenede Bugsy Siegel sind die dunklen Vibrationen des organisierten Verbrechens noch heute in dieser Lasterhöhle zu spüren, wie wir am eigenen Leib erfahren durften. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Später führte uns jedenfalls unsere Reise nach Louisiana. Wie der Name bereits sagt, war dieser Staat früher eine europäische Kolonie. Weltberühmt ist New Orleans für europäisches Flair, das Mardi Gras Festival, was wir leider versäumten, und die musikalischen Hochleistungen von Musikern wie Dr. John oder Professor Longhair.

Drei Tage Durchfeiern war angesagt. Leider landete Aioli nach einer Prügelei für eine Nacht im Bau, so dass wir der Route des Mississipi nach Baton Rouge, Regieruingssitz des Staates, folgten. Baton Rouge beherbergt die Universität von Lousiana und ist durch seine vielfältige Architektur und große Anzahl an Clubs ebenfalls einen Besuch wert.

Besonders die in Louisiana gepflegte Zydeco-Kultur zog uns magisch an. Dies ist die Musik der meistens französisch sprechenden Farbigen und ist eine Abart des Blues, mit Akkordeon und Waschbrett zelebriert. Boozoo Chavis, Beau Jocque und Johnny Delafose sind bekannte Vertreter dieses packenden, hypnotischen und stimmungsboostenden Stils.

In einem kleinen Café lernten wir einen Typen namens Jimbo kennen, der einige Acts des lokalen Szene managte. Er lud uns am Abend zu einem Konzert in einem Club namens Bayou Bronx ein, in dem der legendäre Gitarrist Johnny Winston spielen sollte. Wir könnten dort als Vorband auftreten.

Gesagt getan. Das Bayou Bronw war eine dieser dunklen verrauchten (wo gibt es das noch in Amiland) Bars, in denen bei zwanzig Zuhörern fünfhundert Jahre Knast versammelt sind. Niedrige Eintrittspreise von drei Dollar haben ihre Nachteile. WIr durften das Equipment von Johnnys Band benutzen. Mehr als ein Gesangsmikro, Gitarre, Bass und Drums brauchten wir auch nicht. Vom meist farbigen und hispano-amerikanischen Publikum wurden wir zunächst misstrauisch beäugt, was sich auch verbal in einigen Äußerungen niederschlug, die zumindest Lennarts Herz in die Hose rutschen ließen.

Unbeirrt stimmten wir einige Highlights der Chris Bresser Phase mit You owe me some kind of love, Heart full of soul und Voodoo an. Bereits beim zweiten Song kochte der Saal. Die Girls tanzten wie aufgedreht und die Männer schlugen sich (und vor allem uns) nicht die Köpfe ein, was wir als enormen Erfolg unserem Konto gutschrieben.

Während anschließend Mr. Winston in wilder Exstase Standards wie Sugar Pie Honey Bunch, Hear a train coming, Hava Nagila und viele mehr zelebrierte, kippten wir uns an der Bar einige Getränke hinter die Binde. Nach zwei schweißtreibenden Stunden war Johnnys Set fertig. Plötzlich setzte sich Jimbo neben mich. "Johnny liked you gig, guys", erklärte er mir. "He wants to get to know you." Er führte uns in den Backstagebereich, der aus einem kleinen Kellerraum mit schmuddeligen Sofas, einem mit Alkoholika zugestellten brandfleckübersäten Tisch und mit Konzertpostern verhangenen Wänden bestand. Heimelige Atmosphäre, dachte ich bei mir.

Johnny trohnte auf einem antiken Ohrensessel aus rosa Plüsch. Er mochte zwischen sechzig und siebzig sein und stelle auch abseits der Bühne etwas dar. Irgendwie hatte sein Aura etwas Zwingendes und auch Bedrohliches, das ich nicht näher in Worte fassen kann. Am meisten faszinierte mich sein Stock mit einem ausgestopften Schlangenkopf. Stellt euch vor, ihr trefft hier in Deutschland jemanden mit einer solchen "Reliquie". Hammerhart.

"Very nice music, boys", begrüßte er uns. Wir waren froh, dass er uns mochte, fragt mich nicht warum. Aber allein durch den Schlangenstab vermittelte er den Eindruck, übernatürliche Kräfte zu besitzen, die bestimmt nicht besonders angenehm waren, wenn er sich über jemanden ärgerte. "Wanna have some fun? I knew a very nice place", strich er Asche von seiner geradezu monströsen Zigarre an der Sessellehne ab.

"Sure, Johnny", versicherte ich rasch und erntete entsetzte Blicke meiner Kollegen. Aber ich wollte mir nicht nachsagen lassen, die Einladung einer solchen Legende abgeschlagen zu haben. Wohin wollte er uns mitnehmen? Ein anderes Konzert oder einen besseren Club. "Er will bestimmt in ein Bordell", flüsterte Dr. Groove ängstlich. "Ich habe nur noch ein beschränktes Budget. Das gibt ein Fiasko."

Wir sollten uns alle irren. Wir fuhren mit Johnny totenkopfverziertem Bandbus aus der Stadt, zu den Sümpfen. Das Zirpen der Zirkaden wurden von treibenden Trommelschlägen übertönt. Dazu tanzten etwa fünfzig Leute, ausschließlich Farbige, exstatisch. Ihre entrückten Gesichter nahmen unsere Ankunft gar nicht wahr. Vor einem hell lodernden Feuer war eine Art Altar aufgebaut. Soviel konnte ich in der Dunkelheit erkénnen. Darauf lag ein Messer und ein großer pokalartiger Becher. "Dance with us", wies uns Johnny an.

Wir bewegten uns vorsichtig wie Bewerungslegastheniker, mit einem wachen Augen immer die Menschen um uns im Blickwinkel. Nach etwa einer halben Stunde -mein Zeitgefühl schien sich irgendwie zu verzerren- verstummte die Trommel und Johnny trat vor den Tisch und nahm das Messer in die Hand. Er sprach mit fester Stimme Worte, die wir nicht verstanden. Es war jedenfalls weder Englisch noch Kreolisch, die in Lousiana gesprochene Abart des Französischen. Daraufhin brachte ein graziles schwarzes Mädchen ein lebendes Huhn herbei. Sie hielt es hoch, sodass jeder es sehen konnte. Johnny sagte wieder etwas, was wir nicht verstanden, und schnitt dem Huhn die Kehle durch. Das Blut schoss wie eine Föntäne aus dem Hals des Tieres. Johnny legte schnell das Messer bei Seite und ließ das Huhn in den Becher ausbluten. Anschließend wurde der Kadaver ins Feuer geworfen. Er trank einen Schluck, wobei sich mein Magen zusammenzog, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Zwei Männer näherten sich dem Altar, das schien wirklich die Bedeutung des Tisches zu sein, und tranken das Hühnerblut.

Das Mädchen verschwand kurz und tauchte mit einem anderen Huhn wieder auf. Während ich wie gebannt zuschaute, klopfte mir Aioli auf die Schulter. "Lass uns abhauen, das ist mir zu spooky", vermeinte ich ein Zittern in seiner Stimme zu hören. Doch ich reagierte nicht, zu sehr faszinierte mich das seltsame Treiben. Sechzehn Hühner wurden abgeschlachtet und vom Blut getrunken. Beim letzten Huhn hatten alle Blut getrunken - bis auf uns. "Come on guys, let's have some fun", winkte uns auf einmal Johnny nach vorne.

Nach vorne brachte uns jedenfalls auch der Song namens Sweet Sixteen, den wir nach dieser Erfahrung schrieben, und der auf unserem grandiosen Album Sex! Sweat!! Teens!!! zu finden ist. Ich finde, er gibt genau die Stimmung damals am Fluss wieder. Wie die Geschichte ausgegangen ist, erzähl ich mal die Tage.

A bientot et au revoir mes amis Michael

Mittwoch, Mai 18, 2005

Don't need a gun

Wie kommt ihr auf so grossartige Songs, werde ich oft gefragt. Nun, hinter jedem Lied steckt natürlich eine Geschichte, eine Inspirationsquelle. Um nicht permanent mit den gleichen Fragen bombardiert zu werden, habe ich mich entschlossen in loser Reihenfolge zu erzählen, was hinter jedem Lied steckt.

Sommer letzten Jahres. Die gesamte Band beschloss, die vereinigten Staaten von Amerika zu erkunden, da Deutschland für unseren expansiven Geist zu eng geworden war. Meine Person, Gitarrero Aioli, Drummer Dr. Groove und Bassist Lennart Lynne Larsen bestiegen in Düsseldorf den Flieger, von dort zum Big Apple und sofort weiter nach LA. Nun, nicht ganz sofort. Denn Dr. Groove hatte mit den amerikanischen Behörden besonderen Spaß. Als Produkt einer griechisch-türkischen Koproduktion sieht er nun mal südländisch aus. War auch noch nie ein Problem für ihn. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo er vor einer ziemlich übergewichtigen Dame mit Oberlippenbartansatz der Einreisebehörde stand.

"Are you moslem, sir?", fragte ihn die Tussi von der amerikanischen Einreisebehörde in New York. "Are you lesbian, madam?" konterte der Doc. Sie wurde daraufhin ganz wuschelig und fragte mit leicht aggressivem Unterton, was diese Frage zu bedeuten habe. "What's the meaning of your question?", fragte er erstaunt.

Sie erklärte ihm daraufhin bereitwillig, dass er wie ein Moslem aussehen würde, und wie jeder wüsste, würden radikale Moslems die Vereinigten Staaten von Amerika zerbomben wollen. Dr. Groove erklärte ihr daraufhin, dass sie wie eine Kampflesbe aussehen würde und er vor dieser Gattung Mensch tierisch Angst hätte, besonders wenn sie bewaffnet seien. Ansonsten würde sie sein religiöses Bekenntnis kaum etwas angehen. Er hätte einen deutschen Pass und würde sich diskriminiert fühlen.

Wir anderen schlugen bei dieser Diskussion nur die Hände vor dem Kopf zusammen und befürchteten, unsere fantastische Reise sei hier zu Ende; vor dem Pult der korpulenten amerikanischen Regierungsbeamtin. Denn zwei muskelbepackte, schwerbewaffnete Sicherheitsbeamte näherten sich uns. "Any problems, Debby?" fragte einer der beiden.

Doch, oh Wunder. Debbie schickte die Securitytypen weg und murmelte etwas von einem Mißverständnis und auch Dr. Groove durfte das gelobte Land der Freiheit betreten. Zum Abschied gab er ihr noch ein ironisches "To be someone, I don't need a gun", mit auf den Lebensweg. Wir machten uns schnell auf den Weg zu unserem Anschlussflug, voll Sorge, dass Debby es sich wegen Grooves großer Klappe noch mal überlegen würde.

Als wir zwei Tage später in einer roten Corvette durch die flirrende Wüste von Nevada Richtung Las Vegas düsten, kam mir die Idee, Dr. Grooves letzten Satz am Schalter in New York in einen Song umzuwandeln. Aioli hatte in Los Angeles bei einem kleinen hutzeligen Mexikaner in einem Hinterhofshop eine Pedal-Steel Gitarre für lumpige 20 Dollar erworben. Erst wollte er 500 Bucks. Aber welch Zufall. Er kannte Aiolis Musical "Red noses for blue ladies" und empfand es auf einmal als Ehre, einem so berühmten Komponisten ein Instrument geben zu dürfen. Eigentlich wollte er überhaupt kein Geld mehr; aber da Aioli ein Ehrenmann ist, nahm er das Geschenk nicht an. In Finnland hätte er wesentlich mehr für ein qualitativ adäquates Instrument zahlen müssen. Wir sind halt Kinder des Glücks, dachten wir. :-)

Zurück zu unserem Wüstentrip. Sofort spielte er das passende Riff. Und bevor wir das Zockermecka erreichten, war Song No. 5 von unserem Album Sex! Sweat!! Teens!!! geboren. Mir kommt es vor, als ob die Entstehungsgeschichte aus jedem Ton dieses geschmeidig-eleganten Surf-Rock-Songs herausströmt.

Ich hoffe, ich habe damit zumindest alle dringlichen Fragen zu "Don't need a gun" vorläufig beantwortet.

Einen tollen Mittwoch Michael

Dienstag, Mai 17, 2005

Sie leben!

Wie im gleichnamigen Carpenter-Streifen komme ich mir nach der Flut der gestrigen Nazihetzmails vor. Ich dachte, dass dieses Thema nur für orientierungslose Jugendliche und deren Sozialarbeiter von Bedeutung sei. Pustkuchen. Sie sind mitten unter uns.

Der freundliche Verkäufer im Lotto-Toto-Geschäft verfasst heimlich Traktate, in denen er den Holocaust als Geschichtslüge bezeichnet und schießt sie mittels eines Virus auf diverse unschuldige Rechner.

Die nette Bibliothekarin trägt unter ihrer Strickweste ein T-Shirt mit dem Slogan "Ausländer raus". Nachrichtensprecher bekannter Fernsehsender spielen in ihrer Freizeit Gotcha in braunen Uniformen. Es beschleicht mich der Verdacht, dass Robert Anton Wilson mit seinen Verschwörungstheorien doch recht gehabt hat.

Und das zu einem Zeitpunkt, wo mein Blog sich internationalisiert. Hä? Korrekt! Eine Freundin, fragte mich heute, ob sie eine Geschichte für ihren bosnischen Blog verwenden dürfe. Klar, welche Ehre.

Ich habe sofort große Visionen: Nannen wird nächstes Jahr ins bosnische übersetzt. Lesungen vor mehr als tausend Leuten in Sarajevo. Schade nur, dass Bosnien wenig Strand besitzt. Aber dann könnten ja Lesungen im benachbarten Split und Zagreb folgen, was sich mit entspanntem Badeurlaub verbinden ließe. Unser Zeichen zur Völkerversöhnung sozusagen.

Nun denn. Um nochmal auf die paranoiaschürenden Hetzmails zurückzukommen: Ich glaube nicht, dass sie in NRW auf fruchtbaren Boden fallen und die Landtagswahl beeinflussen werden.

Lustig war, dass ein Pimpf meinen Freund Martin in der Gladbecker City ganz lieb fragte, ob er mal eben für die Zulassung seiner Partei zur Wahl unterschreiben könne. Um welche Partei es sich denn handele, fragte Martin. Die NPD, quiekte der Kleine, noch nicht im Stimmbruch und blinzelte unschuldig mit seinen kleinen braunen Kulleraugen. Ich gebe jetzt Martins Antwort nicht wieder, da sie gegen jugenschutzrechtliche Bedingungen ´verstößt.

Wahrscheinlich fehlt ihnen sowieso die eine Stimme zur Wahlzulassung, und der ganze Aufwand war für die Katz.

Dobrodošli Michael

Montag, Mai 16, 2005

What a beautiful day

Tolles Pfingstwetter; ich friere mir auch ausnahmsweise nicht den Allerwertesten ab. Habe auch joggend etwas für meine Gesundheit getan. Kam mir aber wie in einem Playstation-Spiel vor, da ich permanent Radfahrern und Rollerbladern ausweichen musste.

Apropos Blader: Ulrike erzählte mir neulich, dass sie wie 90% aller High-Tech-Rollschuhfahrer nicht bremsen könne. Das hat meine Vorsicht auf Vertreter dieser Verkehrsteilnehmergruppe enorm geschärft. Manche Autofahrer(innen) sollen auch mit dem Bremsen so ihre Probleme haben. Aber immerhin bin ich der frohen Hoffnung, dass diese sich durch darwinistische Auslese aus dem Verkehr herauseliminieren.

Wo ich von Darwin spreche: Es beschleicht mich heute das Gefühl, einen wichtigen Tag der deutschen Geschichte verpasst zu haben. So wurde ich heute mit obskuren Mails -ich suche mal ne nette Bezeichnung- konservativen Inhalts zugebombt. Alle von unterschiedlichen Absendern, meistens von englischen Servern. Ist heute etwas Rudi Hess' Geburtstag? Oder ist heute vor 70 Jahren Ernst Röhm in die ewigen Ariergründe abgehoben? Wenn jemand näheres weiss, bitte ich um Mitteilung.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Leute von dieser oder jener politischen Seite noch immer nicht den Weltkrieg überwunden haben. Mir kommt es manchmal vor, dass Billardkugelfrisur und Favorisierung von Portugiesen, Brasilianern oder Costa-Rikanern bei Fussbal-WMs eine ähnliche Ursache hat. Nur son Gedanke.

Aber ich kann gut lästern. Schließlich habe ich mich in jahrelanger Psychotherapie meiner Kriegstraumata entledigt, und kann mich für Deutschland bei unserer WM freuen, ohne mich dafür mit npd-pack solidarisieren zu müssen.

Mögen auch diese armen Seelen einen Hauch von Pfingsten verspüren, was im übrigen von der Bedeutung her mein absolutes christliches Lieblingsfest ist.

LG Michael

Freitag, Mai 13, 2005

Unleashed

Manche Leser werden wissen, wie es sich für einen Menschen anfühlt, wie ein Hund aufgezogen zu werden.

Da ich neugierig bin und gerne Detaills über die Biographie meiner Leserschaft erfahre, stiefelte ich gestern mit Mattin ins Kino. Jet Li ist eh großartig und wenn der Regisseur Luc Besson heißt...

War ein toller Film, knisternde Atmosphäre, brillante Kampfszenen, Witz, Melodramatik; um eine Beschreibung zu wählen, die nichts verrät, aber doch viel erahnen lässt.

Allerdings hatte der Film auch Fehler. Ich persönlich sehe die meisten Filme vollkommen assoziiert. Das heisst; ich schalte jeden internen Dialog ab, versetze mich in die Handlung als wäre ich selbst einer der agierenden Charaktere und begebe mich auf die emotionale Achterbahnfahrt. Daher fallen mir soche Bugs auch nicht weiter auf. Der Film ist schließlich erlebte temporäre Realität für mich.

Martin hingegen fiel ein schwerwiegender Schnitzer zum Ende hin auf. Er sieht Filme ziemlich dissoziiert und bewahrt daher eine kritische Haltung, was prinzipiell nicht besser oder schlechter ist.

Jedenfalls steht Protagonist Dannys Onkel mit vier schwer bewaffneten Männern vor Dannys Wohnung. Intention: Danny soll sterben. Der Onkel sagt: "Ich gehe alleine rein." In dem anschließenden finalen Kampf wird der Onkel unschädlich gemacht. Anschließend versöhnliche Schlusszene in einem Glasgower Konzertsaal.

Martin stellte nun die wirklich interessante Frage: Was machen die vier Typen vor der Wohnung? Wahrscheinlich spielen sie noch immer Doppelkopf, entgegnete ich erstaunt. An die hatte ich gar nicht mehr gedacht. :-)

Sven rauscht heute in die Türkei ab; Ingrid und Annette zum Volkspracticioner nach Berlin. Ich halte ein wenig neidisch für euch die Stellung und wünsche ein erleuchtetes Pfingstfest.

Panta rei Michael

Donnerstag, Mai 12, 2005

Charismatisches LSD

Geht das? Ja sicha. Dies ist auch der Grund, warum ich heute erst so spät zum Schreiben komme.

Gestern erreichten mich per Post die Audioworkshops NLP meets LSD und Charisma von Chris Mulzer.

Erstere Produktion hörte ich gestern an einem Stück; durch die andere wühle ich mich heute. Der einen oder andere mit Chris' Produkten und Seminaren vertraute, kann sich sicherlich meinen Zustand vorstellen.

In den LSD-CDs geht es um die hypnotische Installation des durch die Droge verursachten States, ohne diese einzunehmen. Dies wirkt heftig und gut.

Der Charisma-Workshop installiert wirkungsvolle Strategien für Public Speaking Anlässe und das Leben überhaupt. Effizient und süchtigmachend, fällt mir dazu ein.

In diesem Sinne einen schönen Tag noch; ich habe ihn

Michael

Mittwoch, Mai 11, 2005

Skandal!

Ich finde es erstaunlich, für welchen Wirbel unbedeutende Blog-Eintraege sorgen koennen.

Meine Kommentare zum Gladbecker Appeltatenfest ziehen groeßere Kreise als die Papstwahl. Kaum zu glauben. Die Prämisse der Chaostheorie, dass ein Hummelfluegelschlag in Suedsibirien eine Klimakatastrophe ausloesen kann, scheint sich zu bestaetigen.

Gegendarstellung und Repliquegegendarstellung, die aber nicht der interessierten Oeffentlichkeit zugaengig gemacht wurde, sorgen fuer einen Skandal sondergleichen. Wie konnte ich nur durch bewusst falsch gestreute Informationen das Appeltatenfest in den Dreck ziehen. Hat es nicht verdient. Leser aus Berlin, Muenchen oder Hamburg haben schon jahrelang geliebaeugelt, dieser Festivitaet beizuwohnen, und wurden durch meine Werbung abgeschreckt. Huch, ich bin nicht blond und kann daher keine Appeltatenkoenigin werden? Nicht mit mir. Sollen die doch ihren Faschokram alleine veranstalten.

Nein, das will ich natuerlich nicht. M. hat recht. Wir standen vor einem Optikergeschaeft und studierten "die Anwaerterinnen" des Vorjahres. Und dieselbigen waren - isch schwör! - samt und sonders blond behaart. Dass es sich nur um die Anwarterinnen handelte, habe ich glatt vergessen und verdraengt. Moegen mir die Leser dies angesichts meines Alters verzeihen.

Ich werde mich nun in den nächsten Monaten in die Historie dieses Festes einarbeiten. Sollte es sich wirklich heraustellen, dass selbst tuerkische Anwaerterinnen zur Titeltraegerin ernannt wurden, schreibe ich eine ausfuerliche Richtigstellung. Nach dem Motto "Hiermit versichere ich, dass es reiner Zufall ist, dass alle Bewerberinnen in 2004 blond waren. Die Jury bevorzugt diese Haarfarbe bei der Titelvergabe in keinster Weise. Allein die Fähigkeit des Apfelschaelens ist fuer die Vergabe des Titels ausschlaggebend."

Ich hoffe, dass sich dann alle erregten Gemüter abgekühlt haben und sich auf das Wesentliche konzentrieren können: Entscheidend ist nur am Apfel.

Fruchtige Gruesse Michael

Dienstag, Mai 10, 2005

Wir fahren nicht nach Lübeck

In Anlehnung an den alten Pokalspielklassiker.

Zur Erläuterung: Ich erhielt vor ca. zwei Wochen Post vom Landgericht Lübeck. Nun konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, was ich in Lübeck verbrochen haben sollte. Schließlich war ich erst einmal in längst vergangenen Kindheitstagen mit meiner Familie in dieser wunderschönen Stadt.

Es klärte sich schnell auf. Mein früherer Arbeitgeber, der mich nach sechs Jahren freundschaftlichem Verhältnis wie einen Verbrecher vom Firmengelände gejagt hatte, damit Sohnemann meinen Posten einnehmen konnte, benötigte mich als Zeugen. Ein Kunde hatte eine Rechnung in erheblicher Höhe aus 2002 noch immer nicht gezahlt. Reichlich optimistisch, dass ich ausgerechnet an meinem Geburtstag um 10.30 Uhr 600 km entfernt zu Gunsten meines Arbeitgebers aussagen würde, dachte ich. Meine Gutmütigkeit wird doch oft (zu) hoch eingeschätzt. Haha.

Ich rief dann am Montag meinen früheren Kollegen Mostapha an; der wußte allerdings von nichts. Ein anderer ehemaliger Kollege, war auch ohne weiteren Kommentar zu der Verhandlung geladen worden. Als ob wir uns detailliert an Ereignisse von vor drei Jahren erinnern würden. Dann rief mich letzte Woche Mostapha an, der Termin sollte in den Juli verlegt werden. Gut, dachte ich, wenigstens nicht an meinem Geburtstag. Am Tag drauf war allerdings ein neues Schreiben des Gerichts in der Post, dass der Termin auf den 19.05. vorverlegt (!) worden sei.

Ich dachte nur, bei diesem Chaotenverein hat sich nichts geändert. Das ist bestimmt nicht der endgültige Termin. Und richtig: Vor einer Stunde teilte mir Mostapha mit, dass der Termin nun abgesagt worden sei, da man sich außergerichtlich geeinigt habe. Gut für mich; schlecht für die Firma, da sie im Recht war.

Allerdings sind Recht haben und vor Gericht Recht bekommen zwei vollkommen unterschiedliche Dinge, wie ich zu meinem Leidwesen feststellen musste. Obwohl: Ich habe auch einmal recht bekommen, wo ich bzw. mein Unternehmen im Unrecht war. Ausgleichende Gerechtigkeit, was.

So werde ich leider wohl nie das Landgericht in Lübbeck kennenlernen. Schade.

Ich wünsche euch warme Gedanken bei diesem Hundewetter Michael

Montag, Mai 09, 2005

Es steppt der Baer 2

Gladbeck feierte. Im Prinzip sind diese Festivitäten nur ein Vorwand, um die Geschäfte auch am Sonntag öffnen zu dürfen. Warum nicht gleich den Ladenschluss aufheben.

Diesmal gab es keinen besonderen Anlass; ist mir zumindest nicht bekannt. Aber die grösste Halligalliveranstaltung ist das sogenannte Appeltaatenfest. Die Verkaufsmannschaft entdeckte, dass sich die Bürger im Mittelalter in der Disziplin des Apfelschälens gemessen hat. Schwups war die Rennaisance beschlossene Sache und so wird heute unter großem Getöse die beste Apfelschälerin und der beste Apfelkuchen gewählt.

Eine zugereiste Freundin wollte sich letztes Jahr dieser Herausforderung stellen. Als sie allerdings die Gallerie der früheren Majestäten betrachtete, stellte sie fest, dass diese alle blond waren. Frustriert schmiss sie ihre Lebensplanung um. Dabei geht es wirklich nur um handwerkliches Geschick. Und bisher ist mir keine Untersuchung bekannt, dass Brünette schlechter Äpfel schälen können als ihre blonden Geschlechtsgenossinnen. Und wieso war eigentlich noch nie ein Mann Appeltatenkönig???

Jedenfalls spielte am Abend Big Daddy & his little teenywhoppers zum Tanz auf dem Rathausvorplatz auf. Zwei Gitarristen, zwei Keyboarder, 2 Sänger, eine Sängerin, Schlagzeuger und Rhythmusmaschinenbediener sorgten für einen erstaunlich dürftigen Sound. Normalweise kann ich mit hoher Trefferquote beim ersten Anspielen den Song benennen. Bei dieser Band versagte ich kläglich, denn die Riffs von Billy Jean oder If I can turn back time waren -um es mal nett zu formulieren- sehr kreativ gestaltet. Ich halte ihnen aber positiv zu Gute, dass ich kein einziges Mariuslied vernommen habe.

Dafür wussten sie das Publikum um den kleinen Finger zu wickeln. We are the champions und You're simply the best hören Gladbecker selten, dafür aber um so lieber. Und da Schalke es wieder nur zum Meister der Herzen bringen wird, muss der erfolgssüchtige Gladbecker sich seine Schmeicheleinheiten auf dem Stadtfest holen.

Ich geriet jedenfalls in einen Feierrausch und trainiere fleißig Apfelschälen, um in die Phalanx weiblicher Appeltatenmajestäten einzubrechen, und bei der nächsten Festivität im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. I'm simply the best.

Freitag, Mai 06, 2005

Ups I did it again

Wie kann man den Vattertag besser nutzen, als seine Korrespondenz mit Papa Staat zu erledigen. Nach der Enttäuschung der letzten Woche habe ich gestern mit Hilfe der mittlerweile patentierten Volker-Methode(TM) meine Steuererklärung fertiggestellt. Geschlagene fünf Stunden pures Vergnügen.

Ich habe alle Unterlagen auf dem Bollerwagen mit flüssiger Nahrung verstaut, und dann ab in die Kirchhellener Heide. Während die Kollegen fröhlich deutsches Liedgut intonierten, sortierte ich Belege, tippte Tabellen in mein Laptop und verfasste erläuternde Schriftstücke.

Ich hoffe, dass meine Ekstase auf den prüfenden Beamten (m/w) abfärbt, so dass ich einen ebenso wohlgelaunten Steuerbescheid zurückerhalte. Ein paar Smilies tun jedem Bankkonto gut.

Heißen Dank nochmal an Volker für jahrelange Tüftelei und ein tolles Wochenende Michael

Donnerstag, Mai 05, 2005

Es steppt der Baer

Wo? Angeblich in der Gladbecker Rex-Klause laut unbestätigten Gerüchten. Wer diesen Ort nicht kennt, nichts verpasst. Auf etwa zehn Quadratmetern versammeln sich regelmäßig die Gladbecker Hardcore-Alkoholiker. Die Einrichtung hat sich mitsamt dem angegilbten Publikum seit den Siebzigern nicht verändert. Ich habe diesen Vergnügunstempel einmal zum Dartspielen aufgesucht. Damit die erforderliche Entfernung zum Automaten eingehalten werden konnte, mussten einige Tische verrückt werden, die aus Platzmangel direkt vor dem Automaten platziert waren. Trotz psychologischer Kriegsführung von Betreiberseite mit nevernzerfetzender Schlagermusik gewann ich souverän. Es ist schon von Vorteil, sich mental gegenüber der Umwelt abschirmen zu können.

Nun war ich auf die Anfrage einer Bekannten, ob man dem dortigen Tanzvergnügen beiwohnen solle, baff erstaunt. Weiß sie doch sonst genau, dass Kegeln, Joggen, Colatrinken, Slayerhören, Fußballschauen und viele andere Dinge spießig sind. Aber chomatöser Diskofox mit lebenden Leichen natürlich nicht. Das war selbst für den Kollegen Aioli, ansonsten ein Fanatiker des schlechten Geschmackes, zuviel. Schnippisch schrieb er zurück "Kayumäkii räutilayki", was soviel heißt wie "So fertig bin selbst ich noch nicht." Erinnerte mich an eine hitzige Diskussion mit unseren Frauen beim Kegeln, welche die männliche Dominanz im Sport durch Abspielen DNS zerstörender WDR4 Mucke brechen wollten. "Sie fänden die Musik ja auch furchtbar und würden sich nur darüber lustig machen." Aha.

Ich werde den heutigen Feiertag im Schrebergarten in Gesellschaft meiner Gartenzwerge verbringen, bayrische Volksweisen auf dem Akkordeon dudeln, um der Welt zu demonstrieren, wie ich verabscheuenswert ich all dieses finde. Darauf einige Flaschen eines coolen Szenegetränks gekippt, und schon fällt mir meine eigene Widersprüchlichkeit nicht mehr auf.

Buenoz diaz ninjos

Mittwoch, Mai 04, 2005

10 Uhr morgens in Deutschland

Für die kleine Pause zwischendurch. Einfach für ne Minute auf das Bild schauen und neue Energie tanken. Vielleicht merken manche was...

Dienstag, Mai 03, 2005

Geschlossene Gesellschaft

Ich wollte gerade ein paar Kröten in die Spielothek neben an bringen. Hatte irgendwie das Gefühl, das heute mein Glückstag ist. Geht aber gár nicht so einfach.

Ich entdeckte ein Schild an der Tür "Zum Schutz unserer Kunden bleibt diese Tür geschlossen. Bitte klingeln."

Habe ich ja noch nie an einer Zockerbude gesehen. Ich habe mich dann nur gefragt, vor wem die Kunden geschützt werden sollen. Da ich noch nie gesehen habe, dass jemand den Glüxtreff betreten hat, nehme ich an, dass die Kunden lieber im Dunkelen operieren. Der versprochene Schutz dürfte sich demnach auf eventuelle Kontrollen der Exekutive beziehen.

Ich hatte dann doch keine Lust, den Vormittag in einem sozialen Brennpunkt zu verbringen, und ziehe zumindest heute das virtuelle Casino im Internet vor.

Hasta la vista Babies

Montag, Mai 02, 2005

Verkannte Kunst

Kennt jemand auch so Leute, bei denen alles im Leben negativ ist? Natürlich nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in dem ihrer Familie, Freunde, Umwelt und dem Universum überhaupt.

Mein Kumpel Frank ist so ein Mensch. Er arbeitet für kleines Geld in einem Reisebüro. Seine berufliche Situation kotzt ihn an. Aber statt etwas zu ändern, flüchtet er sich in sarkastische Bemerkungen über den Chef, die Kollegen und die Kunden. Die erste mag ja noch ganz witzig sein, dann allerdings tötet es zumindest mir den letzten Nerv. Er nennt seine Einstellung kritisch, mir kommt sie nur pubertär vor. Sehen aber auch andere so, seine Freundeskreis scheint sich in der letzten Zeit enorm zu verkleinern, was aber natürlich auch nur an den anderen liegt, die seinen brillanten Geist nicht zu schätzen wissen.

Aber er hat auch positive Eigenschaften: Der Kerl kann echt gut malen, soweit ich das mit meinem rudimentär entwickelten Kunstverstand sagen kann. Und Samstag fand sogar eine Vernisage in den Hinterräumen eines Düsseldorfers Lokals statt. Fünfzehn seiner großflächigen Collagen wirkungsvoll auf drei Räume verteilt. Prosecco, Lachsschnittchen, im Hintergrund dezente Klavierklänge. Wie man sich einen solchen Event vorstellt.

Und dann wollte tatsächlich ein Besucher ein Bild kaufen. Da in Frankies Portemonnaie chronisch Ebbe herrscht, sollte man meinen, es würde ihn freuen. Hat ihm auch ein bißchen geschmeichelt. Konnte ich an einem leichten Hochziehen der Augenbrauen erkennen. Das Gespräch mit dem "Kunden" verlief dann so:

K: Wirklich interessant, ihre Bilder. Was soll denn dieses Werk kosten, würde gut in mein Wohnzimmer passen und gefällt mir wirklich außerordentlich gut.

F: Mhm, schön, dass sie es mögen. Ich bin mit der Ausstellung nicht besonders zufrieden.

K: Warum nicht?

F: Die Musik passt nicht zu meinen Bildern. Außerdem hängen hier nicht meine besten Bilder. Dieses hier wollte ich gar nicht ausstellen; aber der Veranstalter hat mich überredet. Ich war vollkommen uninspiriert und das spiegelt das Bild auch wieder. Meine Freundin hatte sich gerade von mir getrennt und ich war vollkommen fertig. Obwohl sie vollkommen verrückt war, aber haben nicht alle Frauen einen Schaden?

K: Äh, keine Ahnung. Aber jetzt, wo sie es sagen. Nun gut, ich schau mich noch mal um. Vielleicht finde ich ein besseres Bild.

Natürlich fand er keins. Auch die anderen Besucher nicht. Wer hätte es gedacht. Frank quengelte später rum, dass die Vernisage ein kompletter Flop gewesen sei und dass die Menschheit für seine Kunst einfach noch nicht bereit sei. Genies würden eh erst nach ihrem Tod erkannt und überhaupt... Den Rest der üblichen Plattitüdensammlung spare ich mir.

Ich ließ den ganzen unsinnigen Sermon unkommentiert. Ich dachte mir nur, dass Robert Anton Wilson mit seinem Satz "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen", vollkommen Recht hat. Als Frank seinen Frust (wie immer) in billigem Vodka ertränken wollte, verabschiedete ich mich. Besoffen ist er noch "kritischer" und das konnte ich mir am Samstag einfach nicht mehr geben.

Da ich weiß, dass meine Leser produktivere Denkweisen pflegen, wünsche ich unbesorgt einen tollen Wochenanfang Michael

Blog-Archiv