Donnerstag, April 21, 2005

Wie schreibe ich einen Roman?

Diese Frage kann ich nur für auf Unterhaltung abzielende Romane beantworten. Sogenannte "literarische" Romane, deren Ziel es ist, möglichst gute Kritiken von Leuten einzuheimsen, deren Urteil keinen normalen Menschen itneressieren, sind nicht so mein Ding. Sicherlich folgt auch jeder Autor einem anderen "Erfolgs-"konzept.

Von primärer Wichtigkeit sind meines Erachtens die Charaktere der handelnden Figuren. Aus ihnen sollte sich bereits genug Konfliktpotential ergeben, dass den Leser bei der Stange hält.

Unser Protagonist Dieter Nannen ist ein leicht oberflächlicher arroganter urbaner Mitteleuropäer, der aus der Großstadt durch private Turbulenzen gezwungen in die ländliche Walachei des Münsterlandes zieht. Im mythischen Erzählen nach Frey wird das als Ruf des Abenteuers bezeichnet. Es ist dem Leser offensichtlich, dass dem Helden noch wesentliche Eigenschaften fehlen, um sowohl die ländlichen Enge als auch seinen späteren Job als Detektiv erfolgreich zu meistern. Die Reise beginnt.

Andere mythische Figuren, denen der Held auf der Reise begegnet, sind für einen spannenden Roman unabdingbar: Der Widersacher, die Geliebte, der Berater usw. Sind diese Figuren im vorhinein konzipiert, schreibe ich ein Stufendiagram des Plots. In aller Kürze, da ich kein Freund verbaler Ausschweifungen bin. Selbstverständlich ergeben sich beim Schreiben, "im Fluss", eigene Ideen, die den Roman beeinflussen. Eine witzige Person wie z.B. der Detektivpraktikant Paul Jansen in unserem momentanen Projekt drängt sich förmlich auf. Viel Spaß im kriminalistischen Getümmel, Paul.

Immens wichtig ist noch die Konfronation: Detektiv und Widersacher stehen sich in einem furiosen Finale gegenüber. Nun gibt es mehrere Alternativen einen Roman zu Ende zu bringen, manche sind gut; manche schlecht. Ich habe z.B. oft mit der Idee geliebäugelt, den "Schurken" entkommen zu lassen. Allerdings habe ich bei mir selber festgestellt, dass Romane und Filme mit solchem Ausgang ein unbefriedigendes Gefühl bei mir hinterlassen. Es scheint genetisch in uns (zumindest bei mir) angelegt zu sein, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.

Auf die Spitze treibt dies Micky Spillane. In vielen seiner Romane verliebt sich der Detektiv in die Frau, die sich später als Mörderin herausstellt. Detektiv Hammer hält sich aber nicht damit auf, sie der Polizei zu überstellen, sondern richtet sie mit seinem Revolver. Eigentlich sollte man meinen, dass diese barbarischen Konzepte den Leser eher verschrecken. Allerdings erfreuen sich seine Romane mit Titeln wie "Ich, der Henker", "Ein-Mann-Krieg" oder "Geliebte Leiche" immenser Beliebtheit.

Ich muss gestehen, dass Spillane mich auch immer zu fesseln weiss, obwohl ich viele Aktionen seines Protagonisten für verabscheuenswert halte. Vielleicht ist es die Figur des gottgleichen Rächers, die auf der einen Seite erschrockenes Erstaunen, auf der anderen Seite einen leichten Neid auf seine Konsquenz in mir hervorruft.

Genug schwadroniert für heute, die Sonne scheint und ich werde mich zum ersten Mal in diesem Jahr ins Freibad begeben, liebe Grüße Michael

Keine Kommentare:

Blog-Archiv