Dienstag, April 12, 2005

The big motivator

Als Papa Buschmann beschloss, Sohnemann einen Posten in seinem Imperium zu verschaffen und mich auf die Straße zu setzen, nahm ich eine Beratung der Bundesanstalt für Arbeit in Anspruch. Kann ja nicht schaden, dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn.

Obwohl ich selber um die Beratung gebeten hatte, klang die Benachrichtigung mehr nach einer gerichtlichen Vorladung als einem freundlichen Beratungsgespräch. Bei Nichterscheinen würde die BA Kakerlaken in meinem Haus aussetzen, meine Freunde bespitzeln und meine Bücher als jugendgefährdend auf den Index setzen lassen. Eine gute Athmosphäre war garantiert.

Der Arbeitsberater sah mich kaum an und reagierte auf meine freundliche Begrüßung überrascht. Ach ja, guten Tag. Rudimentäre Umgangsformen menschlichen Zusammenlebens scheinen noch nicht in deutsche Amtsstuben vorgedrungen zu sein. Sein nächster Satz schockierte mich dann doch.

"Herr Bresser, es gibt in Deutschland keine Jobs und wir in Zukunft keine geben", teilte er mir prophetengleich mit.
"Warum bin ich dann hier?" fragte ich erstaunt.
"Weil sie sich bewerben müssen", antwortete er abschätzig ob dieser dummen Frage.
"Außerdem, selbst wenn sie eine Arbeit finden sollten, werden sie nie wieder so viel wie vorher verdienen."
"Nein?" fragte ich erstaunt, welche hellseherischen Gaben der Mann besaß.
"Sie sind nicht qualifiziert. Eigentlich kann ich sie auf gar keine Stelle vermitteln."
Mein Erstaunen kannte nun keine Grenzen. "Ich bin nicht qualifiziert? Ich habe eine Ausbildung als Industriekaufmann, eine Fortbildung zum Industriefachwirt, eine zum Betriebswirt und ein Fernstudium zum MBA absolviert. Ich finde, das ist eigentlich eine ganze Menge."
Er schaute mich wie einen Fünfzehnjährigen an, der noch immer an den Osterhasen glaubt.
"Sie haben aber kein richtiges Diplom, Herr Bresser. Nur das zählt. Wenn da irgendwo Diplom draufstehen würde, wäre alles viel einfacher. Was haben sie eigentlich vorher gemacht?"
Es stand zwar in meinem vor ihm liegenden Lebenslauf, aber ich wiederholte bereitwillig, dass ich kaufm. Assistent der Gschäftsleitung gewesen sei und ein Unternehmen in Eigenverantwortung geleitet hätte.
Er durchforstete seinen Computer. "Ich habe nur drei Stellen in ganz Deutschland für ihr Profil gefunden", rief er aus. Nach dem Motto: Habe ich dir es nicht gleich gesagt.
Er druckte eine Stellenangebot aus, und gab es mir. Betriebsleiter Fensterbau mit langjähriger Erfahrung in Konstruktion, Bau und Montage von Fenstern gesucht.
"Sie müssen sich da vertan haben", merkte ich an. "Ich habe zwar in meinem Leben durch Fenster durchgeschaut, gebaut habe ich aber noch eins."
"Ich habe mich nicht vertan", herrschte er mich an. "Aber sie haben doch geleitet, oder? Auch wenn die Stelle nicht zu 100% auf sie passt, eine Übereinstimmung zu 90% reicht auch. Bewerben schadet eh nicht."

Da die Stelle nun überhaupt nicht meiner Vorbildung und meinen Neigungen entsprach, schickte ich eine vorherige Bewerbung auf eine Position im Einkauf an das Unternehmen. Kurze Zeit später erhielt ich eine Absage mit dem Hinweis, dass ich viele Anfoderungen der Stelle erfüllt hätte, aber leider nicht alle. Welch Wunder.

Von meinem motivierenden Arbeitsberater habe ich bis heute nichts mehr gehört. Schade. Er wird nie wieder einen so guten Bewerber wie mich finden. Pech für ihn.

In diesem Sinne alles Liebe aus der schönsten Ecke Deutschlands

Michael

Keine Kommentare:

Blog-Archiv