Donnerstag, April 28, 2005

Neuentdeckung der Langsamkeit

Mittwochs im Kino: Kepab Connection. Sehr netter Film.

Vorher wollten wir noch einen Kaffee zu uns nehmen und standen nach zehn Minuten ausgedehnter Warterei fast vor der Theke. Vor uns stand ein Türke, Mitte zwanzig, der erst mal fünf Minuten in seine Baseballmütze starrte, bevor er der Bedienung antwortete.

"Mhhhm, ich hätte gerne eine Sprite für 3,20: Nee, 2,70. Nein, lieber für 3,70"; ließ er sich dann großzügig herab. Da die Schlange hinter uns ein beträchtliches Ausmaß angenommen hatte, sprintete die Bedienung mit einem Pappbecher Richtung Getränkezapfsäule los, wuchtete das Gefäß in die Anlage und wollte gerade...

"Stop! Ich will doch keine Fanta." Es hatte sich mittlerweile ein Serviceteam von 3 Damen zur Betreuung dieses Kunden eingefunden. Eine vor der Getränkeausgabe, eine an der Kasse und eine als persönliche Beraterin.

"Watt, denn nun", fragte die Custumer-Care-Service-Tante nicht unfreundlich.

"Das gibt es doch nicht, wie ich hier gedrängt werde", nuschelte unser Freund.
"Cola mag ich nicht, dann nehme ich lieber eine Fanta."
"3,70 Euro bitte", forderte die Kassiererin energisch. Doch das ging einfach zu schnell.

"Moment, Moment", er sprach mehr mit sich selber als mit den Kinoangestellten. "Das ist noch lange nicht alles." Pause, Schweigen, Pause.

"Bitte?" fragte die Beraterin jetzt nun ziemlich angenervt.

"Warum muß ich mich so schnell entscheiden?" fragte Hassan, wie wir ihn mitlerweile getauft hatten, seine Baseballkappe. Leider antwortete sie nicht. Zumindest hörten wir nichts.

"Ich hätte gerne noch.... Äh, mhm, oh, wie heißt dieses komplizierte deutsche Wort noch?"

Keiner wußte es. "Barschfilet", schlug ich vor. Gehört zwar nicht zur Produktpalette des Kinopoliskonzerns, aber wer wußte schon, was Hassan und seine Baseballkappe für diesen Abend geplant hatten.

"Nee, ach, jetzt fällt es mir wieder ein. Popcorn. Genau."

Endlich konnte die komplette Bestellung angefertigt werden. Sein Portemonnaie sah zwar gähnend leer aus, aber irgenwie kam er noch auf den geforderten Betrag entgegen unserer Befürchtungen.

Meine Prophezeiung "Den sehen wir wieder" sollte sich bewahrheiten. Zumindest hörten wir ihn. In Kepab-Connection geht es grob gesagt um das Zusammenleben zwischen Deutschen, Türken und Griechen in Hamburg. Als der erste Grieche im Film auftauchte, vernahmen wir Hassan von hinten. "Sch.-Griechen. Ihr beansprucht noch immer Zypern für euch." Der Rest war unverständlich, da er sich wahrscheinlich nur seiner Baseballkappe mitteilen wollte. Jedenfalls genossen wir den Streifen komplett in Dolby Surround, da Hassan jede Szene mit griechischen Akteuren aus seiner Sicht kommentierte. Leider -wie gesagt- nur rudimentär verständlich.

Wir haben ihn dann zum Ende doch nicht gefragt, wie ihm der Streifen gefallen hat, wir mußten schließlich spätestens heute zu Hause sein. Aber sind wir nicht alle ein wenig schizo? Schade, mein Kuli antwortet nicht.

Tolles Wochenende und liebe Grüße Michael

Mittwoch, April 27, 2005

Pinguin, hä????

Wen interessiert es nicht, was er einmal im früheren Leben für ein Wesen gewesen ist. Ich vermutete, als permanent alkoholisierter Hooligan von Bayern München mich durch die Lande geprügelt zu haben. Auch kam es mir in den Sinn, als Guilloutinist (keine Ahnung wie das geschrieben wird) während der französischen Revolution meine Finger mit Adelsblut befleckt zu haben. Huä, erschreckende Gedanken.

Gott sei Dank, gibt es nun einen verbindlichen geradezu revolutionären Test, der Gewissheit schafft und meine Seele reinwäscht: Ich war ein Pinguin. Hä?

Schnappen Sie sich Ihren Anzug - denn in Ihrem letzten Leben waren Sie ein Kaiserpinguin mit einem bestechenden Charakter und bemerkenswertem Charme. Hier die Einzelheiten, die wir über Sie herausfinden konnten: von allen abgöttisch geliebt, machten Sie eine prächtige Figur mit Ihrem Hut und Ihrem Frack. Als Visionär brachten Sie populäres Theater auf die Eisbühne. Cats…auf Eis! und Die Saturday Night Fever Eiskapaden waren zwei Ihrer bekanntesten Arbeiten.

Ihre Berühmtheit hätte Sie international berühmt machen können, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass Sie genauso aussahen wie jeder andere Pinguin am Nordpol. Frustriert machten Sie einen barschen Versuch, Ihre Individualität unter Beweis zu stellen: Sie warfen Ihren Pinguinanzug beiseite und erstanden einen schicken, stahlblauen Mantel mit aufgeputzten Manschetten und segelten davon mit Kurs in Richtung Festland.

Den ganz großen internationalen Durchbruch schafften Sie zwar auch dort nicht, aber Sie waren recht zufrieden mit Ihrem Leben in der Tierra del Fuego, wo Ihre auf Eis produzierte Version von Hamlet großen kommerziellen Erfolg erzielte und über alle Maßen gelobt wurde.

Überzeugt mich vollauf. Wer sich selber über Sünden in vorherigen Inkarnationen informieren will, bitte:

Reinkarnations-Test

Feiertagsirrtum

Hatte ich mich gestern doch so auf die Zelebrierung meiner Einkommenssteuererklärung gefreut. Aber kennt ihr das auch?

Du schmeißt dich in Schale, bringst dich mit Chorälen in weihevolle Stimmung, legst den Festbraten in den Backofen und gehst zur Kirche, und: Du stehst vollkommen alleine vor dem Gotteshaus. Du fragst wohlwollende Passanten und erfährst, dass Heiligabend erst morgen stattfindet. Irgendwie geht dann doch die ganze Stimmung flöten.

So ähnlich erging es mir gestern. Beim Sortieren meiner Dokumente fiel mir die gottverdammte Studienbescheinigung nicht in die Finger. Alter Schwede, habe ich wieder mal meine Ordnung verflucht. Ich habe sämtliche Orte, an denen sie sich gerne aufhält abgesucht, Ansagen übers Megaphon durch die ganze Wohnung schallen lassen, das Blatt tauchte einfach nicht auf.

Ein gutes hatte das Ganze doch. Mir fielen während der Suche diverse Rechnungen in die Hände, die ich ansonsten vergessen hätte. So habe ich dann der Uni schnell eine Mail geschickt, ob sie mir die Bescheinigung nochmals zuschicken könnten.

Der Feiertag ist somit verschoben aber nicht aufgehoben. Ich freue mich schon tierisch auf nächste Woche, wenn ich den ganzen Krempel komplett habe.

Bis denne Michael

PS: Mir schrieb jemand, dass sie meine Blogs überhaupt nicht verstehen würde. Ob ich Drogen nähme? Seither vermeide ich möglichst Fremdwörter und versuche mich auch bei den Satzkonstruktionen auf Pisa-Level zu bewegen. So ergeht es vielen Kulturschaffenden heute. Gerüchte besagen, dass David Lynch eine Neuverfilmung der Schwarzwaldklinik dreht, und Karl-Heinz Stockhausen für die nächste Popstars-Staffel die Songs komponieren muss. Ich werde mich aufs Comic-Texten verlegen. Krabum.

Dienstag, April 26, 2005

Der größte Feiertag im Jahr!

Das Wetter in der schönsten Region Deutschlands ist heute kalt und nieselig. Auf der Straße kreischen unentwegt die Sicherheitsvorkehrungen irgendwelcher Autos los und mein Stammdönerlokal ist seit zwei Monaten dicht. Grund zu Trübsal?

Mitnichten. Denn heute ist einer der größten Feiertage im Jahr. Der Income-Tax-Declaration-Day. Nein, hat nichts mit dem amerikanischen Unabhängigkeitstag zu tun. Viel besser: Ich werde heute meine Steuererklärung machen.

Früher war das Zusammenfassen von Zahlen für die Freunde vom Finanzamt ein Greul. Aber dann verriet mir mein Freund Volker seine Erfolgsstrategie. Volker besitzt einen gigantischen Versandhandel für Briefmarken und wird in Insiderkreisen "Der Pate von Quickborn" genannt. Klar, dass bei immensen Gewinnen eine opulente Steuererklärung anfällt.

In seiner Jugend drückte sich Volker immer um diese Aufgabe und ließ sich lieber vom Finanzamt taxieren, was in jedem Fall zu seinen Ungunsten ausfiel. Die Beamten nahmen nämlich an, dass er nicht bloss den deutschen, sondern auch den chinesischen, argentinischen und neuseeländischen Postwertzeichenmarkt beherrschte. Das Vertrauen der Damen und Herren ehrte ihn zwar, kostete aber unnötig Beträge in Millionenhöhe.

Da Volker aber nicht besonders kapitalistisch veranlagt ist, reichte die negative Motivation durchs Finanzamt nicht aus, um ihn zur Steuererklärung zu bewegen. Was machte der Kerl? Er gaukelte sich vor, die Steuererklärung sei ein Fest.

Ziemlich schlau, was? Der Tag ist rot im Kalender als Feiertag markiert. Somit ruhen an dem Tag alle sonstigen Geschäfte. Frühmorgens frühstückt er ausgiebig im Kreis der Familie, schlüpft in seinen besten Anzug und besucht eine kleine Quickborner Kapelle, um für geistigen Beistand zu beten.

Anschließend setzt er sich an den Rechner und addiert unter Beschallung von inspirierender Musik Ziffernkolonnen, heftet Belege zusammen und erhält am Ende ein für ihn mehr als befriedigendes Ergebnis. Seitdem freut er sich jedes Jahr auf die Abgabe der Steuererklärung.

Und seit ich diese Strategie übernommen habe, geht es mir genauso. Endorphine kreisen in ganzen Klumpen durch meine Blutbahn, wenn ich alleine das Wort Steuererklärung höre, denn es ist mittlerweile mit so vielen positiven Erinnerungen behaftet. Cool, Steuererklärung, ist meine erste Reaktion, wenn Freunde über diese Prozedur stöhnen.

In diesem Sinne, werde ich jetzt eine angemessene Krawatte anlegen, und mich dieser lustvollen Beschäftigung widmen.

LG Michael

Sonntag, April 24, 2005

Humba, humba, täteräääää

Ich fass es nicht. Da sagen doch tatsächlich viele sogenannte Freunde: Du hast ein super Leben als Rockstar. Wein, Weib und Drogen ohne Ende, dazu noch die dicke Kohle, die du mit der Schubkarre aus den Plattenläden nach Hause schiebst.

Auf der einen Seite haben sie sicherlich recht. Allerdings ist Neid in meiner Welt das niedrigste Gefühl, das den Empfinder im nächsten Leben auf die Ebene einer Darmamöbe herunterinkarniert. Auf der anderen Seite ist das Rockbusiness knallharte Arbeit. Wenn ich die Wahl hätte, acht Stunden am Tag Rindfleischscheiben zu wenden, oder eine Stunde im Monat das Angesicht eines geldgeilen Produzenten erblicken zu müssen, würde ich erste Variante immer vorziehen.

Ihr wisst also, was für gestrandete Gestalten sich in der Frittenküche von McBurger tummeln: Alles ehemalige Lohnsklaven von Mr. Aioli, was kein Synonym für eine italienische Nudelkreation sondern für kapitalistische Ausbeuterei bis auf den letzten Fingernagel (sic) darstellt (für nähere Infos werft mal einen dezenten Blick auf die Merchandiseseite der Aioli-Productions).

Wenn man davon absieht, dass Aioli mir einen 16 Jahre alten Nissan Micra als Firmenfahrzeug zur Verfügung gestellt hat, während er selber nichts unter Jaguar fährt (Zitat A.: "Die billigen Porschesitze nutzen meine Amanianzüge schneller ab."), macht der Job irre Spaß. Ich mache es ja auch nichts für die Kohle, sondern für Euch. Platt, was? Nee, stimmt auch nicht. Aber schließlich war ich selber dumm genug, bei Mr. Ausbeuter zu unterzeichnen. Nun suche ich nach einer Eine-Welt-Produktionsfirma, die Sänger fair behandelt. Ist schließlich nicht witzig, wenn ich von meiner Gage noch dreitausend CDs selber kaufen muss, um die Chartsposition auszubauen.

Die Produktionsfirma sorgt auch für Groupis. Ich höre alle männlichen Leser "Ich will auch singen!" schreien. Lest euch aber vorher gut euren Vertrag durch. Wenn ich eine Lupe bemühe, kann ich entziffern, dass sich die zugesicherten Damen aus Pflegestufe 3 Patientinnen des lokalen Seniorenheimes rekrutierten. Dies erklärt auch das optische Erscheinungsbild der "willigen" Hostessen, das mich überraschte und erschreckte. War halt günstig.

Zu den Drogen. Ich hatte davon geträumt, mich in kreativen LSD-Visionen zu bewegen. Allerdings lag auf dem Aiolischen Gabentisch lediglich eine Familienpackung Marshmellows mit dem Hinweis, dass auch Zuckerräusche die musikalische Leistungsfähigkeit erhöhen könnten.

Schluss mit dem Gejammer. Künstlerisch haben wir uns jede Menge Gedanken gemacht. Wenn ihr die Reportage "Don't need a gun - Wie man innerhalb des deutschen Vertragsrechts Musiker ermordet" auf Arte verpasst habt, klick auf untenstehenden Link, und ihr wisst, worum es beim Rock'n'Roll im neuen Millenium wirklich geht. Enthält Fotos aus dem faszinierenden Mikrokosmos der Desert Beach Studios und wenn ihr meint, die seien schlechtes Feng Shui: Das ist der geopathisch verseuchteste Ort, den ich kenne.

Making of a record

Ich komme wieder Micky

Freitag, April 22, 2005

Skandal im Sperrbezirk

Hat das einer von euch mitgekriegt, dass der Produzent der deutschen Grand-Prix-Hoffnung Gracia selber werweißwieviele Scheiben gekauft haben soll, um eine bessere Platzierung zu erreichen?

Dasselbe soll er auch bei dem Schweizer Kandidaten Vanilla Ninja abgezogen haben. Von 2000 Exemplaren ist die Rede, aber natürlich wird die tatsächliche Zahl wesentlich höher sein.

Was ist das nur für ein krankes Business? Nehmen wir die Zahl von 2000 als gegeben an, hätte er 30.000 € für die Platzierung verballert. Kann sich das noch lohnen? Wenn wir 2000 Exemplare unserer Bücher kaufen müssten, ohne diese weiterverkaufen zu können, wäre dies ein finanzielles Fiasko. Man stelle sich nur mal vor, dass ein jeder in einem Unternehmen arbeitende Leser 2000 Einheiten des vertriebenen Produkts erwerben müsste, um die Zahlen hochzupushen. Eine deprimierende Vorstellung, oder?

Angeblich soll diese Vorgehensweise in der Plattenindustrie gängiger Usus sein. Jetzt wissen wir auch, warum Michael Jackson Pleite ist. Der arme Kerl kaufte wegen guter Hitparadenplatzierungen Millionen seiner CDs und baute dieses Ungetüm von Ranch, um die Silberlinge unentdeckt unterstellen zu können.

Ich empfinde tiefes Mitleid und spare schon mal kräftig, um mir 50.000 Nannen-Romane und Micky-Idol-CDs in meiner Villa lagern zu können. Hauptsache, die Chartplatzierung stimmt, und der Chef ist begeistert.

Ein fantastisches Wochenende und drückt RWE heute gegen Aachen die Daumen. Die Tabellenplatzierung ist garantiert nicht gefaket und kann nur durch ehrliche Arbeit verbessert werden.

Liebe Grüße Michael

Donnerstag, April 21, 2005

Wie schreibe ich einen Roman?

Diese Frage kann ich nur für auf Unterhaltung abzielende Romane beantworten. Sogenannte "literarische" Romane, deren Ziel es ist, möglichst gute Kritiken von Leuten einzuheimsen, deren Urteil keinen normalen Menschen itneressieren, sind nicht so mein Ding. Sicherlich folgt auch jeder Autor einem anderen "Erfolgs-"konzept.

Von primärer Wichtigkeit sind meines Erachtens die Charaktere der handelnden Figuren. Aus ihnen sollte sich bereits genug Konfliktpotential ergeben, dass den Leser bei der Stange hält.

Unser Protagonist Dieter Nannen ist ein leicht oberflächlicher arroganter urbaner Mitteleuropäer, der aus der Großstadt durch private Turbulenzen gezwungen in die ländliche Walachei des Münsterlandes zieht. Im mythischen Erzählen nach Frey wird das als Ruf des Abenteuers bezeichnet. Es ist dem Leser offensichtlich, dass dem Helden noch wesentliche Eigenschaften fehlen, um sowohl die ländlichen Enge als auch seinen späteren Job als Detektiv erfolgreich zu meistern. Die Reise beginnt.

Andere mythische Figuren, denen der Held auf der Reise begegnet, sind für einen spannenden Roman unabdingbar: Der Widersacher, die Geliebte, der Berater usw. Sind diese Figuren im vorhinein konzipiert, schreibe ich ein Stufendiagram des Plots. In aller Kürze, da ich kein Freund verbaler Ausschweifungen bin. Selbstverständlich ergeben sich beim Schreiben, "im Fluss", eigene Ideen, die den Roman beeinflussen. Eine witzige Person wie z.B. der Detektivpraktikant Paul Jansen in unserem momentanen Projekt drängt sich förmlich auf. Viel Spaß im kriminalistischen Getümmel, Paul.

Immens wichtig ist noch die Konfronation: Detektiv und Widersacher stehen sich in einem furiosen Finale gegenüber. Nun gibt es mehrere Alternativen einen Roman zu Ende zu bringen, manche sind gut; manche schlecht. Ich habe z.B. oft mit der Idee geliebäugelt, den "Schurken" entkommen zu lassen. Allerdings habe ich bei mir selber festgestellt, dass Romane und Filme mit solchem Ausgang ein unbefriedigendes Gefühl bei mir hinterlassen. Es scheint genetisch in uns (zumindest bei mir) angelegt zu sein, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.

Auf die Spitze treibt dies Micky Spillane. In vielen seiner Romane verliebt sich der Detektiv in die Frau, die sich später als Mörderin herausstellt. Detektiv Hammer hält sich aber nicht damit auf, sie der Polizei zu überstellen, sondern richtet sie mit seinem Revolver. Eigentlich sollte man meinen, dass diese barbarischen Konzepte den Leser eher verschrecken. Allerdings erfreuen sich seine Romane mit Titeln wie "Ich, der Henker", "Ein-Mann-Krieg" oder "Geliebte Leiche" immenser Beliebtheit.

Ich muss gestehen, dass Spillane mich auch immer zu fesseln weiss, obwohl ich viele Aktionen seines Protagonisten für verabscheuenswert halte. Vielleicht ist es die Figur des gottgleichen Rächers, die auf der einen Seite erschrockenes Erstaunen, auf der anderen Seite einen leichten Neid auf seine Konsquenz in mir hervorruft.

Genug schwadroniert für heute, die Sonne scheint und ich werde mich zum ersten Mal in diesem Jahr ins Freibad begeben, liebe Grüße Michael

Mittwoch, April 20, 2005

Germany No. 1

Wir haben es gewusst: Ratzinger hat es auf den Thron geschafft.

Als Hunderte von Gläubigen sich auf dem Petersplatz versammelten, um auf die Verkündigung des neues Papstes zu warten, lehnte ich mich genüsslich mit einer Pina Colada und einer Havanna zurück und schaufelte den nach Pinien duftenden Badeschaum von links nach rechts.

Da die Papstwahl ein Ereignis mit "offenem" Ausgang ist, hatte ich vor einigen Wochen mit meinen kroatischen Freunden Ante und Simon S. Wetten in nicht unbeträchtlicher Höhe auf Joe platziert. Wer den Medien glaubt, dass die Wahl unter Ausschluss jeglicher Kommunikationsmittel wie Handy, Fernsehn usw. stattfindet, tut gut. Ist wirklich so. Denn die Wahl wird bereits im Vorfeld entschieden.

Nun fragen sich sicherlich viele, womit kann man einen Kardianl zur Abgabe der richtigen Stimme bewegen? Fährt ein hoher kirchlicher Würdenträger auf einmal mit einem Porsche und einer dunkelhaarigen Schönheit auf dem Sozius durch die Gegend, fällt das sicherlich auf.

Korrekt. Aber es gibt genügend andere milde Gaben, die auch ein strenges Herz erweichen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwierig es ist, Tonnen von Hostien, Weihwasserfässer und Weihrauchblöcke von mehreren Zentnern unauffällig in Kardinalsresidenzen zu schmuggeln. Aber mit jahrelanger Erfahrung im Geschäft wurde das Unmögliche möglich gemacht, und Ratze inthronisiert.

Viele waren entsetzt, gilt Joe doch als einer der konservativsten Vertreter des Katholibiz. Keine Sorge: Es wird sich nichts ändern. Schließlich hat er bereits seit vielen Jahren alle wichtigen Schriften seines allseits beliebten Vorgängers verfasst. So what? Außerdem fährt er eine klare Linie und ist berechenbar, denn das Wort "ja" gibt es nicht in seinem Wortschatz. Während es die Punx mit ihrer "Nein-zur-Gesellschaft" Attitude meist nicht über den Status des Sozialhilfeempfängers hinausgebracht haben, machte er damit im erlauchten klerikalen Zirkel eine Karriere, die sich gewaschen hat. Reisen, dicke Autos, Frauen, die sich ihm zu Füßen legen. Ein Hauch von Neid keimt in mir, muss ich zugeben.

Allerdings verstößt die Wahl gegen deutsches und sogar europäisches Arbeitsrecht. Die Stelle wurde nicht öffentlich ausgeschrieben, wie mich ein Blick in den Rechner der Arbeitsagentur lehrte. Ferner wurden keine Frauen zur Wahl zugelassen. Auch wuden keine Behinderten bevorzugt.

Wer jetzt etwa hofft, damit wäre die Wahl eventuell angreifbar: Meine kroatischen Freunde und ich haben vorgesorgt. Heimlich wurden weibliche Wesen in die Konklave eingeschmuggelt, die ebenfalls zur Wahl standen. Leider reichte ihre Qualifikation nicht aus. Ferner wurden unter erheblichem Schmiergeldfluss diverse Versehrtenausweise für die Hälfte der Kardinäle gedruckt. No problem. Also ist doch alles mit rechten Dingen zugegangen.

Das lustigste an der Wahl war Jackys Reaktion: "Ey, bei dem Alten war ich doch inner Wohnung. Wie geil ist das denn?" Ja, die Stimme der Jugend weiß auch in unserer schelllebigen Zeit den Wert von Verbindungen, seien sie auch nur lose, zu schätzen.

Also: Wenn ihr spirituellen Beistand und einen Halt im Leben sucht: Glaubt an meine oder an Benedikt XVI.s Worte, da werden sie geholfen.

Einen wundervollen Tag voller Licht und Sonnenschein wünscht euch Michael I

Dienstag, April 19, 2005

Vote the pope

Papstwahl: Großes Ereignis, auf das die Gläubigen keinen großen Einfluss haben. Es lebe die Demokratie.

Der mehr oder weniger interessierte Zuschauer sieht lediglich bunt gekleidete Männer, die durch die heiligen Hallen des Vatikans spazieren. Mal ganz ehrlich, besonders spirituell erscheinen mir die Senioren nicht; eher wie Politiker zu Karneval in Einheitskostümierung.

Um die Politik eines zukünftigen Kandidaten näher zu beleuchten, schickte ich Praktikantin Jacky mit der Kamera in die Wohnung des Kardinal Ratzingers. Die Haushälterin führte sie bereitwillig herum. Ein bißchen klerikaler Spirit schadet einem so jungen Ding bestimmt nicht, mag sie gedacht haben.

Untenstehendes Fundstück beeindruckte meine berufliche bessere Hälfte so sehr, dass sie mir gleich einen Heiratsantrag machte.



Ich bat mir Bedenkzeit aus und nutze diesen verregneten kalten Dienstag zur Klausur.

Liebe Grüße Michael

Sonntag, April 17, 2005

The pot cooks Vol. 2

Donnerstag ab in die Stadt, um Briefmarken zu kaufen. Kein einziger freier Parkplatz selbst an abgelegensten Orten, die mir nur dank zehnjähriger Pfadfinderausbildung bekannt sind! Nach einer halben Stunden kurvte ich genervt nach Hause und fragte mich, was denn da wohl los sei.

Am Freitag startete ich einen neuen Versuch. Erfolgreich und mit Beantwortung meiner Frage. Ein Aufeinandertreffen der bundesdeutschen Drehorgelspieler in der Duisburger City. Nachdem ich die Postwertzeichen erworben hatte, kam mir die Idee, euch könnte ein Interview mit einem dieser das mediale Rampenlicht scheuenden Wirbelkistenakrobaten interessieren.

Allerdings hatte ich keine Lust, mich nochmals in das bunte Treiben zu stürzen. Aber wofür habe ich Jacky. Jacky? Na meine BP-Außenreporterin. Die Stimme der Jugend am Puls der Zeit. Noch immer kein Cent aus dem Gehirn gepoltert. Also gut, eine Kurzbiographie.

Meine Freundin Jacky heißt mit bürgerlichem Namen Jaqueline-Beatrice Kaschnirtzki. Wohnhaft in Duisburg-Bruckhausen. Wenn Marxloh Duisburgs Pendant der Bronx darstellt, ist Bruckhausen Schimanski Citys Haarlem. Fragt man die die zehnjährigen Jungen nach ihren Berufswünschen erhält man nur Drogendealer oder Zuhälter als Antwort. Dementsprechend sieht auch das Warenangebot in der grünen Lunge Duisburg in der Umgebung der Thyssen-Kokerei aus.

Jacky will allerdings weder Friseuse noch Prostituierte werden. Reportin heißt ihr Karriereziel. Allerdings kämpft sie mit fast achtzehn noch um den Hauptschulabschluss an der lokalen Gesamtschule. Ich lernte sie kennen, weil sie sich um ein Praktikum bei mir bewarb. Okay, dachte ich, geb dem Mädel eine Chance und führe sie in den investigativen Journalismus ein. Gutes Karma für die nächste Reinkarnation anhäufen, dass ich nicht wie Angela Merkel als Darmwurm in den Eingeweiden Joschka Fischers mein trübes Dasein fristen muss.

Die Kleine war auch vollauf begeistert und schob gleich ihren vom Minikleid nur spärlich bedeckten jugendlichen Hintern in die S-Bahn Richtung Centrum und lieferte gestern folgendes Interview ab.

Also, der Michael hat mich gefragt, ob ich mich mal mit einem dieser Leierkastenonkels in der Stadt unterhalten wollte. Ey, klar Alter, hab ich gesagt.

Direkt neben Karstadt hab ich nen älteren Herrn getroffen, der son altes Lied runterkurbelte. In the summertime heißt das, hat er mir gesagt. Also, der Orgel Freddy hat ganz weiße Haare und tut das schon seit sechzig Jahren machen. Das Lied ist übrigens auch vierzig Jahre alt. Boah, ob ich jemals so alt werde, habe ich mich gefragt. Egal, ich hab meinen MP3-Player mit Recording-Function rausgeholt.

BP: "Hi, ich bin Jacky und bin die Starreporterin vom Michael. Wie heißt denn du?"
OG: "Ich heiße Friedhelm Öhmekens, komme aus Ravensburg, aber mich nennt jeder nur Orgelfreddi."

BP: "Ich komme aus Duisburg, aber ist egal. Ey, jetzt erzähl mal, wie kommste dazu, ne Kurbel an sonnem komischen Kasten zu drehen? Und jetzt ma ehrlich, da kommt ja nicht so die tolle Musick raus."

OF: "Als ich mit dem Musizieren begann, gab es noch keine CDs. Einen Plattenspieler konnten sich meine Eltern auch nicht leisten. Wir hatten ein kleines Schuhmachergeschäft. In der Freizeit spielte mein Vater Drehorgel; er hat diese wunderschöne Tradition an mich weitergegeben."

BP: "Echt, wie geil ist das denn? Ich kenne meinen Alten nicht. Als ich drei war, hat er sich nach Mülheim abgesetzt. Hasttest du ne schöne Zeit als Teen?"

OG: "Kann man wohl sagen. Das Leben war härter als heute. Da keine öffentlichen Verkehrsmittel zwischen meinem Heimatdorf und Ravensburg verkehrten, musste ich jeden Tag zehn Kilometer hin- und zehn wieder zurücklaufen. Das hat mich geprägt."

BP: "Alter Schwede. Echt abgefahren, dieser Nature-Trip. Aber jetzt noch mal zu deiner Mucke. Kannste mit dem Kasten nicht irgendwelche geilen Klingeltöne runterloaden und abtunen? Ich steht mehr so auf R'n'B als auf diesen Folklorekram."

OF: "Es tut mir leid, dass dir meine Musik nicht so zusagt. Vielleicht ist die Drehorgel auch deshalb ein aussterbendes Instrument, weil die Melodien nicht dem temporären Zeitgeist huldigen. Mir gefallen sie jedenfalls."

BP: "Hä, hab ich nicht gecheckt, watte meinst. Egal, ich hoffe, dem Micha gefällt das Interview und see you soon, Freddi."

Ich hab das jetzt abgetippt, der Micha meint, ich soll mal selber machen, er liegt jetzt lieber in der Badewanne und ich soll euch auch schön von ihm grüßen.

Bis demnächst auf diesem Kanal. Ist echt voll cool, dieses Jornalismuszeux. Hoffe, ich darf bald wieder ran. Eure Jaqueline-Beatrice Kaschnirtzki, Klasse 10f, Gemeinschaftsgesamtschule Duisburg-Bruckhausen

PS: Geile Woche noch. Jacky yo check it up.

Samstag, April 16, 2005

Der Pott kochte

Revierderby. Einer der aufregendesten Tage im Jahr. Nein, ihr habt das unwichtige Spiel der Schalke gegen den BVB nicht verpasst. Übrigens wird Schalke diese Saison mit "Uefa-Cup-Teilnehmer der Herzen" einen neuen Titel kreieren. Aber wen interessiert das.

Jedenfalls spielte gestern Rot-Weiss-Essen gegen Rot-Weiss-Oberhausen. Ein Schalke favorisierender Kumpel meinte: Not gegen Elend. Dieser Kommentar verdeutlichte wieder mal dass Schalker nichts vom Fussball verstehen; schlielich hat Essen nur einmal mehr verloren als Schalke. Man muss halt eine Tabelle lesen können.

Wo kommen auch 19.000 Zuschauer, wenn der 14. gegen den 18. kickt? Hexenkessel. Bengalische Feuer der Oberhausener Hooligans gleich zu Beginn. Würde ein Abbruch wie im befreundeten Mailand erfolgen. Glücklicherweise nicht.

Essen spielte anfangs souverän und ging auch vollkommen verdient mit zwei Toren des niederländischen Sturmtanks Erwin Koen in Führung. Leider ruhte sich die Mannschaft in der zweiten Halbzeit aus, und versuchte ohne große Anstrengung den Vorsprung über die Zeit zu retten. Dies sieht der Fußballgott gar nicht gerne und so kam Oberhausen in den letzten fünf Minuten zum Ausgleich. Komischerweise konnte Essen dann das Tempo wieder steigern, vergab aber eine gute Chance kläglich.

Es war so voll, dass ich zwischen zwei geistig debilen Fans eingekeilt waren, die ständig vor meinem Kopf sich darüber unterhielten, wo ihre Tüte abhanden gekommen war. Ich rätselte die ganze Zeit, welche sie meinten, rauchten sie doch permanent selbstgedrehte Zigaretten mit harzigem Geruch. Aber Pannemann eins meinte, wo dieser herkämen, gebe es noch mehr, was Pannemann 2 inschallendes Gejohle ausbrechen ließ. Wie einfach es ist, manche Zeitgenossen glücklich zu machen.

Diese Typen waren auf jeden Fall angenehmer als die glatzköpfigen kompakt gebauten Hools, die jemanden zwecks physischer Auseinandersetzung suchten. Ich machte mich so weit es ging unsichtbar und sie zogen weiter. Das sind neben diversen Bierduschen aufgrund zweifelhafter Schirientscheidungen die Nebenwirkungen eines Revierderbys.Nichts für Warmduscher halt.

Ich habe mich aber bereits erholt und sehe wieder ein bißchen optimistischer in die rot-weiße Zukunft

Alles Liebe und einen tollen Samstag Michael

Freitag, April 15, 2005

Geht es euch gut?

"Alter" ist die häufigste Anrede unter Jugendlichen, wie ich in einer nicht repräsentativen Erhebung am Lebensretterbrunnen feststellte: "Ey Alter, boah, hasse die Alte, ich sach dir." Wie man mit so wenigen Worten so viel ausdrücken kann, sozusagen reudzierter Expressionismus, verdient meinen ganzen Respekt.

Alter ist allerdings auch ein Problem, mit dem der Leser dieser Seite zu kämpfen hat. Wie einige von euch festgestellt haben mögen, befindet sich unten eine intelligente Werbeanzeige von Google. Was heißt hier intelligent? Nun, sie reagiert auf den Inhalt und versucht, die Zielgruppe der Page zu erfassen und ihre Bedürfnisse anzusprechen.

Als ich von meiner Reifenpanne berichtete, klassifizierte die Anzeige meine Leser als Techniklegastheniker und bot Autoreparaturen, Pannenhilfe und Ersatzteile an. Ich bin froh, dass es keiner persönlich nahm, und ich keinen Haufen wütender Mails erhielt.

Als ich gestern die Google-Anzeige observierte, bekam ich einen Schreck: Beerdigungen ab 589 €, Trauerredner für jeden Anlass und dabei kam in keinem meiner Beiträge Wörter wie "Tod" oder "Leiche" vor. Ich schickte Google eine Mail und erfuhr, dass dieses hyperintelligte Programm via Monitor die Gesichter aller Betrachter abfotografiert und auswertet. Dabei sei herausgekommen, dass der durchschnittliche BP-Leser 85, leicht senil und nur durch Unterstützung von zwei Zivis lebensfähig ist. Die ideale Zielgruppe für Haftcremes, Blasenkatheder und Sterberedner. Ich war entsetzt und zugleich schuldbeswusst, dass ich keinen von euch bisher in der Seniorenresidenz besucht habe.

Daher die Frage: Alles okay mit euch?

Ich wünsche euch einen beschwerdefreien Tag mit Fokus auf die Sonnenseite des Lebens

Cheers Michael

Donnerstag, April 14, 2005

Strukkies are asspounded mothaf....

Diese Ueberschrift hat zwei Gründe. Nein, ich bin nicht unter die Hip-Hopper gegangen oder habe mich an meine Adoleszenz in den Bottroper Skums erinnert. Umlaute werden von Yahoo zu unleserlichen Zeichen transormiert, und heute habe ich einmal an meine Abonnenten gedacht. Da es im englischen bekanntermaßen keine Umlaut gibt, keine Probleme. Zum zweiten habe ich mich vorhin dermassen geärgert, dass ich nicht implo- sondern explodieren möchte. Ist besser für die Gesundheit, habe ich mir von gut unterrichteten Quellen sagen lassen.

Ich erzählte, dass ich neulich bei Sanjas, Denises und Svens Büroeröffnung war. Erinnert ihr euch? Dort traf ich einen gewissen E. aus M., der Magnetschmuck im Strukturvertrieb verkauft. Heisst: Der Hersteller beschäftigt selbständige Verkäufer, welche die Produkte wie Grünkerne, Mangosaft oder Magnetschmuck unters kaufunwillige oder willige Volk schleudern. Das Unternehmen ist dabei immer erster Sieger; die Strukkies haben heftig zu baggern. Natürlich funktioniert das nur bei überteuerten aber "geringeren" Werten. So vermittelt mein Freund Thomas Wirtschaftsgipfel von mehreren Tausend Euro. Wäre lustig, wenn er die voerher selber einkaufen müsste. Also, wie ihr schon merkt: so richtig seriöse Unternehmen, die von ihren Produkten überzeugt sind, wählen andere Vertriebswege.

Jedenfalls sprach mich dieser E. an, ob ich Interesse an dem Konzept hätte. Da ich von Hause aus neugierig bin, ließ ich mir die Unterlagen geben, worfür er eigentlich schon 45 Schleifen haben wollte. Für ein paar Kataloge soviel Geld auszugeben, ging mir aber gegen die Hutschnur. Ich kaufe doch nicht die Katze im Sack.

Das Modell erschien mir dann doch für den Verkäufer sehr unvorteilhaft. Wenn ich erstmal zum Einstieg eine "kleine" Kollektion von ein paar Hundert Euro erwerbe, erhalte ich lediglich 20% auf die Einkaufspreise. Läppisch. Zudem den untersten Titel in der Verkaufshierarchie namens Berater. Nicht, dass ich Wert auf solche zweifelhaften Titel legen würde: Ich bin immerhin Reverend des Ordens OSV und habe schon an die zwanzigtausend wertlose Titel bei Ebay verkauft, als die Magnetschmücker noch mit der Blechtrommel unter dem Weihnachtsbaum getanzt haben.

Jedenfalls brauche ich Einkaufswerte von mehreren Tausend Euro um schon lohnendere 40% Nachlass und einen Titel wie European Business Unit Consultant zu erreichen. Die von E. genannten in seinen Augen lukrativen Provisionszahlungen beeindruckten mich auch mässig. So hatte er auf dem Bulderner Kunstgewerbemarkt an einem Tag 200 € umgesetzt. Erzählte er stolz. Heidewitzka Herr Kapitän. Lügen einem die Leute was in die Tasche, oder glauben sie selber daran? 40% von 200 Euro sind 80 € brutto. Abzurechnen sind Stand- und Fahrtkosten sowie die MwSt. Wenn ich dann von 30 € Gewinn vor Einkommenssteuer ausgehe, wäre das Wenden von RIndfleischscheiben bei einer populären Fastfoodkette einträglicher. Ein wirklich beeindruckender Verdienst.

Doch zum Kern meiner mehr als leichten Irritation. Ich brachte ihm heute morgen die Tasche mit den Unterlagen nach M. Freundliche Begrüßung, Kaffee wurde angeboten. Doch dann studierte E. den Tascheninhalt und wurde ganz aufgeregt. Das Buch "Phosphorizierende Energie" und der Katalog würden fehlen. Ich sagte ihm, dass ich nur in den erhellenden Marketingprospekt geschaut hätte; sonst wäre alles so, wie ich es erhalten hätte. Cholerisch brauste er auf, dass wir so nicht klarkommen würden. Das Buch alleine koste 8 € die Preisliste 4 € oder so. Er sprach es nicht aus; aber aus seiner unrelaxten Mimik und Gestik schloss ich, dass ich das Zeux bezahlen sollte. Arschlecken! Langsam trug mich mein steigender Testosteronspiegel aus meiner buddhagleichen Ruhe in einen Zustand leichter Aggessivität. Ich fragte ihn, ob er meine, ich hätte es wirklich nötig so einen Sch... zu klauen. Ich würde selbst meinen Papierkorb zu sehr lieben, um ihm sowas zuzumuten. Ohne Kaffeegenuss verließ ich seine Wohnung, mit dem halbherzigen Versprechen, zu Hause nach den fehlenden Unterlagen zu schauen.

Die Geschichte wäre jetzt rund, wenn er mir wirklich irgendwelche Klamotten berechnen wollte, die ich nie gesehen hatte. Leider fand ich sie im Auto. Die Tasche hatte sich wohl geöffnet, und der Mist war rausgefallen. Zuerst überlegte ich, ob ich sie nicht einfach in den nächten öffentlichen Abfalleimer schmeißen sollte; wollte mich aber nicht auf dieses Niveau herablassen, sondern sopfte sie in E's Briefkasten.

Für die Zukunft: Wenn ihr Mitarbeiter eines MLM-Vertriebs seid: Mich interessieren vielleicht eure Kataloge über die Wirksamkeit pulverisierter Krokodilshoden und Kartoffelkäferanhänger, aber ich werde sie weder klauen, noch in die Mühlen eurerr Heititei-Im-Team-Sind-Wir-Stark geraten. Zweifel an meiner Integrität nehme ich persönlich und fertige Voodoopuppen von euch an, die ich nicht gerade liebevoll malrätieren werde.

Das musste mal klargestellt werden. Euch allen einen sonnigen Donnerstag, viel Liebe und Harmonie Michael

Mittwoch, April 13, 2005

Spielwieses des Spaßes

So würde ich die Esoterik-Messe bezeichnen, ohne je auf einer gewesen zu sein. Sven erwähnte letztens, dass er am Wochenende auf einer war. Warum sagt da keiner vorher Bescheid? Ich krieg immer nur die tollsten Dinge erzählt und bin nie anbei, da ich nicht die einschlägigen Gazetten konsumiere. Oder wo erfährt man das sonst?

Was mich vom hohen Unterhaltungsnieveau der Esoterikmesse überzeugte, war die Geschichte eines Bekannten über den seligmachenden goldenen Hauch. Kostete damals 5 Mack bei einer abenteuerlich aussehenden Dame. Okay, dachte er, 5 Penunzen für die Seligkeit ist ein geringer Preis. Er bezahlte, Vorauskasse war erforderlich, und erhielt einen Schlag gegen den Hinterkopf. Als er anmerkte, sich nicht besonders seliger zu fühlen als vorher, höchstens mit leichten Kopfschmerzen, wurde ihm entgegnet: Der seligmachende goldene Hauch würde sich erst mit der Zeit enfalten.

Nun, heute, Jahre später ist er sicherlich seliger; fraglich ist allerdings, ob dies mit dem Hauch zu tun hat. Die Bezeichnung Hauch ist auch ein wenig irreführend, Hau wäre treffender im wahrsten Sinne des Wortes. Nichtsdestotrotz gibt es dort sicherlich viele Dinge, die für viele Menschen obskur, für mich aber fester Realitätsbestandteil sind (z. B.Radionik oder Magie).

Ich hoffe, von der nächsten Esoterikmesse früher zu erfahren und wünsche euch einen tollen Mittwoch. Michael

PS: Für Interessierte: Bei mir kostet der seligmachende goldene Hauch nur 10 €. Ob ihr ihn kauft oder nicht, führt das Leben, das ihr euch immer erträumt habt.

Dienstag, April 12, 2005

The big motivator

Als Papa Buschmann beschloss, Sohnemann einen Posten in seinem Imperium zu verschaffen und mich auf die Straße zu setzen, nahm ich eine Beratung der Bundesanstalt für Arbeit in Anspruch. Kann ja nicht schaden, dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn.

Obwohl ich selber um die Beratung gebeten hatte, klang die Benachrichtigung mehr nach einer gerichtlichen Vorladung als einem freundlichen Beratungsgespräch. Bei Nichterscheinen würde die BA Kakerlaken in meinem Haus aussetzen, meine Freunde bespitzeln und meine Bücher als jugendgefährdend auf den Index setzen lassen. Eine gute Athmosphäre war garantiert.

Der Arbeitsberater sah mich kaum an und reagierte auf meine freundliche Begrüßung überrascht. Ach ja, guten Tag. Rudimentäre Umgangsformen menschlichen Zusammenlebens scheinen noch nicht in deutsche Amtsstuben vorgedrungen zu sein. Sein nächster Satz schockierte mich dann doch.

"Herr Bresser, es gibt in Deutschland keine Jobs und wir in Zukunft keine geben", teilte er mir prophetengleich mit.
"Warum bin ich dann hier?" fragte ich erstaunt.
"Weil sie sich bewerben müssen", antwortete er abschätzig ob dieser dummen Frage.
"Außerdem, selbst wenn sie eine Arbeit finden sollten, werden sie nie wieder so viel wie vorher verdienen."
"Nein?" fragte ich erstaunt, welche hellseherischen Gaben der Mann besaß.
"Sie sind nicht qualifiziert. Eigentlich kann ich sie auf gar keine Stelle vermitteln."
Mein Erstaunen kannte nun keine Grenzen. "Ich bin nicht qualifiziert? Ich habe eine Ausbildung als Industriekaufmann, eine Fortbildung zum Industriefachwirt, eine zum Betriebswirt und ein Fernstudium zum MBA absolviert. Ich finde, das ist eigentlich eine ganze Menge."
Er schaute mich wie einen Fünfzehnjährigen an, der noch immer an den Osterhasen glaubt.
"Sie haben aber kein richtiges Diplom, Herr Bresser. Nur das zählt. Wenn da irgendwo Diplom draufstehen würde, wäre alles viel einfacher. Was haben sie eigentlich vorher gemacht?"
Es stand zwar in meinem vor ihm liegenden Lebenslauf, aber ich wiederholte bereitwillig, dass ich kaufm. Assistent der Gschäftsleitung gewesen sei und ein Unternehmen in Eigenverantwortung geleitet hätte.
Er durchforstete seinen Computer. "Ich habe nur drei Stellen in ganz Deutschland für ihr Profil gefunden", rief er aus. Nach dem Motto: Habe ich dir es nicht gleich gesagt.
Er druckte eine Stellenangebot aus, und gab es mir. Betriebsleiter Fensterbau mit langjähriger Erfahrung in Konstruktion, Bau und Montage von Fenstern gesucht.
"Sie müssen sich da vertan haben", merkte ich an. "Ich habe zwar in meinem Leben durch Fenster durchgeschaut, gebaut habe ich aber noch eins."
"Ich habe mich nicht vertan", herrschte er mich an. "Aber sie haben doch geleitet, oder? Auch wenn die Stelle nicht zu 100% auf sie passt, eine Übereinstimmung zu 90% reicht auch. Bewerben schadet eh nicht."

Da die Stelle nun überhaupt nicht meiner Vorbildung und meinen Neigungen entsprach, schickte ich eine vorherige Bewerbung auf eine Position im Einkauf an das Unternehmen. Kurze Zeit später erhielt ich eine Absage mit dem Hinweis, dass ich viele Anfoderungen der Stelle erfüllt hätte, aber leider nicht alle. Welch Wunder.

Von meinem motivierenden Arbeitsberater habe ich bis heute nichts mehr gehört. Schade. Er wird nie wieder einen so guten Bewerber wie mich finden. Pech für ihn.

In diesem Sinne alles Liebe aus der schönsten Ecke Deutschlands

Michael

Montag, April 11, 2005

Mein finnischer Produzent

Samstag fragte mich Prym, ob ich mit ihm zum Geburtstag einer gemeinsamen Bekannten gehen würde. Okay, sagte ich, schwang mich aufs Fahrrad, da ich 30 Jahre Louise bestimmt nicht ohne den Konsum alkoholischer Getränke überstehen würde.

Zu Louise: Sie erhielt den Beinamen Slow-Word in Anlehnung an Eric Clapton, da kaum mehr als 5 Worte pro Minute ihren Mund verlassen. Schon einmalig dieses Langsamkeitsphänomen. Ich präpheriere die Theorie, dass besonders langgewundene Synapsen in ihrem Kopf wuchern, so dass der Weg von der Wahrnehmung über die Verarbeitung bis zum Output kilometerlang ist.

Das nur am Rande, da wir uns umentschieden und lieber der Originalversion von Ring 2 beiwohnten. Dies hatte eigentlich nur einen Grund; selbst nach 14 Jahren in Deutschland spricht Mr. Aioli noch immer kein Deutsch. Immerhin ist er soweit, ein Bitte durch das Heben der rechten Augenbrauen zu artikulieren, was ihm zumindest beim Bäcker weiterhilft.

Aufwachsen in einem kleinen Kaff namens Lapeenranta oder so verdiente Aioli sen. sein Geld als Fischer. Schade nur, dass Sohnemann eine Fischallergie besaß und -phobie enetwickelte. Statt mit Vatter das Meer auf der Suche nach Heringen zu beschippern, zog sich Prym lieber in die Hinterräume des Hofes zurück und brachte sich selber Gitarre, Bass, Schlagzeug und Kasu bei. Bereits im zarten Alter von 14 war er auf den Dorfhochzeiten der Umgebung ein beliebter Alleinunterhalter.

Dieser Ruf drang bis nach Helsinki vor und so engagierte ihn das bekannte Kylappi-Label. Doch die Verkaufszahlen seiner ersten beiden Releases "Aioli plays the fisherman's blues" und "Rykausi Muutaky" trafen nicht die Erwartungen der Plattenfirma. Außerdem betrog ihn der Produzent um seine Tantiemen und setzte sich Richtung Amerika ab. Ein schwerer Schlag für Prym.

Sein Eltern drängte ihn, ins väterliche Geschäft einzusteigen, ohne Rücksicht auf seine Fischaversionen. Ihm blieb keine Wahl. Er mußte Finnland verlassen, um auf dem europäischen Festland sein Glück zu versuchen.

Eine Anzeige in einer Helsinkier Tageszeitung brachte ihm die zweifelhafte Erleuchtung: Warner Brohthers in Feldhausen sucht Mitarbeiter für den Filmpark. Was kann man von einem Jungen aus der Einöde anderes erwarten? Prym glaubte, es handele sich um eine Produktionsstätte der weltberühmten WB-Studios.

Er packte seinen Rucksack, verabschiedete sich von seiner Familie, schulterte die Gitarre und ab gings Richtung Ruhrgebiet.Eine Wohnung war schnell gefunden. Eine sozial engagierte Familie in Gladbeck nahm sich des jungen Finnen an. Nach einiger Zeit klappte auch die Kommunikation zwischen ihnen; sprach Prym doch nur Englisch, Esperanto (!), und den schwer verständlichen ostfinnischen Dialekt.

Dies war auch ein Manko einer steilen Karriere bei Warner Brother. Er solle sich erstmal hochdienen, wurde im Vorstellungsgespräch vollmundig verkündet. Allerdings ist er bis heute über die Position des Fahrers nicht herausgekommen. Immerhin durfte er Showgrößen wie Stefan Raab, Christian Möhlmann (Big-Brother-Nominator) oder Ross von BroSis über das Parkgelände kutschieren.

Dort lernte ich ihn auch kennen. Nach einer Lesung fuhr er mich zum Parkeingang. Aus dem Radio kamen wehmütige Klänge von solch potenzierter Tristesse, wie ich sie noch nie gehört hatte. Ich fragte ihn, was das für Musik sei. Es stellte sich heraus, dass es ein Stück seiner zweiten Platte war, in der er die Leiden seines Volkes vertont hatte. Nun fragt sich ein jeder, was hatten die Finnen zu leiden? Familie Aioli waren Finnen jüdisch-palästinensischer Herkunft. Wenn das mal kein schlechtes Karma ist. Jedenfalls zeigte ich mich an seinem musikalischen Oevre mehr als interessiert und wurde zu Probeaufnahmen eingeladen.

Denn mittlerweile hatte sich Prym auf dem Gladbecker Bauernhof ein Tonstudio namens Desert Beach eingerichtet. Als ich diesen weihevollen Ort das erste Mal betrat, traute ich meinen Augen nicht: Bestimmt an die 20 Orrfsche Instrumente, Holz- und Blechbläser, elektronischer Krams waren auf zehn Quadratmetern versammelt. Dieses wirklich schlechte Feng-Shui vermittelte mir sofort die Tragweite des finnischen Blues.

Dies spiegelt auch unsere erste gemeinsame Produktion "Chris Bresser - Crying souls in wicked hotels" wieder. Leider floppte unsere zweite an Madonna angelehnte Scheibe, ist schon von Nachteil, wenn kein beteiligter Musiker die Songs mag. Dennoch sind auch auf dieser Scheibe Perlen des Musikgeschichte zu entdecken wie unser Fan Janusch Glycklich aus dem polnischen Knast schrieb. Mittlerweile ist unsere dritte Scheibe so gut wie fertig. Prym spricht immer noch vorzugsweise Eperanto und bläst zum Mittagessen seine Pekingente mit der Luftpumpe auf. Statt Deutsch zu lernen, studiert er Japanisch für Diplomaten an der Finnischen Botschaft in Düsseldorf, aber bei dem Kerl wundert mich gar nichts mehr.

Für Leute, die unseren ersten Silberling noch nicht kenne, hier die Rezension im Ox:
CHRIS BRESSER & THE ICETHUGS - Crying souls in wicked hotels CD-R
(Prym Aioli, Hof hinter dem Laden an der krummen Straße 8, 45966 Gladbeck)

Die Story hinter dieser CD ist mindestens genauso verrückt wie das, was einem da aus den Boxen entgegendröhnt. Ein gewisser D. Aido, finnischer Landsmann, kommt nach Deutschland um in einem Vergnügungspark zu arbeiteten. Dort trifft er, wie es Gevatter Zufall es so will, den Ex-Sänger der US-Punk-Band RAZOR SMASHERS, beide merken, dass sie doch recht gut zusammenpassen und beschließen spontan ein Album ausschließlich mit CHRIS ISAAK Cover-Versionen aufzunehmen!!! Ihre Musik nennen sie selber "Deconstructional Punk-Rock", völlig abgespaced und deftig mit SUICIDE verseucht, würde ich das nennen! Da ist kein Ton unverzerrt, nur die richtig fiesen Sythie-Sounds werden verbraten und kein Feedback wird ausgelassen.

Zusammengehalten wird dieser Wahnsinn von einer stotternden und stolpernden Beat-Box aus dem Horror-Labor von ALIEN SEX FIEND. Hätte echt nicht gedacht, dass es jemand wirklich schafft so kaputt, absoult Retro-80ties und gleichzeitig aufregend neu zu klingen.

Großartig! Ich schlag gleich ´n Purzelbaum vor Glück!

© by OX-FANZINE [41] und Casi

Sonntag, April 10, 2005

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Manche Leuten bilden sich in allen möglichen Kampfsportarten, um durch bloße Erwähnung des Namens Angst und Ensetzen auszulösen. In der Praxis würe Karate, Aikido oder Kick-Boxen gegen staatlich ausgebildete Bösewichte natürlich nicht funktionieren. Mein Aikido-Meister meinte: Wenn ihr angegriffen werden, hilft nur rennen. Die Ausbildung dient viel mehr geistiger und körperlicher Flexibilitätsschulung. Aha.

Ich brauche diesen Kram eh nicht. Wenn ich in den Spiegel blicke, erfreut mich immer eine buddhaähnliche Gestalt, die alle Liebe dieser Welt ausstrahlt. Gott sei dank sehen das nicht alle Menschen so, und so dienen irgendwelche mir bisher entgangenen Schatten in meiner Aura defensiven Zwecken.

Freitag war ich im Kino. Nebenan liegt das allgemein bekannte Holladiewaldfeelokal Apfelbaum. Halligalli bis zum Abwinken und für Menschen eines IQs von über 100 vollkommen uninteressant. Erstaunlich finde ich die Tatsache, dass viele Jugendliche gar nicht das Lokal betreten, sondern einfach nur im Auto auf dem Parkplatz vor dem Lokal sitzen. Was soll das denn?

Ich lief jedenfalls zielstrebig wie Brad Pitt in Ocean 12 zum Voodoomobil und bemerkte im Augenwinkel, dass zwei Mädels ihren Freitagabend produktiv im Auto neben mir verbrachten. Kurz vor meinem Wagen hörte ich, wie die Zentralverriegelung ihes Autos betätigt wurde. Ein Blick nach rechts zeigte, dass sie voller Panik auf meinen nächsten Schritt warteten. Ich überlegte ernsthaft, an ihre Scheibe zu klopfen und böses "Huhu" oder so zu brüllen. War mir dann aber doch zu blöd.

Ich lachte laut auf und öffnete meine Autotür. Als sie sahen, dass ich nur in mein Auto wollte, konnten sie sich auch vor Lachen nicht mehr einkriegen. Vielleicht sieht man mir den Ninjakämpfer doch an?

Schönen Sonntag und ich weiß, wo ihr alle seid Michael

Donnerstag, April 07, 2005

Michael Idle & Little Sisters Online

Black Publications and ÞRYM AÏOLI Productions proudly present the one and only Mick Idol page providing you with all background material you need to live a happy life.

Join the club and enjoy.

Warm regards from southern california yours Micky and from the heart of Marrakesh Prym

Von der Theke auf den Friedhof?

Gestern wollten Martin und ich Champions-League auf Premiere sehen. Also mussten wir uns ein entsprechendes Lokal aussuchen. Wie manche wissen, ist die Auswahl in Gladbeck da nicht groß. Die Trash-Band Violent Force sang schon Anfang der 80er "Gladbeck is dead city". Tagsüber Venedig des Ruhrgebiets, abends ein Friedhof.

Die größte Chance auf einen entspannten Fussballabend sah ich bei einer Kneipe namens Haus Hoff. Dort sitzen seit Jahrzehnten die selben Senioren und werden irgendwann mal im Sarg aus der Kneipe getragen. Schnell noch einen Korn in die Kist gekippt als Tribut für den Fährmann, und ab geht die Reise in die nächste Dimension.

Martin wollte sich erkundigen, ob dort am gestrigen Tag Fußball lief. Dies erwies sich schwieriger als gedacht. Kein Eintrag in den gelben Seiten, keine Homepage im Internet unter wwww.hoff-erlebnisgastronomie.de, kein Flugzeug am Himmel, dass die Telefonnummer in roten Rosen vom Himmel regnen ließ.

Clever wie er ist, suchte Martin die Numnmern der zwei vorhandenen Gladbecker HOffs aus dem Telefonbuch und versuchte sein Glück.

"Anna Hoff Beerdigungsinstitut." Klasse, da wurde gleich eine horizontale Diversifikation geschaffen, wenn ich mich recht an den Berufsschulstoff erinnere. Wirklich raus aus der Kneipe, rein in die Kiste? Nein, die hatten nix mit dem Lokal zu tun. "Ich ruf in fünfzig Jahren noch mal an", verabschiedete sich Martin.
Aber die nächste Nummer erwies sich als eine lohnende Informationsquelle. Die Kneipe sei verpachtet und es wurden gleich zwei Handynummern weitergereicht, die vom Drago und der Geli. Ja, extra für uns würde der Fernseher angestellt. Geil, was? Da fühlt man sich als Premiumkunde in einem Low-Budget-Lokal.

Haus Hoff war auch wirklich so, wie ich es aus grauen Jugendzeiten in Erinnerung hatte. Vier Rentner am Tresen, deren Gesprächsniveau und Verständlichkeit sich umgekehrt proportional zum steigenden Alkoholikakonsum verringerte. Seltsames Phänomen.

Außerdem beehrten noch zwei Männer um die vierzig, Gladbecker Yuppies, falls es so was gibt, die Lokalität. Der Glatzkopf erklärte der Bedienung, dass er nur mit Frauen ins Bett geht, die er sympathisch findet. Wie sie es halten würde? Ich fand es gut, dass so grundlegende Standpunkte erörtert werden. Habe aber leider nicht verstanden, was sie geantwortet hat.

Das Anschalten des Fernsehers erwies sich dann als schwierigeres Unterfangen als erwartet. Wer denkt, das kann doch jeder, hat sich gründlich geirrt. Denn die Bedienung war erst kurz da und wußte nicht so genau, wie man das macht. War aber wirklich nicht so einfach. Sie fragte, ob wir die Geli kennen würden. Martin sagte dann auf gut Glück, dass sei doch die Blonde. War richtig. Hey, und das ohne Joker. Jedenfalls führten die beiden ein längeres Telefonat und nach zwanzig Minuten, Chelsea führte bereits 1-0, lief der doppelgeschaltete rückwärtsgekoppelte analfixierte Fernseher.

Ach, Bayern kriegte leider die Hüte vollgeschossen. Sah beim Stande von 4-1 ziemlich hoffnungslos aus. Allerdings bekamen sie noch in der letzten Minute einen Elfer zugesprochen. 4-2 ist noch okay. Also: Nie die Hoffnung aufgeben als Quintessenz für Fußballlegastheniker.

Und als wir dachten, die Zaüfhähne würden zugedreht, die volkstümlichen Melodien abgestellt und die Rolläden geschlossen, kam Mario. Ein Kerl wie ein Bär mit lispelnder Stimme, der mitten in der Nacht Networking betrieb. Beneidenswert.

Er ging auf jeden zu, gab dem jeweiligen die Hand und sprach "Ich bin der Mario, wer bist du?". So unkompliziert kann es sein, neue Leute kennenzulernen. Innerhalb von drei Minuten kannte ich seinen kompletten Lebenslauf; auch selten dass man jemanden mal eben kurz in der Kneipe kennenlernt und seine ganze Geschichte kennt. "Ich komme ursprünglich aus Halle an der Saale, bin nach Borken gezogen, hab dort vier Jahre auf dem Bau geackert, oft schwarz", grinste er verschmitzt "und bin jetzt in Gladbeck. Leider ist mein Vertrag auf dem Friedhof ausgelaufen." Friedhof war irgendwie das Wort des Abends. Was ich denn machen würde. Schritsteller. Nee, das wäre nicht so sein Metier. Er käme gerade aus der Pizzeria in Rentfort, hier wäre er nur zweimal im Monat. Was wir denn trinken wollten?

An diesem Punkt drohte die Kneipenbekanntschaft in eine lebenslange Freundschaft zu mutieren. Gefährlich. Ich muss unbedingt mal die Geschichte von dem Belgrader Diskothekenbesitzer erzählen. Gefährlich.

So verabschiedeten wir uns, und Mario konnte sich ein, zwei Tränen nicht verkneifen. Jetzt hätte er nach zwei Jahren in Gladbeck endlich neue Freunde gefunden und schon müssten wir weg. PP, so ist das manchmal im Leben.

Jedenfalls sind Oppakneipen für mich eine nieversiegende Quelle der Inspiration und Erheiterung. Man muss nur sehen, dass man den Absprung schafft. Sonst gehört man irgendwann zum Inventar, und dann ist Schluss mit lustig.

In diesem Sinne alles Liebe und einen warmen Donnerstag Michael

Mittwoch, April 06, 2005

God rocks in the house - check it up

Da ich mich nach Abhören der Juli-Scheibe in einem desaströsen bis komatösen Zustand befand, suchte ich heute morgen sofort professionelle Hilfe: Bei Gott.

Als cooler Typ kam dabei natürlich nicht die Amtskirche in Frage, sondern Menschen, die genauso drauf sind wie ich: Die Jesusfreaks.

Und dort fand ich auch ein seelsorgerisches Forum, in dem Probleme erörtert werden, die wirklich jeder hat.

So schrieb Peter Panik (ich denke ein Alias von Dieter Bohlen):

ICH WILL KEINEN SEX MEHR

Bitte helft mir!

Eigendlich bin ich ein sehr gläubiger Christ.
Nur leider habe ich da dieses Mädchen kennen gelernt. Wir haben keine richtige Beziehung, nur wir treffen uns regelmäßig weil wir einen gemeinsamen Freundeskreis haben.
Nach dem treffen fahr ich Sie meist nach Hause, weil Sie kein eigenes Moped hat.

Beim zweiten heimfahren hat Sie mich dann noch zu einem Kaffee eingeladen.
Eigendlich mag ich Kaffee nicht, vorallem nicht Abends, aber bin dann mit in ihr Zimmer.
Dort machte Sie mich da an. Sie streichelte mich und dann ist es eben passiert.
WIR HATTEN SEX.

An den folgenden Wochenenden ist dies dann noch mehrfach passiert.
Ich bereue schon das ich Sie kennen gelernt habe.
Gott wird mich dafür sicher strafen, dabei war ich bis zu diesem Kennenlernen ein guter Christ. Ich gehe auch heute noch regelmäßig (jedes Wochenende) in die Kirche.

Irgendwie hat der Sex auch Spaß gemacht :-?

Nun möchte ich keinen Sex mehr vor der Ehe. Vielleicht verzeiht mit der Herr so.

Helft mir! Was kann ich tun?

Peter

Holylove schreibt: Hilfe - mein Vormieter war Satanist

Liebe Leute,
mich beschäftigt etwas ganz arg. Als ich in meine neue süsse Wohnung eingezogen bin, gab es da ein paar Sachen, und zwar war im Wohnzimmer auf dem Boden ein schwarzes Pentagramm in Lackfarbe lackiert. Ich habe es mit einem Bekannten umgehend entfernt. Zusätzlich kommt noch, der Boden, (Holz) auf dem das Pentagramm war ist (als einziger Raum in der Wohnung), mit blutroter Farbe ausgemalt. Nun sagt meine Mutter, das es bei mir immer schon irgendwie etwas nach Stall riecht, und halb im Scherz, halb Ernst meint sie, wer weiss, vielleicht hat der Vormieter, wenn der Satanist war, da Riten abgehalten und sich da Tiere gehalten, die er geschlachtet hat, wer weiss warum er den boden rot gemalt hat. Mensch, Ihr Lieben, ich bekomme voll die komischen Vorstellungen, was haltet ihr denn davon, wie sich das anhört? Wie würdet ihr euch verhalten? mein pfarrer meint, dadurch dass mit mir als Gläubige jemand Gutes in die Räume eingezogen ist, ist das böse, wenn es jemals da war, vertrieben und das gute ist nun da. Ich habe trotzdem ein komisches Gefühl und überlege auch schon der Hausverwaltung zu sagen, sie sollen da irgendwas machen, wegen Farbe und Geruch, etc....

Hilfe von Frankyboy

Also ich teile die Ansicht von deinem Pfarrer. Das Gute wird immer über das Böse erhaben sein, und Gott vertreibt und vernichtet alles Böse. Wenn du wahrhaft mit dem Herrn deine Wege gehst, dann wird er das Böse in deinem Umfeld vertreiben. Du solltest diese Bitte aber auch im Gebet vorbringen, er wird dir sicher helfen.

Was die Farbe und den Geruch betrifft, das ist eine Mietbeeinträchtigung. Wenn es wie du sagst, von deinem Vormieter ist, dann sollte das dein Vermieter in Ordnung bringen, schließlich hat er die Wohnung von dem Vormieter bei der Wohnungsabgabe auch so abgenommen, und hat ja unter Umständen auch Kaution einbehalten. Du selbst musst es nur dann renovieren, wenn es vor Bezug so mit deinem Vermieter ausgemacht wurde.

Was mich ein wenig verblüfft, wenn es wirklich so markant ist wie du sagst, dann müsste es dir doch aufgefallen sein, bevor du die Wohnung gemietet hast, oder hast du den Mietvertrag unterschrieben ohne dass du die Wohnung gesehen hast? Sollte dein Vermieter nicht mit sich reden lassen, und du selbst kannst die Mietbeeinträchtigung nicht beseitigen, dann würde ich mir einfach eine andere Wohnung suchen.

FrankyBoy

Da erschien mir mein kleines paranoides Problem doch gering, und ich blicke wieder optimistischer in die Welt.

Wenn ihr Hilfe bei seelischen Problemen habt: Jesusfreaks - hier werden sie geholfen.

Liebe Grüße und einen abgefreakten Tag Michael

Dienstag, April 05, 2005

Ich bin ein Kind des Glückes

Für diese These gibt es zwei Belege in der letzten Zeit nach dem RAW-Motto. "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen."

Am Samstag nachmittag kam ich in meine Wohnung und stellte einen kokeligen Geruch fest. Als Autor von Kriminalromanen wußte ich sofort: Das hat etwas zu bedeuten.

Ich beschleunigte marginal meine Schritte Richtung Küche. Und: Ich war anscheinend versehentlich an einen Herdplattenregler drangekommen, und die zugehörige Platte schmorte fröhlich meinen Dosenöffner. Die Plastikbestandteile des Gerätes waren bereits pulverisiert. Ich beschloss, das unfreiwillige Experiment abzubrechen und nach Abschluss einer irre hohen Hausratsverswicherung fortzusetzen.

Zweiter Beleg: Am Samstag erwarb ich die Juli-CD "Es ist Juli". Es gibt Freunde, die hassen deutschsprachige Bands mit Sängerinnen. Ich liebe sie. Allerdings hatte ich nach dem ersten Reinlauschen ambivalente Gefühle.

Beleg für die Glückskindtheorie: Viele wirklich schöne Melodien, die auch durch Sängerin Evas tolle Stimme emotional unter die Haut gehen.

Beleg gegen die Glückskindtheorie: Bei deutschen Bands achte zumindest ich mehr auf die Texte als bei chinesischen, russischen oder sogar englischen Gruppen.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, eine Dokumentation für die Pisastudie im Player stecken zu haben, denn die Lyrics befinden sich größtenteils auf Poesiealbumniveau. Beispiel gefällig: "Frag nicht nach morgen - denn er bleibt dir verborgen - frag nicht was gestern war - wir ziehen unsere kreise - auf unserer Reise".

Noch ärgerlicher finde ich die Attitüde, mit einem Wortschatz von hundert Wörtern ein ganzes Album zu gestalten. So werden inflationär häufig Wörter wie "geil" oder "checken" gebraucht. Die Bandmitglieder sind nach eigenen Angaben alles Studenten aus Goeßen. Ich kann mir ihre wissenschaftlichen Ergüsse kaum vorstellen: Goetz von Berlichingen ist ein geiles Teil vom geilen Checker Goethe aus seiner Sturm & das Wort fällt mir jetzt nich ein Phase. Aber Hessen war auch Schlusslicht der Bundesländer, oder?

Da mir aber die Glückskindtheorie gefällt, blende ich die textlichen Ergüsse aus und lebe im Gefühl, eine rundum geile Scheibe angecheckt zu haben. Oh, das scheint abzufärben.

Nun, einen geilen Dienstag mit allem, was dazugehört Michael

Sonntag, April 03, 2005

Die Bresser-Schetter-Diät - Ein Meilenstein im Slimbusiness

Eigentlich wollte ich heute nichts schreiben. Habe aber gerade mit einem Kumpel Brainstorming betrieben und dabei die ideale Diät entwickelt. Keinerlei Probleme mit Jojo-Effekt, Mangelernährung und Hungergefühlen. Schnee von gestern.

Mit der Bresser-Schetter-Diät gehört der kummervolle Blick auf die Waagenanzeige der Vergangenheit an. Stellvertretend haben wir eben die Erfahrungsberichte unseres Probanden Hans-Jürgen ins Netz gestellt. Ein eindrucksvoller Beweis für die Wirksamkeit unseres Programmes. Ein Klick auf den unten aufgeführten Link kostet nur 599 € Schutzgebühr zur Deckung unserer Forschungskosten. Euer Leben im schlanken, reinen Körper wird tausendfach besser sein als euer jetziges. Wir schwören es bei unserem guten Namen.

Die Bresser-Schetter-Diät

Auswirkungen des Todes

Wie sicherlich einige mitbekommen haben, ist Papst Johannes an diesem Wochenende gestorben. Dies erfreute sich großem medialen Interesse. Ich fand es schon sehr erstaunlich, dass viele Gläubige tage-und nächtelang vor dem Vatikan ausharrten. Irgendwann hat doch jeder mal Ruhe verdient, oder?

Manche Tote werden auch nach dem Sichineineanderedimensionschleichen wieder zurückgeholt;

Ich wuchs zwar in einer Bergarbeitersiedlung im nördlichen Ruhrgebiet auf. Aber Zechen gibt es dort kaum noch, und das frühere Grau des Russschleiers ist einem freundlichen Grün gewichen. Aber immerhin war mein Opa Pütti (für Fremdsprachler: Ein Arbeitnehmer eines Bergwerks), meine Wurzeln sind tief mit der Geschichte dieser Region verbunden.

Jedenfalls leben dort viele freundliche und herzliche Menschen, die aber vielleicht nicht gerade intelektuelle High Potentials sind.

Nicole Spagalla war eine von diesen Menschen. Ihr Vater Atta war Elektriker auf der Zeche und baute sich seinen Familienbenz aus fünf anderen vom Schrottplatz zusammen. Ich habe sein Talent immer bewundert. Friede seiner Asche. Nicole war zwei Jahre älter als ich, wohnte nebenan, und besaß einen Hund. Golden Retriever oder so. Da sie Fan des 80er-Jahre-Stars Boy George war, benannte sie ihn nach der Heulboje. Allerdings war es ein Weibchen; also hieß der Hund Girl George. Sie war so vernarrt in ihn, dass sie ihn andauernd auf Super-8-Film aufnehmen musste. Ein Omen für die heutige Mediengesellschaft?

Jedenfalls war Girl George dauernd läufig. Ich habe keine Ahnung, ob es an dem Namen lag, dass jeder rollige Köter der Umgebung Nickis Schatz besteigen wollte. Sie entschied sich daher, sie sterilisieren zu lassen. Leider brachte das anscheinend den Hormonhaushalt des Hundes durcheinander. Zum einen wurde er bösartig und biss mich sogar einmal, als ich ihm einen Knochen geben wollte. Zum anderen bekam er Diabetes, wurde fett und starb kurz darauf.

Nicole war wirklich fertig mit der Welt und heulte sich die Augen aus. Sie verließ kaum noch das Haus und sah sich lieber die Filmaufnahmen von Geogie auf einer Leinwand in ihrem Jugendzimmer zwischen Kajagoogoo- und Duran-Duran-Postern an. Das war für ein fünfzehnjähriges Mädchen schon ein harter Schlag. Wir Jungen aus der Umgebung waren hingegen froh, dass die fette Töle tot war. Ich denke, deswegen sind heute nicht mehr mit ihr befreundet.

Ich bin nur froh, dass es an Girl Georges Todestag keine Live-Übertragungen aus dem Sterbezimmer gab. Ansonsten wäre ich kaum derjenige, der ich heute bin und den ihr alle so unbeschreiblich liebt.

In diesem Sinne einen schönen Wochenanfang und alles Liebe Michael

Freitag, April 01, 2005

Radiant Circuits

In den neunziger Jahren arbeitete mein Patenonkel als Bauingenieur für ein deutsches Unternehmen an gigantischen Staudammprojekten in Pakistan. Da dachte ich mir: Diese Gelegenheit kommt wahrscheinlich nie wieder. Fahr doch einfach hin und sieh dir dieses exotische Land mal an. Und so beantragte ich ein Visum, packte meinen Koffer und bestieg ein Flugzeug nach Islamabad.

Doch bevor ich meinen Onkel an der Küste in Karraci besuchte, wollte ich mir noch ein wenig das Land ansehen. Und so schloss ich mich einer deutschen Reisegruppe an, die mit einem Kleinbus den Norden des Landes erkunden wollte. Unser erstes Ziel war Gilgit.

Ein atemberaubender Trip. Zuerst war das Tal weit mit grossen Sandflächen und Aprikosenbäumen, dann wurde es nach einer Brücke, an der alle Touristen aussteigen und sich in ein Buch eintragen mussten, immer enger und der Indus floss tief unten im Tal. Steile Wände ragten in den blauen Himmel, ohne viel Vegetation, ab und zu ein Dorf und grüne Felder in der unwirklichen Umgebung. Nach 5 Stunden weitet sich das Tal, wo der Indus und der Hunza Fluss zusammentreffen und die Strasse von Skardu nach Gilgit in den Karakoram Highway mündet. Alles wirkte immer noch sehr öde und leer, wie eine surrealistische Mondlandschaft, doch die Ebenen wurden grüner, es hatte wieder viele Bäume und Felder auf den Bänken am Fluss. Gilgit ist ein Zentrum mit vielen Touristenshops, Hotels und Travelagencies. Wir wurden den Trubel und die Scharen fliegender Händler, die wirklich alles verkaufen, schnell leid, bestiegen wieder unseren Bus und fuhren nach Shimshal weiter.

Shimshal ist ein abgelegenes Dorf, 60 km von Passu entfernt, eine schmale Strasse, an der immer noch gebaut wird, windet sich eng am Berg angeschmiegt durchs Tal, auf der einen Seite der tief unten tobende Fluss, auf der anderen der steile Berg. Etwa zwei Drittel der Strasse sind fertig, die restliche Strecke muss man zu Fuss gehen. Nachdem der Jeep uns und unseren Führer (Ali Aksoy) abgesetzt hatte, liefen wir durch ein wildes Tal, manchmal eine Steinwüste, ab und zu eine grüne Fläche auf einem Hügel oder in der Ebene, und mehrere Hängebrücken zum Überqueren des Shimshalflusses. Das Tal ist umgeben von hohen Bergen, dazwischen schauen einige mächtige, noch höhere mit Schnee und Eis bedeckte Gipfel hervor. Nach etwa 6 Stunden erreichten wir Kuk, eine grüne Stelle mit einer warmen Quelle und einer Hütte zum Übernachten und Kochen.

Die Gastfreundschaft der Leute in Shimshal war überwältigend. Überall im Dorf wurden wir zu Tee eingeladen, bekamen Äpfel, Aprikosen oder Datteln geschenkt. Ali erzählte mir von einem weisen Mann, einem Sufi, der islamische Mystik studiert hatte. Ihn müsste ich unbedingt kennenlernen. In Indien findest du an jeder Ecke einen Guru; in Pakistan sind weise Männer seltener zu finden und in der Regel authentischer als im Nachbarland.

Wir ging durch das Dorf, schüttelten andauernd Kinderhände und gelangten schließlich zu einer kleinen Hütte, vor der ein alter Mann saß und Tee schlürfte. Obwohl bestimmt in den Siebzigern sah Mohammed bedeutend jünger aus. Ich fragte mich, woran das lag und kam zum dem Schluss, dass es an der kerzengeraden Haltung und an den strahlendsten blauen Augen, die ich jemals gesehen hatte, liegen musste.

Er lud mich ein und kredenzte mir eine Tasse Tee. Ein würziger Trunk, aus dem ich Anis, Fenchel und Ingwer herausschmecken konnte. Mohammed zeigte sich sehr interessiert an Europa. Er stellte mir eine Menge Fragen über das Leben in Deutschland, was ich so machte und welche Länder ich schon bereist hatte.

Während unseres Gespräches hatte ich den Eindruck, dass er auf einer gewissen Ebene, die ich mir nicht erklären konnte, bereits vieles über micht wusste, was mir selbst noch unbekannt war. Er erzählte mir ein wenig von seinen Wanderjahren, seiner Ausbildung in den geheimen islamischen Traditionen.

Schließlich fragte ich ihn, wie er es schaffe, trotz seiner fünfundsechzig Jahre so jung und strahlend auszusehen. Er sagte dann. Er würde jeden Tag eine Reihe sehr einfacher Übungen durchführen, die sein Meister ihn gelehrt habe. Er lachte über das ganze Gesicht, legte sein Hände über seine Brüste, atmete tief ein und bewegte die Hände seitwärts. Dann atemte er aus und führte sie mit den Fingerspitzen abwärts hin zum Bauchnabel. Dies führte es acht Mal hintereinander aus.

Ich fragte ihn, was dies bewirken solle. Er lachte freundlich über mich. Diese Bewegungen aktivierten körpereigene Energien, sogenannte strahlende Kreise, welche die Energien anderer Menschen beeinflussen würden. Diese würden uns daraufhin ganz anders wahrnehmen und würden unsere Nähe suchen, uns Gefallen erweisen wollen, uns mögen, ohne das wir irgendetwas dafür tun müssten. Dies erschien mir damals als sehr kryptisch. Es war in jedem Fall ein faszinierender Tag und ich hoffe, dass ich Mohammed noch einmal in diesem Leben wiedersehen werde.

Der Rest meiner Reise war sehr abenteuerlich. Es gab wieder einmal Unruhen zwischen Indien und Pakistan wegen Kaschmir, unter den Arbeitern meines Onkels gab es eine Revolte, aber das führt jetzt zu weit.

Wieder in Deutschland angekommen, hatte mich der Alltagstrott bald wieder in seinen Fängen und die Erinnerungen an Pakistan verblassten. Aber eines Tages erinnerte ich mich an Mohammed und die radiant ciruits. Ich führte die Übung aus und ging in die Stadt, um irgendwelche Konzerttickets zu kaufen. Aus irgendeinem Grund wollten an diesem Tage alle Leute Starlight Express Karten kaufen. Jedenfalls führte die Schlange vor der Kasse bis vor die Tür. Schließlich war die junge Frau vor mir dran. Sie drehte sich zu mir herum und sagte mit einem strahlenden Lächeln: "Sie waren doch vor mir." Nein, war ich nicht. "Aber Sie haben es bestimmt eiliger als ich." Nein, hatte ich auch nicht. "Aber bei Ihnen geht es bestimmt schneller." Ich war ziemlich verwirrt. Lag dieses seltsame Verhalten an dieser Energieaktivierung?

Ich experimentierte nun neugierig geworden mit dieser simplen Übung herum. Und was soll ich sagen: Sie brachte in den unterschiedlichsten Situationen erstaunliche Ergebnisse, wie ich es vorher noch nie erlebt hatte. Ich brauchte noch nicht einmal besonders freundlich zu schauen und wurde in Geschäften mehr als zuvorkommend bedient, so als wäre ich ein jahrelanger Stammkunde. Mir wurden sogar vom Verkäufer ohne danach zu fragen, Nachlässe angeboten.

Ich denke, ich werde in den nächsten Jahren nochmal nach Pakistan fahren, um von Mohammed mehr über diese seltsamen freundlichen Energien zu erfahren. Allerdings ist mein Onkel schon lange wieder zurück in Deutschland und mittlerweile pensioniert. Aber die Auswirkungen dieser wirklich einfachen Übungen sind die kleine Mühe wert.

In diesem Sinne ein tolles Wochenende und liebe Grüße Michael

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