Montag, August 30, 2010

Bestseller Kapitel 08: Esel ficken in der national befreiten Zone



08. Esel ficken in der national befreiten Zone

Am nächsten Morgen wecken uns laute Stimmen. Verwirrt reibe ich mir den Schlaf aus den Augen, auch Andi und Kathrin haben Schwierigkeiten sich zurechtzufinden. Flirrendes Licht fällt durch das Fenster, reizt die Augen und die Stimmung. Kathrins erste Worte sind »Oh Scheiße». Sie küsst den immer noch in anderen Welten schwebenden Andi und schleicht sich aus dem Zimmer.
»Moin. Alter, was ist das für ein Lärm?» Er will sich eine Zigarette anzünden, doch ich stoppe ihn.
»Für zwei Stunden verhalten wir uns, dass es meinem Vater gefallen könnte. Verstanden?»
»Schon gut», grinst Andi. »Die Kohle für dein Buch kriegen wir zusammen, aber hier bestimmt nicht. Lass uns schauen, was bei deiner Family los ist. Hasta la vista und ab die Post.»
Der Krach kommt aus dem Wohnzimmer. Dort finden wir Vater und Mutter, wieder vollkommen schwarz gekleidet, vor der Flimmerkiste.
»Der Schrecken eines Weltkriegs vergeht im Blick auf die Ewigkeit. Der Zorn, der sich über alle ergießen wird, welche die angebotene Barmherzigkeit, Gnade und Erlösung des Jesus Christus ablehnen, ist viel schrecklicher. Hallelujah, liebe Brüder», dröhnt ein bärtiger Mann im Talar.
Die aufgeheizte Menge in der Turnhalle schreit hysterisch »Gelobt sei Gott, Hallelujah.»
Meine Mutter fordert uns mit einer Handbewegung zum Sitzen auf, doch wir stiefeln in die Küche. Dort sitzt Kathrin bereits am Küchentisch, hat Kaffee gekocht.
»Machen die nichts anderes als beten?», fragt sie entnervt.
»Ich fürchte nicht», murmele ich. Eigentlich sollten die eigenen Eltern nur während der Pubertät peinlich sein, aber diese Show ist nicht mehr zu toppen.
»Mein Alter ist Nazi», wirft Andi ein. Er nimmt einen Schluck Kaffee und eine Scheibe Brot aus dem Korb. »Kein richtiger», schmatzt er. »Aber er sondert eine Menge Stuss über Juden ab. Die wollen die Weltherrschaft und sind an den steigenden Benzinpreisen schuld. Früher hat mich das aufgeregt, heute denke ich: Lass ihn doch erzählen. Er hat auch gute Seiten, ist nur ein wenig blöd.»
»Juden mag mein Vater auch nicht. Die haben schließlich Jesus umgebracht. Ist egal, dass der Messias selber Jude war.»
»Ein religiöser Nazi. Das ist die höchste Stufe der Verblödung», fällt Andi sein abschließendes Urteil. Obwohl er Recht hat, gefällt mir nicht, wie er über den Alten spricht.
»Er hat viel mitgemacht, vergiss das nicht. Seine Erlebnisse haben ihn zu dem Menschen geformt, der er heute ist. Er war nicht immer ein Loser. Der frühe Tod meiner Schwester hat ihm die Psyche verdreht.»
Kathrin schaut zweifelnd.
»Ich bitte dich. Klar ist es hart, ein Kind zu verlieren. Aber das passiert vielen Leuten. Werden die alle zu religiösen Spinnern? »
Vielleicht stimmt das. Aber ich habe keine Lust darüber nachzudenken.
Die Predigt ist zu Ende. Meine Eltern betreten den Raum. Mutter lächelt, Vater mit strengem Blick.
»Ihr habt euch bereits bedient, wie ich sehe», setzt er sich an den Tisch. »Du sollst nicht stehlen, weißt du, wo das steht, Horst?»
„Hiob, lass den Jungen. Die Kinder sind unsere Gäste», wirkt Mutter wütend. Der Alte schaut, als wolle er ihr eine Predigt halten, sagt aber nichts.
Mutter stellt Marmelade, Wurst und Käse auf den Tisch. Dann spricht Vater ein salbungsvolles Gebet. Er möchte, dass unsere Sünden vergeben werden, obwohl er nicht glaubt, dass das möglich ist. Süffisanter Unterton. Andi und Kathrin verdrehen die Augen.
Hiob nippt an seinem Kaffee.
»Ich habe gestern Abend noch mit deiner Mutter gesprochen. Du willst Geld für dein Buch. Ich halte nichts von der Schreiberei, doch Mama will, dass ich dich unterstütze.»
Wir drei schauen erstaunt aus der Wäsche.
»Ich habe in dieser Nacht hart mit mir gerungen, habe den Herrn gefragt und Antwort erhalten. Du sollst Geld von mir bekommen. Aber ich will sehen, dass du es wirklich ernst meinst. Ich gebe dir zweitausend Euro. Den Rest musst du selber hinzuverdienen. Wer sich selbst hilft, dem wird auch der Herrgott helfen.»
Zweitausend, ich bin begeistert.
»Danke», stammele ich.
»Sie wissen nicht, Herr Hiob, wie sehr Sie Horst damit weitergeholfen haben», strahlt Andi. Kathrin nickt auch freudig. »Sie sind gar nicht so übel, wie ich dachte.»
Die Miene des Alten verfinstert sich sofort.
»Es ist der Willen Gottes, den auch ich nicht immer verstehe», knurrt er. Er drückt mir einen Scheck in die Hand. Dabei zittert er leicht. Dann quetscht er meine Hand.
»Auch wenn ich dich nicht verstehe. Viel Glück in deinem weiteren Leben», brummt er. Wenn mich nicht alles täuscht, bildet sich eine Träne in seinem rechten Auge. Doch er steht auf.
»Ich muss die heutige Andacht vorbereiten. Macht es gut und geht mit Gott.»
In einem Historienfilm würde jetzt ein Heiligenschein über seinem Kopf leuchten, so verlässt nur ein alter Mann voll Zorn auf eine Gesellschaft, die er nicht versteht, den Raum.
»Danke, Mama. Ich weiß, dass du es schwer hast. Umso dankbarer bin ich, dass du dich für mich eingesetzt hast.»
»Ich führe das Leben, das ich mir ausgesucht habe. Mit deinem Vater bis zum Tod. Bitte geht jetzt, sonst überlegt es sich dein Vater mit dem Geld noch und will es zurück.»
Kathrin hat bereits gepackt, Andi und ich tragen unser Gepäck am Leib. Zum Abschied umarme ich meine Mutter. Sie weint. Ich kann mich vor den Freunden gerade noch zurückhalten. »Bis bald», verabschiede ich mich, denke aber, dass es lange dauern wird, bis ich wieder nach Duisburg zurückkehren werde.

Wir fahren zum Bahnhof und steigen in den Zug nach Wesel.
»Hätte nie gedacht, dass dein Alter etwas herausrückt», kann Andi es noch immer nicht fassen.
»Ich auch nicht. Aber ein Riese fehlt mir noch immer.»
»Da habe ich eine Idee.» Wir schauen Kathrin groß an. Eine Idee, die tausend Euro bringt?
»Es gibt doch überall Kaffeefahrten. Da fährst du mit lauter Senioren in ein Hotel, wo Lamafelldecken und Wärmeflaschen verkauft werden.»
Bei uns ist der Groschen noch nicht gefallen. Andi schiebt sich unauffällig eine Pille in den Mund.
Schließlich sage ich »Sollen wir den überteuerten Scheiß etwas weiterverkaufen? »
»Nein», rauft sie die Haare bei soviel Begriffsstutzigkeit. »Da gibt es jede Menge umsonst. Porzellan, Fernseher, Bestecke. Da können wir echt was abziehen. Und unsere Geschenke verscherbeln wir bei Ebay.»
»Das ist eine super Idee», entflammt Andi vor Begeisterung. »Die betrügen alte Leute, also ziehen wir die auch ab. Ganz legal. Megageil.»
Er gibt ihr einen langen Kuss. »Kann klappen», meine ich schließlich. »Wenn wir zu Hause sind, schaue ich im Briefkasten nach. Da kommt jede Woche so ein Mist. Für tausend Euro brauchen wir aber viel Plunder», überschlage ich.
»Ach was. Bei drei Flimmerkisten haben wir das Geld doch schon in der Tasche», Andi und Kathrin klatschen sich ab. Na, vielleicht bin ich einfach zu pessimistisch. Es ist in jedem Fall schön, dass meine Freunde mich unterstützen. Alleine wäre das kaum durchzustehen.

Obwohl ich den Großteil meines Lebens in Duisburg verbracht habe, war ich noch nie in Wesel. Wird schon seinen Grund gehabt haben, denk ich mir. Wirkt kleinstädtisch, hübsch, aber gähnend langweilig. Hab auch nie einen coolen Menschen getroffen, der aus Wesel kommt. Uncoole allerdings auch nicht. Wenn hier dein Hund auf den Bürgersteig scheißt, weiß es sofort das ganze Dorf. Hurra.
»Wie kommst du an eine Ausstellung in diesem Kaff?», fragt Kathrin. Eine gute Frage.
»Das ist eine lange Geschichte», windet sich Andi verlegen. »Ich kenn so einen Typen, den Turner, der wohnt in einer WG mit einem anderen Typen, der ursprünglich aus Wesel kommt. Heißt Säge mit Spitznamen. Habe mal bei Turner gechillt und Fotos von einigen Bildern rumgezeigt. Fand Säge ganz toll. Er hat gemeint, er kennt einen abgefahrenen Schuppen in seiner Heimatstadt. Wenn die meine Bilder ausstellen, würden die Weseler voll drauf abfahren. Die hätten Geschmack.»
Ich will nicht vorschnell urteilen, aber Wesel wirkt wirklich nicht, als ob sich seine Bewohner durch außergewöhnlichen Geschmack auszeichnen würden.
»Wie heißt denn das Lokal?», fragt Kathrin.
»Club 88, glaub ich. Soll direkt in der Innenstadt liegen.»
»Gibt’s den echt schon seit zwanzig Jahren?»
»Keine Ahnung. Mal schauen, ob die Bilder von mir verkauft haben. Nur Bares ist Wahres», hofft Andi. Er nimmt Kathrins Hand. Sie lächelt. Ich habe den Eindruck, dass sie zu Andi passt. Besser als Petra, Nina, Imke und all die anderen. Vielleicht sind Alter und Bildungsstand egal, die reine Chemie zwischen den Seelen entscheidet über den Erfolg einer Beziehung.
Kurz darauf sind wir angekommen. In der verschlafenen Fußgängerzone direkt am Bahnhof liegt das Lokal zwischen einer Bäckerei und der Deutschen Bank. Ich vermute, dass es sich um eine Disko handelt. Ein Café scheint aber angeschlossen zu sein. Hat auch offen. Super, keiner von uns hat Lust, bis zum Abend Wesel zu erkunden.
Die Einrichtung wirkt oldfashioned. Eichentische und Bänke, erinnern an bayrische Gemütlichkeit, die der Otto-Normal-Niederrheiner wenig zu schätzen weiß. An den Wänden schwarz-weiße Fotos, auf denen ich aber aus der Distanz nichts erkennen kann.
Andi wendet sich an den Barkeeper. Einen drahtigen Jugendlichen mit überdimensionierter Hornbrille und Stoppelschnitt. Er trägt ein weißes Shirt mit der Aufschrift National Pride.
»Ich bin der Künstler, der hier ausstellt. Andreas Bohemian, wer ist denn hier für die Ausstellungskonzeption zuständig?“, fragt Andi.
Seine Frage wirkt bei dem schmuddelig unfreundlichen Ambiente etwas seltsam. Kathrin winkt mich zu sich. Sie zeigt auf die Fotos an den Wänden. Ich trete näher und erblicke Neonazigesocks bei Aufmärschen. Prost Mahlzeit.
»Willst du mich anmachen. Bist du eine Zecke?», fährt der Typ Andy an.
Andy kapiert nicht.
»Was meinst du mit Zecke? Wer organisiert hier das Art-Management? Kann ich den sprechen?»
Aus einem Hinterraum kommen mehrere kurz geschorene Gestalten. Kapuzenpullis von Lonsdale, Springerstiefel. Entzückende Genossen, von denen man sich am besten fernhält.
Kathrin geht zu Andi.
»Ich glaube, wir sind hier falsch. Die haben die Bilder nicht. Lass uns gehen», versucht sie ihn hinaus zu bugsieren.
»Gibt es Probleme, Ratti?», fragt der quadratische Kampfzwerg mit Kartoffelnase. Auf seinem Handrücken ist Hass in Sütterlinlettern tätowiert.
»Die Zecke erzählt was von Ausstellung. Klingt wie ein Sozialarbeiter, ist aber keiner», er beugt sich über den Tresen und funkelt uns an.
»Habt ihr gehört? Euer Profil ist heute nicht angesagt», lacht Hassquadrat dreckig.
Hat Andi was geraucht oder geschluckt? Er sucht das Gespräch mit den ewig Gestrigen, was nicht gut gehen kann.
»Hier müssen Bilder von mir hängen. Säge hat die vorbeigebracht. Die würde ich gerne wieder mitnehmen, wenn ihr nichts vertickt.»
Auf einmal holt der Typ hinter der Bar einen Baseballschläger hervor.
»Wenn ihr nicht freiwillig Leine zieht, helfe ich nach. Euch Judenabschaum verfrühstücke ich.»
»Moment mal», hebt der quadratische Typ den Arm. »Du bist ein Kumpel von Säge?»
Alle starren ihn an, dann starren alle Andi an. Die Atmosphäre im Raum ist voll aggressiver Spannung.
»Sag ich doch die ganze Zeit», bestätigt Andi. Ich möchte am liebsten weit weg sein. Bahamas, Mallorca oder auf der Mülldeponie in Sao Paulo. Nur nicht hier.
»Mensch, das ist ein Homie. Säge ist ein Kumpel aus alten Kampfzeiten. Der schaut immer rein, wenn er seine Eltern in Wesel besucht. Der weiß auch, dass Schwatte auf Bäumen leben sollten. Ich bin Fightpig, gib mir Fünf auf Deutschland als national befreite Zone.»
Kathrin murmelt, dass sie gerne im Klamottengeschäft gegenüber stöbern möchte. Schon ist sie weg.
»Ratti, leg Mucke auf. Das müssen wir feiern. Wie heißt ihr und wo kommt ihr her?»
Widerwillig geben wir Auskunft.
»Hannover, war ich noch nie. Gibt es da auch so viele Kanacken?»
Ich verwerfe den Gedanken, ihm einen Vortrag über Toleranz und Gleichheit zu halten. Stattdessen sage ich diplomatisch »Ist schon okay.»
»Mensch, Alter. Ihr seid weiter als wir. Habt die Brut bereits in die Löcher zurückgedrängt, wo sie heraus gekrochen ist. Respekt, Alter, Respekt.»
Erstaunt stelle ich fest, dass es sich schlimmer anfühlt, von diesem Abschaum gemocht als gehasst zu werden.
Ratti hantiert hinter der Bar herum. »Mucke startet gleich, Cheffe. Und dann schmeiße ich eine Runde.»
Aber zuerst wird die Anlage hochgefahren. Ich kriege nur Satzfetzen mit, aber die reichen. In ohrenbetäubender Lautstärke dröhnt „Einmal im Jahr kommt Nikolaus, dreimal am Tag kommt Holocaust, BRD - was heißt das nur?! Bubis Rache – Diktatur“.
»Lass uns die Biege machen. Das kann unangenehm enden», flüstere ich Andi zu.
»Ohne meine Bilder gehe ich nicht», wippt er grinsend im Takt. Die kurzhaarigen Kollegen freuen sich.
»Das wird Säge büßen. Meine Bilder bei diesen Arschgeigen unterzubringen», flucht er.
Ratti stellt uns fünf Flaschen Krombacher hin.
»Ich glaube, ich weiß, wo deine Bilder hängen. Haben einen Ehrenplatz», feixt er.
Wir traben mit den Kollegen in ein Hinterzimmer. An Andis Blick erkenne ich, dass wir das Ende unserer Suche erreicht haben.
In dem klassenzimmergroßen dunklen Raum hängt eine Galerie des Schreckens an der Wand: Göbbels, Himmler, Eichmann, und ein paar neuere Aufnahmen. Wahrscheinlich NPD-Funktionäre. Fightpig deutet auf die Stelle zwischen Rudolf Hess und Adolf Hitler.
»Echt stark, Alter. Erinnert an Riefenstahl. Das ist nationale Kunst. Nicht so ein entarteter Untermenschendreck.»
Die Collage zeigt eine mit Pickeln verfremdete Marilyn Monroe beim Bowlen. Ich bin selber kein großer Kunstkenner, aber Andis Sarkasmus schreit geradezu aus dem Bild.
»Das andere finde ich nicht ganz so prall. Aber bei Kunst bin ich nicht der Checker», die Nazis gröhlen und stoßen mit den Bierflaschen an.
Er meint eine Skulptur aus geometrischen Figuren. Ich kenne das Werk. Wenn ich mich recht entsinne heißt es Sulamith in der Gaskammer. Ironie, dass es hier steht.
»Wisst ihr. Ich verkaufe meine Bilder. Wenn es bis jetzt niemand erwerben wollte, versuche ich es woanders», tritt Andi in die Verhandlung ein.
»Ich finde dein Zeug stark. Mensch, das ist völkisch allererste Sahne», mischt sich ein kantiger Schrank aus dem Trio ein.
»Gut gebrüllt, Schabe. Deine Werke sind voll auf unserer Linie. Wenn du Kohle brauchst, wir legen zusammen und kaufen dir die blonde Schlampe ab. Diese Kugeln nehmen wir auch, weil du ein arischer Künstler bist.»
Ich krieg gleich Pimpernellen. Andi greift in seine Hosentasche. Holt etwas raus und steckt es sich unauffällig in den Mund. Einen kleinen Muntermacher.
»Ich habe das Bild und die Skulptur bereits Interessenten versprochen», lügt er. »Die wollen fünfhundert Euro pro Stück zahlen.»
»Glaub ich nicht», verfinstert sich Fightpigs Miene. »Letztendlich hast du doch nur Farbe auf eine Leinwand geklatscht. Welcher Penner zahlt soviel Reichsmark dafür? Findest du es nicht arschgeil, dass deine Klamotten neben den größten Männern der deutschen Geschichte hängen?»
Die Stimmung droht zu kippen.
»Doch, echt super. Aber ich muss schließlich von irgendwas leben.»
Fightpig blickt prüfend seine Kollegen an.
»Unsere Kameradschaft hat eine Kasse, wo wir etwas Geld gesammelt haben. Wir können dir hundert Taler geben. Für beides zusammen. Dafür hängt es bei Deutschen, die dein Werk zu schätzen wissen.»
»Ihr wisst doch: Für einen Deutschen zählt sein Wort. Wenn ich etwas versprochen habe, halt ich es.»
Andis Augen funkeln. Ich hoffe, er übertreibt es nicht. Normalerweise ziehen solche Genossen Schläge Argumenten vor.
»Willst du etwa lieber an Kanaken verkaufen? Ich glaub es nicht», Fightpig wirkt gereizt. Seine kleinen Augen verengen sich, seine Wangen plustern sich auf. Die Gefolgschaft schaut gebannt an. Scheinen nur auf ein Signal zum Losprügeln zu warten.
»Natürlich will ich an euch verkaufen», beruhigt Andi. Aus dem Nebenraum dringt „Die ganzen Scheiß-Kanaken stinken wie die Pest. Und wie sie Fußball spielen, das gibt dir den Rest. Keine Ahnung vom Leder kicken. Doch im Knoblauch fressen und Esel ficken“
Auf einmal geht Andi einen Schritt auf Fightpig zu und stößt ihn vor die Brust. Völlig unerwartet, vor allem für den Quadratischen.

»Hey Alter, das war dein Todesurteil, ich mach dich platt», stolpert er und setzt sich auf sein Hinterteil. Andi reißt sein Bild von der Wand, greift sich die Skulptur und sprintet los. Ich ebenfalls. Die Schlägertruppe erwacht aus ihrer Lähmung. Schabe hechtet vorwärts, erwischt aber nur Andis Sakko, an dem er abgleitet. Ich schlängele mich an ihm vorbei. Dank seines großzügigen Alkoholkonsums kommt Fightpig zu langsam auf die Beine. Er flucht und brüllt uns diverse Todesarten nach, die wir sterben werden. Wir drehen uns nicht mehr und stürmen durch den Vorderraum. Ratte spielt mit einem drallen Skingirl Kicker.
»Was ist denn los? », staunt er. »Halt sie auf, die Wichser machen wir fertig!», brüllt Schabe. Doch auch er kann seine Bewegungen nicht mehr optimal koordinieren, stolpert mehr als zu laufen.
Wir stürzen aus der Tür. Passanten glotzen neugierig. Kathrin steht vor dem Bekleidungsgeschäft gegenüber, schaltet sofort und rast los. Die Glatzen kommen aus dem Club gerannt, brüllen wirres Zeug. Bleiben aber stehen. Gott sei Dank. Im Nahkampf wären wir ihnen hoffnungslos unterlegen.
Nach Luft japsend erreichen wie den Bahnhof. Der nächste Zug nach Duisburg fährt in zehn Minuten, von dort geht es stündlich nach Hannover. Kathrin schmeißt ihren Rucksack vor einen Pfeiler.
»Mit euch erlebe ich an einem Tag mehr als in den neunzehn Jahren davor», stöhnt sie. »Ich weiß aber noch nicht, ob mir das gefällt. Erst eine Nacht bei den bibeltreuen Christen, dann von Skinheads verfolgt. Ich fühle mich zu jung für einen Herzinfarkt.»
Eine halbe Stunde später rollen die Räder Richtung Hannover.

»Ich konnte diesen Arschlöchern unmöglich meine Bilder überlassen. Bin vollkommen deprimiert», jammert Andi und starrt mit leerem Blick aus dem Fenster. »Nachher wird mein Name in Verbindung mit diesen Verbrechern genannt. Soviel Geld können die mir gar nicht zahlen, dass dort ein echter Bohemian ausgestellt wird. Zum Kotzen. Diesen Säge massakrier ich.»
»Nimm es nicht so schwer», tröstet Kathrin. »Wusstest du ja nicht. Nazis haben schon immer Künstler missbraucht. Denk mal an Richard Wagner oder Beethoven, Maler waren bestimmt auch dabei. Du bist jedenfalls in guter Gesellschaft.»

Sie lehnt sich an Andi, der sie gedankenverloren streichelt. Ein schönes Paar, denke ich.
»Ich fühle mich leer», sagt Andi. »Wenn ich missverstanden werde, muss es an mir liegen. Vielleicht sind die Aussagen meiner Werke zu interpretierbar. Meine schlechten Gedanken dringen aus meinem Unterbewusstsein durch mein Hände in meine Bilder: Und diesen Verbrechern gefällt es.»
Er blickt uns fragend an.
»Die verstehen doch gar nichts von Kunst. War nur Zufall, dass deine Werke dahin gekommen sind. Und beurteilen können die höchstens die Qualität von Baseballschlägern und Knarren.»
Andi lächelt sie dankbar an. Es ist aber zu merken, dass er ihr nicht glaubt.
»Es gibt keine Zufälle im Leben», meint er. »Ist schon krass. Eigentlich will ich nur ein beschissen einfaches Leben führen. Stattdessen gerate ich von einer Katastrophe in die nächste.»
»Geht mir nicht anders», versuche auch ich meinen Beitrag als Seelsorger zu leisten. »Aber plötzlich geht es aufwärts. Buchvertrag, neue Freundin. Ich glaube, die Welt steht mir momentan offen. Alles ist bunt und abenteuerlich. Du wirst bestimmt auch durchstarten. Eine passende Frau scheinst du gefunden zu haben», grinse ich.
»Hotte, es gibt Menschen, die zum Erfolg erwählt worden sind. Wie du. Aber andere bleiben verkannte Genies. Zu dieser Gruppe gehöre ich. Womit ich mich aber nicht als Genie bezeichnen will. Ich habe einfach kein Glück.»
Kathrin streichelt ihn, küsst ihn.
»So ein griechischer Philosoph hat gemeint, dass alles fließt. Jeder momentane Zustand kehrt sich irgendwann in sein Gegenteil um. Du brauchst nicht traurig sein. Das Leben ist schön. Hör doch einfach mal inspirierende Musik wie Xavier.»
Andi nickt. Ein schlechtes Zeichen. Wir sind uns einig, dass die rührseligen Songs der Heulboje Pickel sprießen lassen. Wenn er nicht protestiert, befindet er sich nahe der Resignation. Jeder hängt bis Hannover seinen Gedanken nach.
Dort beschließen wir, später zu telefonieren. Ich werde mich nach einer lukrativen Kaffeefahrt forschen, die beiden werden bei Andi chillen. Die letzten zwei Tag waren für uns alle anstrengend.

Ich setze mich in die Straßenbahn und fahre zu Antje.
»Oh Sweety, wieder im Lande?», fragt sie etwas unterkühlt, küsst mich betont flüchtig.
»Ich habe zwar keinen Anspruch auf dich. Aber hättest dich ruhig noch mal melden können.»
»War etwas stressig. Tut mir Leid», entschuldige ich mich. Dann erzähle ich, was passiert ist. Die dreitausend Euro spare ich doch nicht aus. Lügen vergiften eine Beziehung.
»Krass. Ich kenne mich in der Verlagsbranche nicht aus. Ist das wirklich normal?»
»Ich weiß nicht», muss ich gestehen. »Wahrscheinlich nicht. Aber die bringen mein Buch raus. Sonst wollte es bisher keiner. Und die Ahmert macht den Eindruck, als ob sie mein Buch pushen könnte.»
Wir hocken uns auf das Sofa, kuscheln, knutschen. Wir sind wieder einig.
»Mach dir keine Sorgen», flüstert Antje. »Das kriegen wir hin.»
Ich erzähle von Andis Idee mit der Kaffeefahrt.
»Ich habe da einige Prospekte», meint Antje. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da Geschenke für tausend Euro zusammenbekommen. Na, ein Versuch ist es wert.»
Sie geht in die Küche und kommt mit einem Stapel Papieren wieder. Da klingelt mein Telefon.
»Hallo Horst, Janina von Pekingtech hier. Der Professor lässt fragen, ob du morgen Abend zum chinesischen Sommerfest in der AWD-Hall kommen möchtest. Er hat die komplette Firma eingeladen.»
Warum nicht? Essen und Trinken sind bestimmt umsonst. Da kann ich sicherlich auch mit dem Chef klären, dass ich gar nicht bei ihm anfangen will. Wenn sich meine Bücher wie von der Ahmert verkaufen, brauch ich keinen Lohnjob mehr. Könnte eher Lesungen akquirieren, als Computerteile zu verbuchen. Wäre nur die Sache mit dem Vorschuss. Den muss ich zurückzahlen. Aber wenn wir die Präsente von der Kaffeefahrt vertickt haben, bleibt bestimmt was übrig.
»Kann ich jemanden mitbringen?», frage ich.
»Kein Problem, die Feier fängt um zwanzig Uhr an.»
Antje ist ganz entzückt, als sie von der Einladung hört.
»Ich bin ja nicht die Businesstante, aber mit lauter Chinesen abzufeiern, ist schon cool. Tolle Kultur. Konfuzius war zwar Spießer aber Lao-Tse ist ein Macker. I-Ging, chinesische Mauer», zählt sie alles auf, was sie vom Land der Mitte kennt.
»Ist aber auch eine Diktatur», gebe ich zu denken. »Die haben nur eingeschränkten Zugang zum Internet. Regimekritiker werden in den Knast gesteckt. Ich will nicht in China wohnen.»
»Spielverderber», gibt mir Antje einen Klaps. »Aber die mit denen wir feiern, unterdrücken ja niemanden. Deine Kollegen sind keine Politiker, sondern Otto-Normal-Chinesen.»
»Nein, machen alle einen netten Eindruck», beruhige ich. Das Telefon klingelt wieder.
»Ich bin’s», meldet sich Bea. Was will die denn?
»Wollte mich nur erkundigen, wie es mit dem Verlag gelaufen ist.» Klingt versöhnlich. Hat sicher gemerkt, dass unsere Trennung ein Fehler war. Aber wenn sie mich jetzt zurück will, hat sie sich geschnitten. Ich bin glücklich mit Antje. Daher gehe ich zu ihr und streichele sie. Antje lächelt und leckt lasziv meinen Arm.
»Super, ich habe den Vertrag. Mein Roman wird dieses Jahr erscheinen», informiere ich, lasse aber die Geschichte mit dem Finanzierungsengpass aus.
»Schön, dann werd ich bald von dir lesen. Ich kriege doch eine Widmung vom Erfolgsautoren», schleimt sie.
»Sicher», gebe ich mich kurz angebunden.
»Was ich noch sagen wollte», druckst sie herum. »Ich habe da jemanden kennen gelernt. Einen Mann. Ist auf einer dieser Xing-Parties passiert: Eine von diesen Feten, die du so hasst.»
Nee, das darf doch nicht sein. Warum erzählt sie mir so was. Es gibt einen kleinen Stich in der Herzgegend.
»Ich habe auch jemanden kennen gelernt. Antje, wir sind sehr glücklich», hoffe ich, dass sie bissig „Da hast du dich schnell getröstet“ antwortet. Tut sie natürlich nicht.
»Das freut mich für dich», sagt sie. »Pierre ist ein herrlicher Mann. Er mag auch die Oper und Kunstausstellungen. Letztes Wochenende waren wir auf einer Charity-Veranstaltung mit Christian Wulff. Zudem hat er eine spirituelle Ader: Er richtet sein Leben nach Buddhas Lehren aus», schwärmt sie.
»Toll», kann ich mir nicht verkneifen. Antje legt einen Arm um mich, mit der freien Hand massiert sie mich im Schritt.
»Und weißt du, was das Beste ist: Pierre ist Filmproduzent. Der ist so richtig dick im Geschäft. Ich habe ihm von dir erzählt. Und er war sofort interessiert.»
An mir?
»Ich habe zuletzt beim Schultheater Wilhelm Tells Sohn performt. Wofür braucht der mich?», frage ich neugierig.
»Der braucht ständig Drehbücher oder hat Stoffe, die zu Drehbüchern umgearbeitet werden müssen. Das kannst du doch? »
»Klar», sage ich. Eigentlich habe ich keine Lust für Beas Macker zu ackern.
»Wenn mir der Stoff gefällt. Ich mache ja nicht alles.»
»Das habe ich Pierre auch gesagt. Aber er meinte, wenn du Interesse hast, kämt ihr schon ins Geschäft. Soll ich dir seine Nummer geben?»
»Wenn es sein muss», knurre ich. Würde mich lieber auf Antje konzentrieren. Meine Hose droht zu platzen.
»Muss nicht. Ich dachte, das wäre für dich eine gute Möglichkeit»,
wirkt sie beleidigt.
Was soll’s.
»Sag schon», stöhne ich. Antjes Hand bewegt sich schneller.
»Geht es dir nicht gut?», fragt sie besorgt.
»Doch. Habe nur einen nervösen Tick.»
Ich nehme eine Pizzeriakarte und notiere.
»Vielen Dank», hoffe ich, dass unser Gespräch bald zu Ende ist.
»Ich lese von dir. Dann bis bald. Wir können gerne auch mal was zu viert unternehmen.»
Sie hat wirklich einen Schuss. Woran ist unsere Beziehung gescheitert? Unter anderem daran, dass jeder andere Dinge mochte als der andere. Na, ich will ihr nicht ihre Illusionen rauben.
»Sicher. Wir telefonieren. Danke für den Tipp mit Pierre. Bis bald.»
Antje hat meine Hose geöffnet und meinen Schwanz in den Mund genommen. Sie saugt wie eine Wahnsinnige.
»Das würde mich freuen. Hoffentlich meldest du dich mal.»
Ich komme.
»Jaaa», schalte ich das Telefon aus.
»War das deine Ex?», wischt sich Antje den Mund ab. Erschöpft lasse ich mich auf einen Stuhl sinken.
»Sie hat einen Neuen, der in der Filmbranche tätig ist. Ich soll für ihn schreiben», gebe ich mich abgeklärt.
»Ist doch fantastisch», jubelt Antje. »Mensch, Sweety. Du bist ein Glückspilz. Tausend Türen öffnen sich für dich. Das mit der Kohle wird schon klappen. Und wenn ich dann im Big Apple die Zeitung aufschlage, lese ich vom German Success Writer Hot Stengel.»
»Hot Stengel, ich glaub’s dir wohl.»
Ich schnappe sie mir und kitzele sie durch. Für eine obercoole Frau ist sie wirklich niedlich. Anschließend feiern wir im Bett unser Wiedersehen. Was für ein Leben. Ich bin noch nie so glücklich gewesen. Zwar bleibt noch der kleine Schatten der fehlenden tausend Euro, aber die Zukunft wird fantastisch.

Am Abend lassen wir uns Pizza Thunfisch, Zwiebeln, Meeresfrüchte für mich, Mozarella für Madame, kommen und studieren Flyer.
»Hier. Das ist es», wird Antje fündig. »Fahren Sie mit uns in die Lüneburger Heide. Lassen Sie sich von Spitzenköchen verwöhnen. Tombola mit Verlosung von zwanzigtausend Euro. Zudem erhält jeder Teilnehmer ein Phillipsgerät, eine Porzellanservice von Rosendaal und einen Frühstückskorb. Und das Beste zuletzt: Die Fahrt kostet Sie keinen Cent. Melden Sie sich sofort unter unserer 24-Stunden-Hotline-Nummer an.»
»Die Verlosung ist bestimmt Nepp», meine ich. »Kannst du in jeder Fernsehsendung hören, dass die später nichts davon wissen.»
»Aber Preise gibt es immer», beruhigt Antje. »Ich finde die Idee deiner Freunde gut. Auch wenn die nicht hochwertig sein werden. Bei Ebay können wir die Fernseher für gutes Geld verscherbeln. Ich habe da mal aus Fun eingeschweißtes Schamhaar versteigert. Da habe ich über hundert Euro für bekommen. Damit hätte ich mir locker das Studium von finanzieren können. Leider hat mich Ebay dann gesperrt. Es wäre anstößig», wir lachen.
»Ein wenig schon, oder?»
»Hätte nie gedacht, dass du ein Spießer bist», knufft sie mich in die Seite. Wir küssen uns.
Ich informiere Andi über unseren Plan. Klingt etwas außer Atem. Kathrin und er scheinen sich genauso wie wir vergnügt zu haben.
»Super, wir sind dabei», birst auch er vor Tatendrang. Dann klingt er auf einmal depri „Bin ein wenig down. Wegen den Nazis. Alter, das darfst du keinem erzählen. Dann bin ich überall unten durch. Meine Karriere ist vorbei, bevor sie überhaupt gestartet ist.»
»Das wird keiner erfahren. Und wenn schon. Liegt ja nicht an dir. Weiß doch jeder, dass du vollkommen korrekt bist.»
»Meint Kathrin auch. Die Kleine ist wirklich klasse. Aber wenn du erst mal einen schlechten Ruf hast… Ich kann mich doch nirgendwo mehr sehen lassen. Ich glaube, ich sollte einen rauchen. Das reinigt die Mentalflora.»
»Hör auf Kathrin. In ein paar Wochen hast du Ratte und Konsorten vergessen. Deine Bilder hast du auch wieder.»
»Alles Scheiße», schiebt er Frust.
Kathrin ruft im Hintergrund, dass er endlich zum Ende kommen soll.
»Hei, ich quatsch gerade mit meinem besten Kumpel, Horst. Uns bringt nichts auseinander, hörst du», brüllt er.
»Komm mal wieder runter», versuche ich ihn zu beruhigen. »Verbring einen heißen Abend mit Kathrin. Morgen gehen wir auf Butterfahrt. Das wird ein Heidenspaß. Und dann sieht die Welt anders aus.»
»Hast recht, hast recht, Alter», murmelt er ergeben. »Bis morgen. Horst, eines wollte ich dir schon immer sagen: Ich liebe dich.» Danach legt er auf, ohne die Antwort abzuwarten. Völlig strange.
»Andi ist vollkommen fertig. Ich mach mir echt Sorgen um ihn. Er hat gesagt, er liebt mich.»
»Na und. Ist doch okay», findet Antje. »Habt ihr beide schon mal miteinander geschlafen?»
»He, wir sind Männer. Hetero-Männer», ärgere ich mich über ihre Frage.
»Na und?», meint sie. »Ich stehe auch primär auf Männer, aber Frauen finde ich auch sexy. Warum solltet ihr beide nicht? Das hat ja nichts zu bedeuten. Einfach explodierende Lust zwischen zwei Körpern.»
Das Gespräch geht mir doch ein wenig zu weit. Auch wenn ich gut mit Homos auskomme. Die Vorstellung selber mit einem Mann. Nein.
»Er hat das eher mental gemeint», erkläre ich. »Nicht körperlich. Liebe zwischen verwandten Seelen. Was mir nicht gefällt: Er ist mal euphorisch, kurz darauf total deprimiert. Mit seinen Drogen versucht er sich ein mittleres Gefühlslevel zu mixen, aber die Schwankungen werden immer extremer.»
»Drogen sind eine nette Abwechslung, können kicken. Aber permanent sollte man sich nicht zuknallen. Ist dann nicht besser, als der Alki in der Eckkneipe. Trotzdem freue ich mich, ihn morgen kennen zu lernen. Meinen Konkurrenten», grinst sie und streichelt mich.
Ich küss ihren Kopf, liebe sie sehr.

Dann rufe ich die Hotline an. Eine versoffene Stimme meldet sich.
»Fröhlich Reisen, Klobusch.»
»Guten Abend, Horst Stengel. Ich möchte mit drei Freunden zusammen an Ihrer Fahrt morgen in die Lüneburger Heide teilnehmen.»
»Super. Ein paar Plätze sind noch frei. Von wo rufen Sie an?»
»Hannover.»
»Dann stellen Sie sich… Warten Sie mal.» Er durchsucht Akten oder so was, nimmt einen Schluck aus einer Flasche, macht ein leises Bäuerchen.
»Am Taxistand gegenüber der Post in Limmer aufstellen. Unser Manni kommt mit dem Bus vorbei und lädt Sie ein. Und dann geht’s ab zu den Heidschnucken», lacht er schallend. Den Witz habe ich nicht bemerkt.
»Alles gebongt», gebe ich Antje bekannt. »Wir sind dabei.»
»Zeug für tausend Taler ist unser», brüllt sie martialisch. Langsam glaube ich es auch

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