Montag, Mai 13, 2013

Schweizer Steuermodelle

Als ich nach Hause komme, hängt aus dem Fenster im 3. Stock ein Bierkasten an der Fassade. Aus der Wohnung dringt Rauch. Kein Grund zur Sorge. Das ist Horsts Wohnung. Trotzdem sehe ich nach dem Rechten.


Die Tür ist verschlossen. Als ich klingele, öffnet Horst. In seinen Augen entdecke ich Panik, aber vielleicht sehe ich Gespenster.



»Moin, Horst. Was ist los?«

»Die ARGE tickt aus, Bresser. Die glauben mir nicht mehr, dass ich mittellos bin. Ich kann jede Sekunde mit einer Kontrolle rechnen, hat mein Fallmanager gesagt. Und da werden alle Staubkörner in Geld bewertet. Auch im Ausland.«

»Wie kommen die darauf, dass du Vermögen gehortet hast?«

»Sippenhaft. Dieser Bayern-Präsi Hoeneß soll Hunderte von Millionen in der Schweiz gebunkert haben. Da verdächtigen Finanzamt und ARGE jetzt jeden. Mein Fallmanager vermutet, dass ich Bierkästen in der Schweiz versteckt habe. Dabei brauen die so schlechte Suppe, dass kein deutsches Bier dort sicher wäre.«

»Dass ausgerechnet der selbstgerechte Prediger der Nation Hoeneß Steuern hinterzieht, hat mich schon erstaunt. Aber bei diesem Bayerngesocks sollte man alles Schlechte zutrauen.«



»Wenn einer selbstgerecht ist, dann eine Schwatzbacke wie du, Bresser. Jeder macht irgendwann ein Fehlerchen. Ich verlege meine Kippen, Uli seine Millionen. Sind wir deshalb schlechte Menschen?«

»Sicherlich nicht. Aber Steuerhinterziehung im großen Stil ist kein Kavaliersdelikt. Mir ist es außerdem ein Rätsel, warum eine Privatperson hunderte Millionen auf der hohen Kante haben muss. Ich hätte bei dem Vermögen kein Problem, dem Staat einige Millionen abzugeben.«



»Du bist ein fantasieloser Trottel. Das ist Erotik pur. Der Hoeneß besitzt einen eigenen Geldspeicher, in dem er wie Dagobert Duck in seiner Kohle schwimmt. Das erregt ihn wie der Honig Winnie Pooh. Bei 5 Millionen weniger fällt der Sprung vom Drei-Meter-Brett härter aus. Ist doch logisch.«

»Du zeigst für alles Verständnis«, knurre ich.



»Auf so einen Blödsinn kann auch nur ein Intelligenzlegastheniker wie du kommen. Natürlich nicht. Ich habe kein Verständnis, dass Muddi extra für Uli ein Gesetz schaffen wollte, dass er straffrei ausgeht. Das ist ungerecht. Für Hartzer wie mich hätte das Gesetz nämlich nicht gegolten. Nur für Steueralzheimerpatienten.«

»Hast du etwa auch Gelder versteckt?«



Horst blickt mich verschwörerisch an. »Erzähl bloß keinem von meinen schwarzen Roth-Händle-Depots in Nicaragua. Nicht mal dem Uli.«

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