Vorgeschichte
Michael Bresser:
Mitte Juli kam mir die Idee, meine Romanhelden Horst Stengel (Bestseller) mit Dieter Nannen (Die Sau und der Mörder, Die Sau ist tot und Schwein gehabt) zum gemütlichen Plausch aufeinander treffen lassen. Zwei starke, aber gegensätzliche Charaktere. Beides Macher, Dieter eher mainstreamig, Horst eher underground. Hoffentlich geht das gut. Ich telefonierte mit den Zweien und beide zeigten sich interessiert. Na, wer sagt’s denn. Aber lassen wir die beiden selber zu Wort kommen.
Horst Stengel zum ersten Kontakt:
Ich hatte gerade ziemlichen Stress. Mike, mein Chef, wollte den Verkauf von Memoiren eines Blutegels forcieren. Daher schickte er mich zu allen möglichen Lesungen, von Wunstorf nach Bissendorf, von Helmstedt nach Fassberg. Meistens saß ich vor zehn Omas, die nicht das Geringste mit meinen revolutionären Thesen anfangen konnten. Frustrierend und deprimierend zugleich. Verriet ich meine Ideale für den schnöden Mammon? Obwohl mir auch nicht klar wurde, wie ich mit diesen Seniorenbelustigungen Geld verdienen sollte. Da kam mir Michas Anruf gerade recht. Er hatte neben dem Buch über mich noch anderen über einen Privatdetektiv im Münsterland geschrieben. Der war etwas jünger als ich, laut Michael ein ziemliches Großmaul, aber im Grunde ein patenter Kerl. Was soll’s. Ich sagte Mike, dass ich ein Recht auf Urlaub hätte. Würde mal zu einer Stippvisite ins Münsterland kurven. Mike meinte, das würde klappen. Er würde mir den Rücken frei halten.
Ihr werdet lachen: Auch wenn ich in Duisburg geboren wurde, war ich noch nie im Münsterland. Zwar mal mit der Klasse im Münsteraner Zoo, aber diese umliegenden Kuhdörfer, da hatte mich noch kein schlechter Wind hingetrieben. Aber ein Autor achtet darauf, seinen Horizont zu erweitern, warum nicht. Aber vielleicht wäre es besser, wenn Nannen einmal Hannover, die Schönheit von der Leine kennen lernte? Wie ein Buddha würde ich ihm die Chance auf eine lebensverändernde Lernerfahrung geben und ihn nach H-City einladen.
Also rief ich diesen Dieter an, der mich drei Mal wegdrückte und dann anbrüllte. Wenn ich noch einmal meine schmutzigen Fantasien in sein Ohr säuselte, würde er persönlich meine Anatomie deformieren. Das war kein guter Start, fand ich.
Beim vierten Versuch kam ich auch zu Wort.
»Sorry, Alter», stöhnte Dieter erleichert, als er hörte wer dran war. »Micha hat dich schon angekündigt. Ich habe einen Spanner überführt, der aus Wunstorf kam. Der Säger hat echt vor Buldernern Häusern auf der Lauer gelegen, um nackte Weiber ab zu fotografieren. Nun droht ihm eine happige Strafe. Wie du dir denken kannst, ist der Kerl nicht gut auf mich zu sprechen, und versucht mich mit Telefonterror zu bewegen, meine Aussage zurückzuziehen. Wenn ich zurzeit eine Nummer aus Hannover auf dem Display sehe, wachsen mir Pickel in der Arschritze. Aber nix für ungut.»
Ich schwor bei den Seelen meiner nächsten Verwandten, diesen schmierigen Typen aus Wunstorf nicht zu kennen.
»Weiß ich, Kollege», mimte Dieter den Coolen. »Zum Treffen. Ich bin natürlich gespannt, jemanden kennen zu lernen, über den Michael auch geschrieben hat. Ich dachte zwar, dass ich in jeder Hinsicht einmal wäre, aber da habe ich mich ausnahmsweise getäuscht. Also Butter bei Fischchens: Zu mir oder zu dir?»
Der Knilch kam mir ganz schön arrogant vor.
»Hannover ist eine coole Stadt, die willst du bestimmt mal kennenlernen?», schlug ich vor.
»Du wirst es nicht glauben, aber ich kenn Hannover», lachte Nannen sich scheckig. »Auf der Durchreise nach Berlin haben wir dort Halt gemacht und das Chez Heinz leer gesoffen. Geiler Abend, aber lass mal stecken. Sonst gibt es da nichts. Ich kenne diese Städte, eine gute Kneipe und der Rest Tristesse. Schaukel mal nach Buldern rüber. Da lassen wir beide die Puppen tanzen, da träumt euer Schröder von. Wenn der wüsste, welche Lebensqualität Appelhuisen bietet, würde der sofort die Koffer packen und umziehen.»
Ich hatte keine Lust auf Streit. Bin ja ein eher ausgleichender Charakter. Wir verabredeten uns für den 04.08. und ich suchte mir mit wenig Lust eine Zugverbindungen aus dem Netz.
Fortsetzung folgt...
Liebe Grüße Michael
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