Montag, Juli 11, 2005

Es kommt auf die Sichtweise an

Mein Kumpel Christian verdient seine Broetchen als Anwalt.

Letztens vertrat er folgenden Fall vor Gericht. Eine Frau behauptete, ein Mann hab ihr in dem Lokal der Arena auf Schalke zwischen die Beine gegriffen. Sie holte die Security und bezichtigte Christians Mandanten. Obwohl dieser seine Unschuld beteuerte, kam die Angelgenheit zur Verhandlung.

Die Dame verstrickte sich gleich in Widersprueche und behauptete, der Angeklagte habe sie ohne Vorwarnung an den Busen gepackt. Christian war nun siegessicher und fragte nach, wo er denn sie nun unsittlich beruehrt habe. Wusste sie nicht mehr genau. Alles schien klar.

Der Staatsanwalt forderte dennoch 45 Tagessaetze, Christian Freispruch und der Richter verhaengte: 90 Tagessaetze, die Hoechststrafe.

Richter Pittler, in Kennerkreisen aus Pitbull genannt, haette den Angeklagten am liebsten zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, hielt ihm allerdings zu Gute, dass er nicht vorbestraft war. Dass er hoechstwahrscheinlich auch unschuldig ist, interessierte ihn nicht.

"Bloeder Niederlage fuer dich", meinte ich mitleidig. "Ach, was", entgegnete Christian freudestrahlend. "Fuer die Kanzlei was das das Beste was passieren konnte. Wir gehen in die Berufung, kassieren nochmal, und das Urteil dieser Vorinstanz wird bei keinem vernuentigen Richter Bestand haben."

Es kommt wirklich immer auf die Sichtweise an. Dabei erscheint mir Christians Strategie sehr sinnvoll zu sein, die vermeintliche Niederlage als Gewinn zu bertrachten.

In diesem Sinne eine wunderschoene Woche Michael

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