Dienstag, April 04, 2006

Das goldene Kalb oder das Kreuz in der Radspeiche

Wenn Gott den Menschen mitteilen wollte, schickte er Zeichen, um sie auf den Pfad ihrer Karmischen Bestimmung zurueckzufuehren. Allerdings muessen die Leute diese Zeichen auch deuten koennen.

Von einem studierten Theologen sollte man doch wirklich erwarten koennen, Symbole des Willens der hoeheren Macht richtig interpretieren zu koennen, oder. Ein krasses Gegenbeispiel stellt mein Cousin D. dar.

Als Mitglied einer christlichen Sekte unterrichtet er angehende Missionare in Peru. Allein schon das Beschaeftigungsmodell ist fragwuerdig. So wird sein Gehalt nicht von der Mission bezahlt, sondern muss durch private Spenden aus den deutschen Gemeinden finanziert werden. Bei diesem Modus wuerde jeder Arbeitgeber diverse Mitarbeiter einstellen und Deutschalnds Arbeitslosigkeitsprobelm wuerde der Geschichte angehoeren.

Um die Maezene bei Laune zu halten, schickt D. regelmaessig einen Rundbrief, in dem er von den Geschehnissen der letzten Zeit berichtet und um weitere Almosen bittet. Ein steter Quell der Heiterkeit.

Das letzte Semester am Sminar in 2005 konnten wir, Gott sei dank, relativ gut abschließen. So stand noch fuer die letzten Wochen des Jahres neben den Feiertagen das Ziehen eines Weisheitszahnes fuer D. an, und ich wollte noch einige Sachen in der Bibliothek zu Ende bringen, was vorher aufgrund des Vorlesungsbetriebes nicht moeglich gewesen war. Um Weihnachten herum und teils auch schon vorher waren wir beiden dann erstmals auf Eis gelegt. D. bekam nach dem Zahnziehen insgesamt 3 Komplikationen, eine nach der anderen. Und bei mir machten sich ausnahmsweise mal nicht die Atemwege, wie sonst mit einer Bronchitis bemerkbar, diesmal sollte es etwas Neues sein: ein Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich. Wir wissen noch immer nicht, wie er entstanden ist. Gott sei Dank ist er nicht sehr schlimm, und auch die Auswirkungen wie Schmerzen haben sich schnell gelegt. Doch werde ich lange in vielen Dingen, wie Heben, eingeschraenkt sein. Den fuer Januar geplanten Urlaub im Hochland mussten wir also auf Februar verschieben und neben den Behandlungen irgendwie das Beste aus der Zeit machen. An Vorbereitungen fuer das naechste Semester war kaum zu denken, da es erstens zu heiss war und zweitens kraeftemaessig nicht mehr ging.

In einer kleinen Verschnaufspause von zwei Wochen, die wir im Haus eines Kollegen von D., der selbst im Urlaub war, verbringen konnten, kamen wir endlich zur Ruhe, so dass wir uns soweit fuehlten, nun wirklich ans Ausruhen denken zu koennen. Wir fuhren voll freudiger Erwartung in den lange ersehnten Urlaub, der gleich am ersten Urlaubstag damit endete, dass uns ein Esel ins Auto rannte. Warum nur musste das passieren? Wir brauchten so dringend Erholung vor Beginn des naechsten Schuljahres!


Aeh, geht es noch deutlicher? Ein Esel im Auto????? Was fuer Zeichen soll Gott noch schicken, damit D. begreift, dass er da am falschen Platz ist.Der Brief ist ein einziges Gejammer ueber persoenliche Katastrophen, Missgeschicke und Krankheiten. Ein Nachmittag im Wartezimmer eines Arztes ist da noch aufbauender.

Allerdings wird die Leidenshistorie geschickt im Sinne der Gehirnwaesche reframed:

Einer unserer Freunde, selber langjaehriger Missionar in Suedamerika, machte uns Mut, indem er uns bestaetigte, dass die meisten Langzeitmissionare einen schweren ersten Term hatten, in dem Gott sie einerseits pruefte, andererseits aber eben auch im Dienst bestaetigte (?). Ein wenig fuehlen wir uns so. Geprueft auf Herz und Nieren, aber doch mit der Gewissheit: Hier ist unser Platz!

Manche Menschen lernen es nie. Auch die negativen Programmierungen der Gebetsanliegen sprechen eine deutliche Sprache:

- Dank, dass nichts Schlimmeres passiert ist
- Dank, dass unser Spendenkonto nicht weiter ins Minus geraten ist
- Um mehr Ruhe in der Nachbarschaft, bzw. dass wir trotz Laerm ausruhen und arbeiten koennen
- Die vielen Arzttermine sind langsam laestig. Bitte betet um Geduld fuer A., und dass der Bandscheibenvorfall gut verheilt.


Ein Studium des Metamodells zur optimierten Gebetsformulierung und -erfuellung taete hier gut.

Genug der besinnlichen Worte. Gott segne Euch!

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