Dienstag, April 02, 2013

Horsts Eier werden gequetscht

Als Frau und Sohn zum Spaziergang aufbrechen, klingelt es an der Tür. Horst stürmt herein, im Mund die obligatorische Rot-Händle-Kippe, die unseren Flur sofort in dichte Rauchschwaden hüllt.


»Moin, Horst. Darf ich dich auf den Balkon bitten. Bei uns lebt ein Kind.«

»Deine Probleme möchte ich haben, Bresser«, grunzt Horst, läuft aber brav zum Balkon.



»Die habe mich am Arsch«, eröffnet er mir im Freien.

»Wer, warum, wie?«, fragte ich verwirrt.

»Ich haben einen Strafbefehl über 50.000 Euro erhalten. Die haben mich richtig an den Eiern und quetschen sie, bis ich vor Schmerzen kapituliere.« Er blickt über die Brüstung. »Wie hoch ist es eigentlich bis unten?«

»Mach keinen Mist, Horst.« Ich ziehe ihn vom Balkonrand weg. »Erzähl doch mal von Anfang an.«



»Was gibt es da groß zu erzählen? Bestechlichkeit im Amt. Groenewald soll 30 Riesen zahlen, Krischi Wulff 20. Bei mir machen Sie ein Fass auf und wollen 50. Kannst du mir was leihen?«

Ich öffne mein leeres Portemonnaie und halte es ihm vor die Nase.

»Sorry. Aber was hast du mit unserem ehemaligen Bundespräsidenten zu tun? Wo hast du dich bestechen lassen?«

Horst wird mir immer rätselhafter.



»Du kennst mich erst seit ein paar Wochen. Aber du musst nicht glauben, dass mir immer wie jetzt die Sonne aus dem Arsch schien. Vor zwei Jahren habe ich zufällig vor Wulffs Butze in Großburgwedel auf dem Bürgersteig übernachtet. Sein Chauffeur hat mich gesehen und weiterpennen lassen. Das war es.«

»Und Dein Vorteil?«

»Ich habe nichts Negatives über Wulff als Chefredakteur in meiner Obdachlosenzeitung Asphaltbote geschrieben. Da drehen die mir jetzt einen Strick draus. Aus dem Bürgersteig wurde in der Anklage die Honeymoon-Suite im Ritz-Carlton. Aus dem vertrockneten Brötchen, das ich Wulffs Tauben geklaut habe, wird ein Vier-Gänge-Menü bei Lafer. Der Dreck an meinen Klamotten stammt von einer Champagnerdusche mit Betti.«

»Alles gelogen«, stelle ich fest. Horst steckt sich eine neue Rot Händle zwischen die Lippen.



»Irgendjemand hat mich bei der BILD denunziert. Angeblich habe ich Kai Diekmann gedroht, ihm mit seinem Schmierblatt die Hühnerbrust zu branden.«

»Ein infame Lüge.«

»Nee, das stimmt. Aber dafür sollte man mir 50.000 zahlen, oder.«

»Und nun?«, frage ich.



»Du kennst dich doch mit Medien aus, Bresser. Ich verkaufe meine Story an die Praline. Die setzen mir barbusige Dekobunnies in die Butze. Mit denen fliege ich nach Begleichung meiner Schulden nach Saint Tropez und lasse auf Kosten der Zeitung die Sau raus. Was hältst du davon?«

»Du fährst, wenn auch unabsichtlich, den Karren in Dreck und profitierst noch davon? Fühlt sich für mich nicht richtig an.«



Horst blickt mich verächtlich an. »Dir fehlt jeglicher Weitblick. Nutze das Böse zu deinen Gunsten, so dass es sich ins Gegenteil umkehrt. Ich lasse mir viel nachsagen, aber nicht, dass ich dümmer bin als Christian Wulff.«

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