Donnerstag, Juni 27, 2013

Horst McDonald's

Marten will nach dem Schwimmen zu McDonald‘s. Ich nicht, Marten gewinnt aber wie immer. Wir fahren mit meinem altersschwachen Fort bei McDrive vor.


»Ein Big Mac, zwei Hamburger.«

Eine Qualmwolke dringt aus dem Fenster.

»Als Menü oder einzeln?« Eine Hustenattacke folgt. Wenn mich nicht alles täuscht, klingt der Husten nach…

»Horst, bist du es?«



»Schrecklich. Noch nicht mal auf der Arbeit bin ich vor dir sicher, Bresser.«

»Warum arbeitest du denn bei McDoof?«

»Vorschlag der ARGE. Finde ich gut, wollte schon immer richtig kochen lernen. Heute McDrive, morgen brutzele ich Buletten, übermorgen Pommes. Wenn ich mich gut führe, steht dann das Grünzeug an. Und als Erfrischung schlürfe ich ein leckeres McPils. Das Leben ist herrlich.«

»McDonalds-Fraß ist ungesund, die behindern die Bildung von Betriebsräten und roden Amazonaswälder für den Soja-Anbau. Nachhaltig sieht anders aus.«

»Man könnte fast glauben, du willst nicht, dass ich arbeite, Bresser. Ein Pilsken zum Runterkommen?«

»Ich trinke nicht beim Autofahren.«

Der Autofahrer hinter uns hupt.



»Gute Einstellung, Bresser. Sag dem Schwachmaten hinter dir, er soll den Ball flach halten. Für einen kleinen Schnack zwischendurch muss Zeit sein. Ich kläre dich jetzt kurz über meinen neuen Arbeitgeber auf: Der Fraß ist besser als sein Ruf. Die Ratten hinterm Haus haben die Reste gefressen und strahlen über alle Barthaare. Der nächste Betriebsrat werde ich, alles mit den Kollegen bekakelt. Und wegen der Urwaldabholzung habe ich vorhin eine giftige Mail an die Geschäftsleitung geschickt. Du siehst, alles wird gut. Prost.«

Mittlerweile hupen fünf Autos. Ich winke ihnen beruhigend zu.

»Ich habe Hunger. Wann kocht der Horst uns was?«, quengelt jetzt auch Marten.

»Bringst du uns bitte unser Essen. Wir können noch zu Hause reden.«



»Erst aufrauchen. Hektik und Stress verursachen schlimme Krankheiten«, sagt Horst.

»Kraschinski, Sie Flachpfeife. Sie sind entlassen. Nennen unseren Deutschland-Chef einen Vollpfosten, der Brasilien vernichtet hat und Deutschlands Kinder in die Fettleibigkeit schickt. Außerdem herrscht hier Rauchverbot. Sie haben ab sofort Hausverbot.«

Eine Minute später tritt ein feixender Horst vor die Tür.

»Nehmt ihr mich mit?«

»Tut mir Leid, dass du deinen Job verloren hast.«

Horst zaubert eine Zigarette hinter dem Ohr hervor.



»Kein Problem. Ich habe die Schulungsunterlagen geklaut. Jetzt gründe ich McHorst und starte durch. Kartoffeln ins die Mikrowelle, Buletten in den Toaster und Grünzeug in die Fritteuse. Statt Fast Food speist Hannover Horst Food.«

»Ist das dein Ernst, Horst?«, fragt Marten verwirrt.

»Klar, mein kleiner Freund. Und dein Vater spielt den rothaarigen Clown und unterhält meine Gäste. Das wird eine nachhaltige Gaudi.«

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