Montag, Juni 17, 2013

De Maizière kauft Horst-Hawk

Morgens beim Frühstück schwappt mir die Kaffee über den Tassenrand. In Horsts Wohnung rumst es, als würde gerade Sodom vernichtet. Wir schauen uns besorgt an. Vor allem, da es eine Minute später wieder kracht.


»Geh doch mal nach dem Rechten schauen«, schlägt meine Liebste vor. Ich haste los, vielleicht kann ich größeren Schaden verhindern.



Vorsichtig öffne ich die Wohnungstür, dann die Stubentür. In dem Rauch durchfluteten Raum entdecke ich eine Wäscheleine, die diagonal von der Decke am Fenster bis zur Türschwelle verläuft. Eine seltsame Konstruktion. Vor allem der Bierkasten voll zerbrochener Flaschen vor der Tür, der an dieser Wäscheleine hängt. Eine schöne Sauerei.

»Moin, Horst. Kegelst du mit Bierkästen?«, frage ich verblüfft.

»Es sieht doch jeder Blinde, dass ich arbeite, Bresser. Nur du nicht. Ich bereite meine Selbstständigkeit vor.«

»Wer bezahlt dich dafür, Flaschen zu zerstören?«



Horst fischt sein Roth-Händle-Päckchen aus seiner Jogginganzugsjacke.

»Das Projekt ist topsecret. Ich sage nur Horst Hawk. Eigentlich müsste ich dich eliminieren, nur weil du das Sperrgebiet betreten hast.« Horst zielt mit seiner Zigarette auf mich.

»Ich kann schweigen«, beteuere ich.

»Da hat mir deine Frau anderes erzählt, aber ich bin leichtgläubig. Mein Fallmanager hat mir den Tipp gegeben, dass Verteidigungsminister de Maizière Drohnen kauft. Habe ich in der Zeitung nachgelesen. Korrekt. Die baue ich jetzt auch.«

»Du hast doch keine Ahnung von Waffenkonstruktion. Ist das nicht ein gewagtes Vorhaben?«



Horst blickt mich verwirrt an. »Die Amis doch auch nicht. Trotzdem hat sie das Verteidigungsministerium gekauft. Außerdem ist Horst Hawk besser als dieser Euro-Hawk-Scheiß. Du siehst einen Taliban mit einer Kalaschnikow, beförderst Horst Hawk geladen mit süffigem Herri vor seine Füße, der probiert und vergisst alle Jungfrauen, die im Paradies auf ihn warten. Der de Maizière braucht dringend ein Erfolgserlebnis. Ich verscherbele ihm meine Super-Duper-Drohne für läppische 40 Millionen, und der Dödel bleibt im Amt. Ist ein Super-Deal für beide. Schreibst du mir ein Geschäftskonzept? Wenn wir das verkaufen, würde ich dir 39 Millionen abgeben. Ich bin bescheiden.«

Ich denke über Marten nach, der sich eine neue Eisenbahn wünscht. So richtig in Urlaub waren wir auch lange nicht mehr. Vielleicht ein eigenes Haus. Alles erfüllbar mit Horsts Millionen.

»Sorry, Horst. Ich arbeite nicht fürs Verteidigungsministerium. Mensch kann doch nicht ernsthaft für eine bessere Welt eintreten und selbst fürs Militär arbeiten.«



Horst öffnet ein Bier.

»Du bist und bleibst ein Blödmann, Bresser. Was meinst du, worauf Horst Hawk abzielt? Wir verkaufen noch diverse andere sinnlose Projekte an die Berliner Idioten, dann gehen die pleite und das Verteidigungsministerium wird abgeschafft. Tue Gutes und kassier dafür.«

»Meine Nackenhaare sträuben sich. Ist das nicht betrügerisch?«

Horst leert seine Flasche.



»Das ist Lobbyismus, Bresser. Politische Bildung würde dir guttun. Wir bekämpfen Nonsens mit Nonsens. Und wenn wir mit Deutschland fertig sind, verkaufen wir an die Taliban, Syrien und den Iran. Wenn ich auch sonst zu nicht viel tauge: In 10 Jahren habe ich den Weltfrieden sichergestellt. Prost.«

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