Dienstag, April 25, 2006

Ich hebe mich positiv vom Grossteil der Deutschen ab

Ja, nun wisst Ihr es. Eigentlich hatte ich mir bisher nur wenig Gedanken ueber mich und meinen persoenlichen Status in Gesamtdeutschland gemacht, aber Gott sei Dank, gibt es Onkel E.

Mit ihm bin ich ueber meine Grossmutter muetterlicherseits verwandt, und er plant jetzt ein Familientreffen. Ach, dachte ich, kann ja ganz interessant sein. Mit dem Zweig der Familie hatte ich bisher so gut wie nichts zu tun. Warum nicht die ganze Sippschaft einmal kennenlernen?

Ja, warum eigentlich nicht? oder warum eigentlich? Onkel E. hat sich freundlicherweise zur Organisation des Meetings bereiterklaert und verschickt zur Info der Teilnehmer Rundbriefe.

Anfangs fand ich diese sehr erheiternd. So wollte er von allen Verwandten Adressmaterial zugeschickt bekommen. Diese Adressen will er sammeln und dem Interessierten gegen einen kleinen Kostenbeitrag von 5 € pro Adresse zur Verfuegung stellen. Es duerfen aber nur 5 Adressen pro Woche bestellt werden. Seltsames Geschaeftsmodell, oder. Wenn ich den Kontakt zu einem Verwandten wuensche, frage ich ihn beim Treffen doch einfach, und ich schaetze die Adresse kostet mich nichts. Onkel E. ist im Uebrigen m.E. einer der Wohlhabendsten Gestalten in meinem Verwandtschaftskreis. Hat er das noetig?

Diese Rundbriefe sind aber wirklich ein Sammelsumrium an Abstrusitaeten, deren komplette Aufzaehlung einen Monat Arbeit benoetigen wuerde. So scheint Onkel E. im reiferen Alter den heiligen Geist erfahren zu haben. Er referiert vermehrt ueber seinen Glauben, wobei er aber alle Family-Members mit einem kollektiven "wir" vereinnahmt. In dieser Zeit und dieser Umgebung finden wir die Glaubensausrichtung unserer Vorfahren.
Wir sind heute noch mehr oder weniger davon gepraegt und heben uns sicher noch positiv aus der Masse der uebrigen Deutschen ab.
Woher weiss er, was ich glaube? Ich habe den Mann ca. 3-4 Mal gesehen.

Besonders entzueckend fand ich noch die Dreingabe eines anderen Verwandten, der mit seiner Sekte wortwoertlich nach der Lutherbibel lebt.

Wir entgegnen nur aus dem Bemuehen heraus, Gottes Wort ohne Abstriche zu verstehen und in die Tat umzusetzen:
Ist der Herr Jesus alleiniger Zielpunkt, wenn die jeweiligen Christen zusammenkommen? Kann Er uneingeschraenkt Herr Seiner Kirche sein, oder sind jene Christen nebenbei — oder gar hauptsaechlich — evangelisch, katholisch freikirchlich oder... oder....?
Es ist zu fragen: Was wird Christus alles an die Seite gesetzt, was Ihm gar uebergeordnet? Welche Personen, Traditionen oder Strukturen haben die Menschen noch neben oder gar über den alleinigen Herrn der Kirche gestellt?
Wir wollen mit diesen Fragen einzelne so genannte Kirchen nicht angreifen. Die Glaeubigen in jenen Kirchen und Gemeinschaften können selbst den Unterschied dessen, was bei ihnen geschieht, zu der oben angefuehrten Stelle in Matthäus 18,20 erkennen.
Gottes Wort kennt also nicht die historisch gewordenen Kirchen und Christlichen Gruppierungen, obwohl in ihnen fraglos echte Glaeubige zu finden sind. Die Heilige Schrift macht uns mit einer Stelle, wie der in Matthaeus 18,20 angefuehrten, deutlich, wie und wo Kirche nach den Gedanken Gottes heute verwirklicht werden kann: da naemlich, wo sich die Glaeubigen zum Namen Jesu und zu Seiner Person als alleinigem Ziel- und Mittelpunkt zusammenfinden.


Alles klar? Ich ueberlege mir noch, ob ich dieser Festivitaet beiwohnen werde. Familientreffen ja, Bibelgruppe nein. Obwohl sich da bestimmt genug Stoff fuer neue Romane bietet. Erschwerend kommt hinzu, dass ich verpflichtet wurde, nicht laut loszulachen, wenn Onkel E. warmen Religionsbalsam ueber die Haepter der Anwesenden traeufelt. Das iat ja mal eine Herausforderung.

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