Samstag, Juli 09, 2011

Michael Gantenberg: Urlaub mit Esel


Indische Ashrams, japanische Zen-Klöster, die nordafrikanische Sahara: Seit jeher reisen Menschen zu magischen Orten, um die Verbindung zur spirituellen Energie, um zu sich selber zu finden. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute direkt vor der Haustür liegt.

Gymnasiallehrer Björn freut sich auf den alljährlichen Toskana-Urlaub mit Ehefrau Karin, als diese ihm eröffnet, sie habe die Buchung storniert. Er müsse alleine wegfahren und den Urlaub ohne sie verbringen. An einen Ort, nach dem sich jeder inländische und ausländische Tourist sehnt, der Uckermark, der gefühlt einsamsten Gegend Deutschlands im tiefsten Osten nahe der polnischen Grenze.

Björn sträubt sich. Aber als Karin ihm verdeutlicht, dass ihre Beziehung von dieser Reise abhängt, willigt er ein, ohne ihre Gründe weiter zu hinterfragen. Leider darf er den ungewollten Trip nicht alleine absolvieren: Der permanent flatulierende Esel Friedhelm begleitet ihn auf all seinen Wegen.

Dort trifft er viele gestrandete Gestalten wie den Mörder Markus und die verwitwete Sabine, deren schrille Stimme Sektgläser zum Platzen bringen kann. Doch seine anfängliche Antihaltung gegen alles und jeden wandelt sich im Laufe der Reise. Er beginnt seine Beziehung mit Karin , seine berufliche Karriere Revue passieren zu lassen und fängt an umzudenken. Und siehe da: Er fühlt sich glücklich. Auch ohne Karin.

"Urlaub mit Esel" fesselt durch Situationskomik und die skurril liebenswerten Gestalten, die dem Leser im wilden Osten Deutschlands begegnen, allen voran Protagonist Björn. Doch hinter der vordergründig lustigen Geschichte stekt eine tiefere Wahrheit. Und die wird dem Leser nicht mit dem Baseballschläger eingebläut. Das ist wie bei Michael Gantenbergs letztem Roman "Zwischen allen Wolken" große Kunst.

Ich kann dieses litarische Kleinod nur wärmstens empfehlen. Grandiose Unterhaltung mit Tiefgang.

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