Wir Detektive sind ein konservativer Haufen. Unser Metier befasst sich seit jeher mit den Geschäftsfeldern Entführung, Raub und Mord. Grob umrissen. Was hat sich in den letzten Jahren getan? Nicht viel. Höchstens Computerkriminalität, aber dazu musst du Spezialist sein. Ich kann so eine Kiste gerade mal anstellen und etwas googeln. Mehr brauch ich nicht.
Doch als ich letzte Woche die Zeitung aufschlug, entdeckte ich ein neues Betätigungsfeld: Literaturdetektiv.
Da soll die hochgejubelte Jungautorin Helene Hegemann in ihrem Roman Axolotl Roadkill ganze Passagen von einem Internetroman abgekupfert, teilweise sogar wörtlích übernommen haben. Mhm.
Und dann das: Jens Lindner, ein Facebook-Kumpel von Micha, soll seinen Roman Döner for one an Janet Evanovichs Einmal ist keinmal orientiert haben. Mhm. Gibt er sogar zu.
Da kam mir die Idee mich bei den Verlagen als Plagiatsscout zu verdingen. Keiner kann doch alle Bücher dieser Welt kennen und diese mit den angebotenen Manuskripten vergleichen. Nur einer: Der beste Schnüffler im Münsterland. Wenn Günni Grass Passagen des Butts aus einem japanischen Fischkochbuch übernommen hätte, ich würde es herausfinden. Wenn Evangelist Lukas die Weihnachtsgeschichte von einer Schiefertafel aus dem Neanderthal übernommen hätte, Dieter Nannen würde den dreisten Storydieb auf dem Silbertablett der Justiz überreichen.
Doch wird das gewollt? Wahrscheinlich nicht. Frau Hegemann hat nach eigener Aussage nicht abgeschrieben, sondern nur gesampelt. Aha. Nun wird sie für den Leipziger Buchpreis vorgeschlagen. Das Buch des guten Jens Lindner wurde hingegen vom Verlag sofort zurückgezogen. Es scheint also reine Glückssache zu sein, ob ein Plagiat als dreister Ideenklau oder moderne Erzähltechnik aufgefasst wird.
Dieses Geschäft ist mir zu unsicher. Schnüffler bleib bei deiner Knarre, wie ein altes Sprichwort lautet. Wenn ihr mich beauftragt, bekommt ihr ehrliche Arbeit. Originell und authentisch.
Euer Dieter, der beste Privatdetektiv in Dülmen
